„Ist schon der 1. April?“ Grüne meinen es ernst: Oben-ohne-Forderung für Saarbrücker Schwimmbäder ist Thema im Stadtrat
Saarbrücken · Haben wir sonst keine Probleme? Diese Frage stellen sich viele mit Blick auf eine Forderung der Saarbrücker Grünen für die Kleiderordnung in Schwimmbädern. Jetzt wird die umstrittene Idee im Stadtrat behandelt – oder doch nicht?
Von Protesten wie am Wochenende in Bremen ist in Saarbrücken noch nichts bekannt: Dort demonstrierten am Samstag Dutzende Frauen oberkörperfrei im Schwimmbad von Horn-Lehe. Nach Medienberichten trugen sie Schilder mit Aufschriften wie „Free All Nipples“ oder „All Boobs are beautiful“. Die etwa 40 Aktivistinnen wollten damit auf die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern aufmerksam machen. Sie kritisieren, dass Frauen anders als Männer in öffentlichen Bädern ihre Brust bedecken müssen.
Diskussionen über das Oben-ohne-Schwimmen für Frauen gibt es seit Monaten in mehreren deutschen Kommunen, nachdem städtische Bäder in Göttingen entsprechende Regeln geändert haben. Seit dem 1. Mai dürfen Frauen dort am Wochenende mit freiem Oberkörper schwimmen, zunächst ist es ein bis Ende August befristeter Test.
„Im 21. Jahrhundert nicht mehr zeitgemäß“
„Gleiche Rechte für alle in den Bädern der Landeshauptstadt“ fordern auch die Grünen im Saarbrücker Stadtrat. Eine Pressemitteilung mit dieser Überschrift verschickten sie Ende Juni und sorgten damit für viel Gesprächsstoff. Darin hieß es, die „bisher geltende unterschiedliche Behandlung von Frauen und nichtbinären Menschen aufgrund sekundärer Geschlechtsmerkmale“ stelle eine Form der Diskriminierung dar, „die im 21. Jahrhundert nicht mehr zeitgemäß ist“, wie die frauenpolitische Sprecherin der Fraktion, Patricia Schumann, erklärte. Frauen, Männer und non-binäre Personen sollten an den gleichen Orten auch die gleichen Rechte haben. Schumann: „Aus diesem Grund möchten wir, dass die Bekleidungsregeln in den Haus- und Badeordnungen der Saarbrücker Frei- und Hallenbäder auch für die Nassbereiche nur noch die vollständige Bedeckung der primären Geschlechtsorgane vorschreiben, und werden dazu einen Antrag in der nächsten Stadtratssitzung einbringen.“
Das ist jetzt tatsächlich passiert. In der Sitzung an diesem Dienstag in der Saarlandhalle soll das Thema in Tagesordnungspunkt 25.1 behandelt werden. Der Beschlussvorschlag im Wortlaut: „Die Saarbrücker Bäder GmbH wird aufgefordert, die Bekleidungsregeln in der Haus- und Badeordnung für die Saarbrücker Frei- und Hallenbäder dahingehend zu ändern, dass durch Badebekleidung im Nassbereich der Bäder nur noch die primären Geschlechtsorgane vollständig bedeckt sein müssen.“ Zur Begründung heißt es in dem Antrag, dass zur „Gleichstellung von Frauen sowie nichtbinären Menschen“ in den Saarbrücker Bädern „allen Besucherinnen und Besuchern der Aufenthalt im Schwimmbereich mit freiem Oberkörper ermöglicht werden“ soll.
Verheerende Kommentare im Netz
Ob der Antrag Aussicht auf eine Mehrheit im Stadtrat hat, ist fraglich. Ebenso, ob er da überhaupt hingehört. Die CDU zum Beispiel bezweifelt das. Antworten darauf wird es am Dienstagnachmittag geben. Ihr Urteil gefällt zur Idee hat schon die Internet-Gemeinde auf Facebook. Unter dem Post der Stadtratsgrünen zum Thema stehen überwiegend verheerende Kommentare. Zwar ist auch von einer „spannenden Diskussion“ die Rede. Die meisten Wortmeldungen haben aber diese Richtung: „Ist schon der 1. April?“, „Haben wir sonst keine Probleme?“ – und: „Jetzt drehen sie ganz durch!“ Fraktionschefin Claudia Schmelzer indes ist „guten Mutes“, dass der Antrag eine Mehrheit findet.