Lesung Kreatives Frauen-Team schreibt Roman

Saarbrücken · 12 Teilnehmerinnen eines Kurses „Kreatives Schreiben“ stellen in Saarbrücken ihr Werk „Graudorf“ vor.

 Sonja Ruf (links), Leiterin eines Kurses in der Frauenbibliothek Saar, und ihr Team lasen in Saarbrücken aus ihrem unterhaltsamen Roman.

Sonja Ruf (links), Leiterin eines Kurses in der Frauenbibliothek Saar, und ihr Team lasen in Saarbrücken aus ihrem unterhaltsamen Roman.

Foto: Dingler

In einem kleinen Dorf im Warndt geschehen seltsame Dinge: Leute treffen sich zufällig nach vielen Jahren wieder, Hügel haben die Form von Pilzen und beherbergen einen Goldschatz. Aber das Unglaublichste: Ein Journalist fährt einen grünen Aston Martin (fast) wie James Bond, dessen Sportwagen war allerdings grau. Das kuriose Sammelsurium ist Teil des phantasievollen Romans namens „Graudorf“.

So heißt auch das fiktive Dorf, in dem sich so skurrile Gestalten tummeln wie eine Trans-Frau, die früher Profiboxer war und Harald Hammerschlag hieß, ein feuer-phobischer Feuerwehrchef sowie eine Kneipenwirtin, die vom Ruhm als Köchin träumt und sich zum ersten Mal in eine Frau verliebt hat. So vielfältig wie das Personal von Graudorf, so unterschiedlich sind auch dessen Schöpferinnen: Sie entstammen alle dem Kurs „Kreatives Schreiben“, den Sonja Ruf in der Frauengenderbibliothek Saar anbietet. Zwölf Teilnehmerinnen haben am Roman mitgeschrieben. „Wir haben uns zuerst einen Titel überlegt, dann den Ort gebaut, dann die Figuren erfunden und anschließend miteinander verknüpft.“ Schon allein daraus habe sich schon viel Material für den Roman ergeben.

Was noch fehlte: Ein gemeinsames Problem und etwas, wo sich am Ende alle Stränge bündeln. Das war dann das Dorffest von Graudorf. Jede Teilnehmerin habe eine Figur des Romans bekommen, die sie ausführlich beschreiben sollte. Rein willkürlich habe man entschieden, welche Figur mit welcher verknüpft wird. Sonja Ruf musste dann alles zusammenführen, das sei viel Arbeit gewesen. Es ist das zweite Mal, dass die Erzieherin und freie Autorin einen Gemeinschaftsroman formt und begleitet. Jetzt hofft sie, dass „Graudorf“ auch veröffentlicht wird. Aber zunächst lasen sieben der zwölf Autorinnen und Ruf in der Frauengenderbibliothek 15 der 80 Seiten starken Geschichte vor.

Theo Scharf, Lebemann und Journalist, steuert seinen Aston Martin tatsächlich noch mal in sein Heimatdorf, weil er einer unglaublichen Geschichte auf der Spur ist. Sollte sich tatsächlich Gold unter den Graudorfer Hügeln befinden? Im Dorf begegnet er gleich mal Gerda Diekötter  – in Jugendzeiten hatten die beiden etwas miteinander. Eine Liebschaft hätte gerne auch die Wirtin des Wilden Bären, Hilda Krüger. Zum ersten Mal hat sie sich in eine Frau verliebt, jedenfalls in eine Trans-Frau, nämlich Tatou Millefleur. Diese fühlt sich einsam in ihrer Umgebung und geht deshalb gerne in die Dorfkneipe. Nach und nach werden auch die anderen Charaktere eingeführt.

Die acht Vorleserinnen machen Appetit auf die humorvolle und abwechslungsreiche Geschichte, die davon lebt, dass so unterschiedliche Charaktere aufeinanderprallen. Sprachlich gibt es nichts zu bemängeln, allerhöchstens ist die eine oder andere Beschreibung etwas zu ausladend. Dass aber überhaupt bei so einem Projekt ein unterhaltsamer Roman herausgekommen ist, nötigt Respekt ab. Das Konzept von Kursleiterin Sonja Ruf scheint aufgegangen zu sein: „Am Anfang bin ich so eine Art Hebamme, die die Kreativität herauslockt, weil ich davon überzeugt bin, dass jeder Mensch ein Künstler ist. Am Ende bin ich so eine Art Domina, die dann sagen muss, ihr schreibt jetzt das Gespräch zwischen dem und dem.“

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