Dieser Verein ist etwas Besonderes Schnapsidee wird zum „Flächenbrand“

Saarbrücken · Mit einem Auto für einen Kameruner Arzt fing es an. Aber wie es dann weiterging, hätten sich die jungen Leute um Aline Becker und Maximilian Zitzke nicht träumen lassen, als sie beschlossen, mit dem Verein Wiwo e.V. die Welt etwas besser zu machen.

 Anderen helfen kann viel Spaß machen. Die jungen Menschen von WiWo bringen viel Engagement mit, und sie reisen viel – wenn nicht gerade Corona ist.

Anderen helfen kann viel Spaß machen. Die jungen Menschen von WiWo bringen viel Engagement mit, und sie reisen viel – wenn nicht gerade Corona ist.

Foto: WiWo

Beim Begriff Schnapsidee denkt man an vieles: Jugendlicher Sturm und Drang, Leichtsinn, ja vielleicht auch Knochenbrüche. Ein junger, gemeinnütziger Verein, der Hilfsprojekte rund um den Globus umsetzt, steht wohl eher am unteren Ende der Assoziationsskala.

Und doch: Aline Becker und Maximilian Zitzke von „WiWo e.V.“ – ein Akronym für Wir wollen was bewegen – beschreiben die Gründung des Vereins als Ergebnis einer Schnapsidee.

2012 war das, alle seien sie damals noch Studierende gewesen, alle immer schon gerne gereist. Zwei der heutigen WiWos seien damals in Madagaskar anderen Reisenden begegnet, die gerade aus Kamerun kamen. Und die wiederum haben ihnen von Georges Bwelle erzählt, einem Chirurgen der Kameruner Uniklinik, der ehrenamtlich Menschen im Busch operiert.

Zurück in Deutschland war die Geschichte Thema im Freundeskreis. Und dann: Die Schnapsidee. „Wir  dachten: Warum kaufen wir Georges nicht das Auto, das er so dringend für seine Arbeit braucht?“, erzählen Becker und Zitzke.

Gesagt, getan. Auf die Vereinsgründung folgte ein regelrechter „Flächenbrand im Freundeskreis“, so nennen die beiden es. Eineinhalb Jahre nach ihrer Gründung hatten die WiWos die nötigen Spendengelder zusammen. „Wir dachten das wäre der schwierige Part“, lacht Zitzke, „bis wir das Auto dann nach Kamerun verschiffen mussten“.

Doch auch das haben die WiWos geschafft. Und danach einfach weitergemacht. 2015 bauten sie gemeinsam mit dem Völklinger Verein „Hilfe für Ayacucho“ einen Spielplatz in dem abgelegenen Andendorf. Ein wahrliches Dauerprojekt ist die Zusammenarbeit mit der „Abato Foundation“ in Uganda. Seit 2014 unterstützen sie den Projektpartner und Betreiber einer Schule mit dem Bau von zusätzlichen Schulgebäuden und weiteren Toilettenanlagen. Im ugandischen Tiiti haben sie den Bau eines Kindergartens und Gesundheitszentrums realisiert. Besuche vor Ort stehen regelmäßig an, meist einmal im Jahr. „Wir sind viel unterwegs, der Jahresurlaub geht da schon drauf“, geben Becker und Zitzke zu. „Wenn da dann aber plötzlich ein Schulgebäude im Busch steht – das ist wie ein Treibstoff für uns“, ergänzen sie mit glänzenden Augen.

Die WiWos laden ihre jeweiligen Projektpartner aber auch nach Deutschland ein, „wir begegnen uns auf Augenhöhe, pflegen ein Miteinander, sie sind Freunde“, betont Zitzke. Die Projekte  sollen dabei immer nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe sein. „Wir wollen keinen Reis für die Menschen kaufen, sondern bewirken, dass die Menschen sich ihren Reis dort langfristig selbst kaufen können“, erklärt Becker.

Aktuell sei aber vor allem auch Krisenintervention angesagt:  „Die Menschen in Uganda können im Moment nicht arbeiten, die Lebensmittelpreise gingen extrem hoch, da haben wir jetzt auch mal Geld für Essen geschickt, wir lassen unsere Partner nicht hängen“.

Auch die Arbeit hier vor Ort hat sich für die WiWos mit der Pandemie extrem verändert. „Wir sind eng mit der hiesigen Kulturszene verbunden“, betont Zitzke. Man kann bei WiWo Mitglied werden, einmalig spenden oder eine Patenschaft übernehmen. Man kann es sich aber auch bei ihren Charity-Dinnern, Viertelfest- und Osthafenfestständen oder auf ihrem jährlich stattfindenden eigenen Weihnachtsmarkt gutgehen lassen und somit Gutes tun. Alles Dinge, die im Moment eben nicht möglich sind.

So ist das neueste, noch in den Kinderschuhen steckende Projekt der WiWos erstmal auf die reine Spendenfinanzierung angewiesen. „Ich arbeite als Psychologin in der Universitätsambulanz“, erklärt Aline Becker, „und bin dort auf die Problematik aufmerksam geworden, dass bei Geflüchteten Psychotherapie im Regelfall zwar übernommen wird, die dazu etwaig notwendigen Dolmetscherkosten aber nicht“.

Eine einheitliche Regelung gebe es dazu nicht, oft sei es eine bürokratische Einzelfallentscheidung und somit nicht gerade förderlich für die oft dringliche Aufnahme einer Psychotherapie. Mit der Einrichtung eines Hilfsfonds wollen die WiWos eine unbürokratische Erstattung von Sprachmittlungskosten ermöglichen, die jedem Psychotherapeuten nach kurzer, formaler Überprüfung zur Verfügung steht.

Gleichzeitig wollen sie so auch Therapeuten motivieren, sich an das Thema Therapie von Geflüchteten heranzutrauen. „Im Moment gibt es kaum niedergelassene Psychotherapeuten, die Geflüchtete behandeln, eben wegen der Sprachbarriere und dem komplizierten Verfahren für eine Übernahme der Dolmetscherkosten“, erklärt Becker.

„Die Uniambulanz ist die derzeit einzige wirkliche Anlaufstelle, die Geflüchtete sogar vorrangig behandelt“, ergänzt sie. Eine wichtige Information, wie sie anmerkt. Denn Geflüchtete überhaupt über eine Therapiemöglichkeit zu informieren  und sie im zweiten Schritt an diese heranzubringen ist ebenfalls Ziel des Projektes.

Betroffene können sich zwecks Kontaktherstellung mit der Universitätsambulanz unter info@wiwo-world.com an den WiWo e.V. wenden, ebenso wie niedergelassene Psychotherapeuten zwecks Förderung aus dem Fonds. Weitere Informationen zu dem Verein WiWo und den Spenden-Möglichkeiten gibt es auf der Internetseite www.wiwo-world.com

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