Konzert und Lesung „Pianist aus den Trümmern“ bewegt die Saarbrücker

Saarbrücken · Aeham Ahmad erzählte mit seinen Liedern im Saarbrücker Passage-Kino vom Leid und von der Trauer des syrischen Volkes.

 Zu Pianist Aeham Ahmad (links) gesellte sich Autor Andreas Lukas auf die Bühne, der aus seinen Geschichten aus „Taxi Damaskus“ las.

Zu Pianist Aeham Ahmad (links) gesellte sich Autor Andreas Lukas auf die Bühne, der aus seinen Geschichten aus „Taxi Damaskus“ las.

Foto: Sebastian Dingler

Eigentlich ist ja ein Trio angekündigt beim Auftritt des palästinensisch-syrischen Pianisten Aeham Ahmad. Doch dann sitzen da vier Musiker auf der City-Showbühne des Passage-Kinos, zusammen mit Autor Andreas Lukas mutiert das Ganze am Ende sogar zum Quintett. Ahmad ist berühmt geworden als der „Pianist aus den Trümmern“. So trat er mitten im Bombardement auf einem öffentlichen Platz seiner Heimatstadt Jarmuk auf. Mit seiner Band wollte er ein Zeichen setzen, dass es friedliche Menschen sind, auf die Bomben geworfen werden. Zwei seiner Mitmusiker wurden dabei getötet, er selbst bekam Bombensplitter in die Hand. „Aber für mich war es so wichtig, zu zeigen, dass ich mit der Musik für den Frieden kämpfe“, sagt Ahmad nach dem Konzert. Überall habe es gehießen, es lebten Terroristen in seiner Stadt. Mit den echten Terroristen, nämlich jenen des Islamischen Staats, hatte der Pianist später leidvollen Kontakt: Sie verbrannten sein Klavier vor seinen Augen, weil sie Musik aus religiösen Gründen ablehnten. Um das klarzustellen, meint Ahmad, dass der Islamische Staat für ihn nichts mit dem Islam zu tun habe. 2015 flüchtete er über die Balkanroute nach Deutschland und erspielte sich auch hier einen guten Ruf als Musiker.

Der Auftritt im Passagekino kam über Kontakte seines aus Riegelsberg stammenden Schlagzeugers Oliver Brandt zustande. Dieser komplettierte die Band zusammen mit Bassist Magnus Zimmer. Zum Quartett wurde die Formation aufgrund des Gast-Einsatzes von Zeljko Crncic. Der Percussionist hat die Musiker eigentlich zusammengebracht. Ahmad habe nach Mitmusikern gesucht, Crncic kannte Zimmer und Brandt. Bei seinen Songs singt Ahmad auf Arabisch, nur einmal zitiert er das deutsche Schlaflied „Schlaf, Kindlein, schlaf“. Immer wieder fordert er die Besucher zum Mitsingen auf, was diese auch bereitwillig tun. Auch wenn man die Texte nicht versteht, so kann man sich vorstellen, dass die Lieder von Trauer und Leid erzählen. Die molllastigen arabischen Tonfolgen tragen ihr Übriges dazu bei, Ahmad singt eindringlich bis in höchste Lagen dazu.

Und dann gibt es ja noch die Lesung: Zusammen mit dem im Saarland aufgewachsenen Autor Andreas Lukas hat der Pianist das Buch „Taxi Damaskus“ verfasst, eine Sammlung von Geschichten aus dem kriegsgebeutelten Damaskus. Etwa jene von der Gruppe von Kindern, an die sich der Ich-Erzähler und Taxifahrer behutsam annähert. Denn diese sind schwer traumatisiert und haben Angst. Um den schrecklichen Erinnerungen zu fliehen, schnüffeln sie Klebstoff. Gierig reißen sie dem Taxifahrer das Fladenbrot aus der Hand, das er für solche Fälle immer dabei hat. Eine andere Episode handelt davon, dass der Taxifahrer einen jungen Maler mit ins Zentrum nimmt: Dieser soll dort mit Farbe eine Brücke verschönern. Der Ich-Erzähler sinniert darüber, ob das gut ist, den Menschen dieses Bild einer heilen Welt zu vermitteln. Andererseits tun etwas Farbe und etwas Fröhlichkeit gut im schrecklichen Kriegsgeschehen.

Zum Ende des Konzerts liest Lukas eines von drei Gedichten, die er dem Buch beigesteuert hat, während die Band dazu spielt. „Wo ist das Licht geblieben?“ heißt es und beschreibt den untergegangenen Glanz Syriens. Zum Schluss heißt es: „Und am Ende steht allein die Frage: Warum?“. Das Publikum ist sichtlich davon berührt und spendet langen Applaus.

Am Freitag, 13. März, geht es auf der City-Showbühne des Passagekinos weiter mit der Band Bad News from Tony. Am Samstag, 14. März, ist dort Detlev Schönauer auf seiner Abschiedstour zu sehen. Beginn jeweils 19.30 Uhr.

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