Saarbrooklyn auf ProSieben Taff-Reportage über Saarbrücken – „Ein bisschen verrucht hier“

Saarbrücken · Der fünfte und letzte Teil der Taff-Reihe Saarbrooklyn auf ProSieben. Wie fällt das Fazit der TV-Reportage aus?

 Eine Luftaufnahme von Saarbrücken-Malstatt.

Eine Luftaufnahme von Saarbrücken-Malstatt.

Foto: Axel Häsler

Das ProSieben-Format Taff beleuchtet in einer fünfteiligen Reportage-Reihe die Sonnen- und Schattenseiten der saarländischen Landeshauptstadt Saarbrücken. Mit dem Titel der Serie Saarbrooklyn knüpft Taff an einen umstrittenen Spiegel-TV-Beitrag mit dem gleichnamigen Namen an. Er befasste sich mit den gesellschaftlichen und sozialen Problemen in Saarbrücken und sorgte nach der Ausstrahlung hierzulande für einen Aufschrei.

In Folge fünf der Taff-Serie begleitet das Kamerateam die in St. Johann lebende Martina. Die 34-jährige alleinerziehende Mutter hat zwei Kinder und arbeitet als Sekretärin. Der Weg zur Kita ihrer Kinder gleicht für sie einem Spießrutenlauf. Sie zeigt auf eine Drogenhilfeeinrichtung in der Nähe eines Kinderspielplatzes. „Wir gehen hier bewusst nicht her“, erzählt sie. Ihre Kinder wüssten, dass sie dort nichts anfassen sollten. „Man macht sich schon Gedanken“, seufzt sie in die Kamera.

Sie und ihre Familie leben in einer 100 Quadratmeter großen
Mietwohnung. Ohne den Unterhalt des Kindsvaters und der
Unterstützung ihrer Eltern könnte sie sich die Wohnung nicht
leisten. Ihr gesamtes Sekretärinnen-Gehalt gehe für die Miete in
Höhe von 1000 Euro drauf.

In der Taff-Reportage über Saarbrücken kommt auch der
„singende Sozialarbeiter“ Manuel Sattler zu Wort. Er wohnt im
Stadtteil Malstatt und erinnert sich an die vielen An- und
Verkaufsläden aus seiner Kindheit. „Das war ein bisschen
verrucht hier“, teilt er verschwörerisch mit. Der Bericht
attestiert Saarbrücken ein Armutsproblem. Jeder 20. arbeite im
Niedriglohnsektor, in Malstatt sei zudem jeder Dritte privat
verschuldet.

Damit konfrontiert, dass Saarbrücken 2019 die
unrühmliche Spitzenposition beim Amphetamin-Konsum in
Europa belegt hat, kontert Sattler mit den Worten: „Menschen
haben Drogenprobleme, nicht eine Stadt.“
Die TV-Reihe zeigt jedoch auch die Sonnenseiten von
Saarbrücken. Auf dieser lebt Familie Marotta, die eine
Werbeagentur betreibt. Die schätzt an Saarbrücken vor allem
die kurzen Wege, die vielen Wälder und die Nähe zu
Frankreich. Auch kulinarisch hätte Saarbrücken viel zu bieten:
„Hauptsach, gudd gess! Geschafft hann mir schnell“, sei nicht
umsonst das Landesmotto.

Trotz der vielen negativen Aspekte bemüht man sich während der Sendung um ein versöhnliches Ende und verweist darauf,
dass 73 Prozent der Saarbrücker, egal ob auf der Schatten-
oder Sonnenseite, nicht mehr aus ihrer Stadt wegziehen
wollten.

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