Straßenumbenennung sorgt für Diskussion Nähe zu Nazis – Name von Ex-Oberbürgermeister verschwindet nächste Woche aus Saarbrücken

Saarbrücken · Lange wurde darüber diskutiert, teilweise heftig gestritten, jetzt werden Fakten geschaffen: Kommende Woche wird es die Neikesstraße in Saarbrücken nicht mehr geben. Der neue Name ist politisch völlig unbelastet. Es ist die dritte Umbenennung in der Landeshauptstadt.

 Nur noch wenige Tage, dann erhält die Neikesstraße in Saarbrücken einen neuen Namen.

Nur noch wenige Tage, dann erhält die Neikesstraße in Saarbrücken einen neuen Namen.

Foto: Martin Rolshausen

Saarbrücken Nach der vom Bezirksrat Mitte beschlossenen und vom Stadtrat kürzlich zur Kenntnis genommene Umbenennung der Neikesstraße in „Kleine Rosenstraße“ wird der Name des früheren Saarbrücker Oberbürgermeisters Hans Neikes (1881-1954) kommende Woche Mittwoch endgültig aus dem Stadtbild verschwinden. Diesen Termin nannte die Stadtpressestelle der SZ. Der Austausch der Schilder unweit des Evangelischen Krankenhauses ist für den Nachmittag vorgesehen.

Neikes Verhalten in NS-Zeit  – Umbenennung „dringend“ erforderlich

Eine vom Bezirksrat eingesetzte Namenskommission war zu dem Ergebnis gelangt, dass Hans Neikes politisch belastet ist. „Neikes ist ein Vertreter des vorauseilenden Gehorsams gewesen, mit dem er sich den NS-Machthabern anbiederte. Beispiele dafür sind die Umbenennung der Bahnhofstraße in Adolf-Hitler-Straße und das Aufstellen einer Adolf-Hitler-Büste im Rathaus vor 1935. Seine Position entspricht damit leider der Mehrheit der Menschen in Saarbrücken und im Saargebiet jener Jahre“, heißt es im Abschlussbericht der Kommission. Die Umbenennung der Straße war auch deshalb „dringend“ empfohlen worden, da Neikes in Berlin in Planungen eingebunden war, Juden zwangsweise aus ihren Wohnungen zu vertreiben.

Drei Straßen in Saarbrücken bereits umbenannt – Emotionen im Stadtrat kochen hoch

Die Neikesstraße ist nach dem Oberst-Petersen-Weg (jetzt ohne Name) und der Dr.-Vogeler-Straße („Am Hauptfriedhof“) die dritte Straße mit NS-Bezug, die in Saarbrücken umbenannt wird. In der jüngsten Stadtratssitzung kochten die Emotionen dazu nochmals kurz hoch. Der AfD-Stadtverordnete Bernd-Georg Krämer kritisierte, die „Umbenennung von unliebsamen Straßennamen“ habe in Deutschland derzeit Konjunktur. Zugleich stellte er die Kompetenz der in Saarbrücken tätigen Kommission in Frage. Dem widersprachen Vertreter von SPD, Grünen und CDU im Rat vehement. Es habe eine sehr differenzierte und verhältnismäße Debatte gegeben, alles sei sorgfältig geprüft worden, man sollte dankbar sein, dass sich der Bezirksrat so intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt habe, um zu einer „klugen Entscheidung“ zu kommen. Auch Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) betonte, aus seiner Sicht habe der Bezirksrat die Entscheidung „zu Recht getroffen“. Neikes sei „weit über die Grenzen des Erträglichen“ hinausgegangen in der Zusammenarbeit mit dem NS-Staat.

Für den Namen „Kleine Rosenstraße“ hatten sich Anwohner in einer Befragung mehrheitlich ausgesprochen. Er passt auf jeden Fall gut, stellt die Straße doch die Verlängerung der Rosenstraße über die Großherzog-Friedrich-Straße hinaus dar.

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