„Methoden, die an Tierquälerei grenzen“ Videos aus einer Saarbrücker Hundeschule sorgen für Empörung

Saarbrücken · Videos aus einer Saarbrücker Hundeschule schlagen in den sozialen Medien hohe Wellen. Der Vorwurf von Tierquälerei steht im Raum. Der Inhaber der Hundeschule sieht eine gezielte Kampagne und berichtet von Drohungen gegen ihn und seine Familie.

Screenshot eines Facebook-Posts: In der Hundeschule HBAZ Jakobshütte in Saarbrücken soll ein Hund über eine Metallröhre springen, aus der Flammen aufsteigen.

Screenshot eines Facebook-Posts: In der Hundeschule HBAZ Jakobshütte in Saarbrücken soll ein Hund über eine Metallröhre springen, aus der Flammen aufsteigen.

Foto: Screenshot von Facebook der HBAZ Jakobshütte Saarbrücken

Ein brauner Hund wird von einer Frau zu Feuerflammen aus einer Metallröhre geführt. Er soll darüber springen, hat aber ganz offensichtlich Angst und weigert sich. Auch ein weiterer Hund fürchtet sich offensichtlich und verweigert ebenfalls den Sprung über die Flammen. Neben der Metallröhre, aus dem Gas austritt, das die Flammen erzeugt, steht eine Gasflasche. Mitleid mit den Hunden? Offenbar nicht. Stattdessen werden die Tiere ausgelacht und einer der Hunde als „Dumpfbacke“ beschimpft.

In den Augen vieler Menschen grenzwertig

Seit einigen Tagen sorgen Videos aus einer Hundeschule in Saarbrücken-Burbach in den sozialen Medien für Aufruhr. Der Inhaber der Hundeschule „HBAZ Jakobshütte“, Diethelm Klüsener, hatte sie selbst auf seiner Facebook-Seite gepostet, mittlerweile aber wieder entfernt. Darin ist unter anderem zu sehen, wie mutmaßlich Kunden seiner Hundeschule ihren Tieren Übungen abverlangen, die in den Augen vieler Menschen grenzwertig sind.

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Foto: dpa/Roslyn Irwin

Neben den oben beschrieben Szenen sieht man in den kursierenden Videos auch, wie Hunde widerwillig eine Art Holzbrücke überqueren müssen, bei der zwischendrin immer wieder Querplanken fehlen. Die Folge: Viele der Tiere verlieren den Halt und rutschen mit ihren Hinterläufen in die Löcher. Auf weiteren Fotos in der „Galerie“ auf der Webseite der Hundeschule ist zu sehen, wie ein Hund eine Art Gestell ziehen muss, das offenbar aus Stahl besteht. Die Internetseite wurde am Sonntag allerdings vom Netz genommen.

Hohes Verletztungsrisiko für Tiere?

Die Aufnahmen sorgen bei vielen Usern für Entsetzen – und sie teilen es hundertfach. Einer postet: „Die ‚Trainingsgeräte‘ sehen aus, als wären sie aus Sperrmüll selbst gebastelt, hohes Verletzungsrisiko für die Tiere! Dieser sogenannte ‚Trainer‘ nimmt das Kursgeld der Halter gerne ein, ist ja nicht billig. Aber er nimmt wohl keinen Penny in die Hand, um ordentliche, sichere Trainingsgeräte für die Teilnehmer zur Verfügung zu stellen.“ Eine andere merkt an, dass der Hund, der das Gestell ziehen muss, offenbar einen Hüftschaden hat.

Anzeige gegen den Betreiber

Die Videos sind unter anderem bei Dirk Daniel gelandet. Er ist selbst Züchter und Vorsitzender eines Hundevereins im Saarland. Er war so schockiert, dass er Anzeige gegen den Betreiber gestellt hat. Er erklärt: „Meine Anzeige habe ich rein anhand der Videos, die in den sozialen Netzwerken und auf der Facebook-Seite von Trainern und/oder Hundeführern gepostet wurden, gestellt.“ Auch weitere User und auch die Tierschutzorganisation Peta haben Anzeige gestellt.

Tierschützerin Julia K. aus dem Saarland, die von den Videos ebenfalls schockiert war, kennt den Betreiber schon länger und hat bereits mehrfach Anzeige erstattet. „Passiert ist nichts. Jedenfalls nichts, was gefruchtet hat“, sagt sie ernüchtert. Demnach sind die diskussionswürdigen Vorgänge schon länger bekannt. Sie zeigt der Saarbrücker Zeitung private Chat-Verläufe, in denen man ihr mitteilt, dass Hunde, die in der Hundeschule waren, nun Probleme mit Männern hätten, oder bei denen es zu Schädigungen im Vertrauen zu ihren Menschen gekommen sei.

Auf der Facebook-Seite waren bis zum Samstag noch Bilder zu finden, auf denen zu sehen ist, wie eine Gruppe eine Übung mit Hunden auf Rolltreppen macht. Auch dies stößt auf Kritik, da sich die Tiere dabei Pfoten, Schwanz oder andere Körperteile einklemmen können – was zu einer Amputation führen kann. Ein User stellte bei seinem Kommentar zu den Videos die Frage: „Was stimmt mit den Besitzern nicht, dass die das mitmachen und ihre ‚besten Freunde’ da fast drüber schleifen?“ Ein anderer gibt zu bedenken: „Absolut fragwürdige Methoden, die an Tierquälerei grenzen.“

Inhaber berichtet von Drohungen gegen ihn und seine Familie

Die Saarbrücker Zeitung versuchte auf mehreren Kanälen, mit dem Inhaber der Hundeschule in Kontakt zu treten und seine Sicht der Dinge zu erfahren. Die Anfragen blieben jedoch unbeantwortet. In der öffentlich zugänglichen Facebook-Gruppe „HBAZ Hundeführer“ hatte der Inhaber bereits am Donnerstag ein Statement abgegeben. Darin heißt es: „Aus gegebenem Anlass, zum Schutz unserer Kundschaft, meiner Familie mit meinen Enkeln und unseren Partnern, möchte ich hier klarstellen, dass keiner der Hunde sich während der Übungsstunde verbrannt, noch in sonstiger Art und Weise verletzt hat.“

Stattdessen vermutet er eine gezielte Kampagne. Am Sonntag meldete er sich bei der SZ und erklärte, er werde einen Anwalt einschalten. Denn seine Familie und er persönlich würden „im Netz und auch fernmündlich ganz massiv bedroht“.

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