Vor Sitzung im Stadtrat Wende in Debatte um neuen Platz für Randständige: OB Conradt will Thema von Tagesordnung streichen

Die Proteste der Anwohner rund um die Fichtestraße haben Erfolg gezeigt: Der geplante neue Aufenthaltsort für die Menschen von der Johanneskirche kommt zumindest nicht so schnell wie geplant. Oberbürgermeister Uwe Conradt will nun noch mehrere Schleifen drehen.

Saarbrücken: Platz für Randständige von Johanneskirche – OB Conradt streicht Thema von Tagesordnung
Foto: Thomas Schäfer

Am morgigen Dienstag sollte der Stadtrat eigentlich über den neuen Aufenthaltsort für die Randständigen von der Johanneskirche debattieren. Doch dazu kommt es nun wohl nicht. Die Stadt hat mitgeteilt, dass die Verwaltung dem Stadtrat in der Sitzung am morgigen Dienstag vorschlagen werde, den Tagesordnungspunkt zu einem neuen Aufenthaltsort in der Fichtestraße abzusetzen.

„Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass wir einen neuen Aufenthaltsort samt sozialpädagogischem Betreuungsangebot für Menschen mit multiplen Problemen brauchen. Wir haben zu wenige Angebote für diese Menschen“, teilte Oberbürgermeister Uwe Conradt mit.

In den vergangenen beiden Wochen sei viel Bewegung in die Diskussion über den Umgang mit betroffenen Menschen gekommen. „Die Debatte hat diverse bereits seit vielen Jahren schwelende und nicht gelöste Konflikte und Probleme offen gelegt – insbesondere im Nauwieser Viertel sowie im Umfeld des Bruder-Konrad-Hauses und des Drogenhilfezentrums. Diese Probleme nehme ich sehr ernst“, so Conradt. Tatsächlich war der Saarbrücker OB bei der Infoveranstaltung mitunter massiv kritisiert worden. Mehr als 100 Anwohner äußerten sich kritisch über den neuen geplanten Aufenthaltsort.

Debatte wird offenbar in zweite Hälfte des Jahres verschoben

Der Oberbürgermeister weiter: „Nach der Bürgerinformationsveranstaltung in der Fichtestraße habe ich weitere Gespräche mit Vertretern sozialer und karitativer Institutionen geführt sowie mit Vertretern des Rates. Ich denke, wir sollten uns Zeit nehmen, die offenen Themen mit den sozialen und karitativen Institutionen in der Stadt, den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort sowie den Vertretern des Rats nochmals umfassend zu erörtern – um dann auf dieser Basis eine ausgewogene Lösung mit angemessenen Angeboten für die Betroffenen zu finden.“

Die FDP-Fraktion im Stadtrat teilte mit, es hätten sich nach der Veranstaltung „noch Fragen und Bedenken ergeben, die die Verwaltung in ihren Vorschlag einarbeiten sollte“. Daher werde die Jamaikakoalition eine Vertagung des Punktes in die zweite Hälfte dieses Jahres beantragen.

Ortsfrage offenbar wieder gänzlich offen

In einer gemeinsamen Erklärung der Jamaika-Koalition heißt es: „Mit den Erkenntnissen aus den Gesprächen mit den Anwohnerinnen und Anwohnern möchten wir der Verwaltung die Möglichkeit geben, ein erweitertes integriertes Konzept hinsichtlich eines Platzes und seiner Umgebung zu erarbeiten.“ Hierzu soll die Situation um die Johanneskirche und das erweiterte Umfeld des Drogenhilfezentrums, sowie der Menschen im öffentlichen Raum in Saarbrücken generell analysiert werden.

Die Ortsfrage scheint nun wieder generell offen. „In Zusammenarbeit mit den vorhandenen Akteurinnen und Akteuren soll ein sozialpädagogisches Angebot erarbeitet, eine bauliche Konzeption erstellt und mögliche Orte mit Blick auf eine bestmögliche Umsetzung des Konzeptes geprüft werden“, so der sozialpolitische Sprecher der CDU-Stadtratsfraktion, Rainer Ritz, der Fraktionsvorsitzende der FDP-Stadtratsfraktion, Dr. Helmut Isringhaus, sowie der sozialpolitische Sprecher der Grünen-Stadtratsfraktion, Thomas Brass.

Parallel soll die Verwaltung im Hinblick auf die „bereits jetzt schon starke Belastung des Viertels um das Drogenhilfezentrum“ ein Sicherheitskonzept für das Viertel erarbeiten, gemeinsam mit Sicherheitsbehörden, dem Land und dem Regionalverband.

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