#bestof2022 Zu Besuch in der Psychiatrie – Teil 3: „Diese Woche will ich mich nicht selbst verletzen“

Serie | Saarbrücken · Wie sieht eigentlich der Alltag in einer Psychiatrie aus? Um dieser Frage nachzugehen, haben wir an vier Tagen die Saarbrücker Sonnenberg-Kliniken besucht und mit Ärzten, Pflegepersonal und den Patienten geredet. In Teil 3 der Serie sind wir auf der Adoleszentenstation. Junge Erwachsene mit teils bedrückenden Schicksalen schildern hier ihre Situation und versuchen, sich ein normales Leben zu erarbeiten.

Saarbrücken: Einblicke in die  Adoleszentenstation auf dem Sonnenberg
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Einblicke in die Adoleszentenstation auf dem Sonnenberg in Saarbrücken

13 Bilder
Foto: Oliver Dietze

„Ich bin hier im Ferienlager. Nur, dass es eben auch Therapie gibt.“ Emma* lacht leise. Die 18-Jährige sitzt auf ihrem Bett in Haus 16 der Psychiatrie des Sonnenberges in Saarbrücken auf der sogenannten Adoleszentenstation. Hier soll Menschen geholfen werden, die bereits in jungen Jahren in Lebenskrisen stürzen. Im Falle von Emma beginnt diese Krise bereits vor ihrem zwölften Lebensjahr. Ihr Vater habe sie „schikaniert“, erzählt sie, ohne genauer beschreiben zu wollen, was vorgefallen ist. Sie beginnt von Zuhause wegzulaufen, gerät an falsche Freunde und auch früh an Alkohol. Mit zwölf wird Emma schwanger und treibt das Kind mit „Unmengen von Alkohol“ ab. In den darauffolgenden Jahren stürzt Emma von Krise zu Krise. Unter ihren Ärmeln sind Narben sichtbar, die von Selbstverletzung zeugen. Heute, sechs Jahre später, hört sie regelmäßig die schreiende Stimme eines Kindes, das nach seiner Mutter ruft. Sie wird schließlich an den Sonnenberg verwiesen. Mittlerweile wurden bei Emma eine posttraumatische Belastungsstörung und eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert – weitere Diagnosen stehen noch aus.