Wo die „Kaiserliche Post“ fürstlich residierte Saarbrücken hatte sogar ein „amouröses Postamt“ zu bieten
Saarbrücken · Als St. Johann 1899 sein „Neues Postamt“ erhielt, da hatte (Alt-)Saarbrücken bereits ein sehr ansehnliches „Kaiserliches Postamt“ in einem Gebäude mit langer Geschichte. Denn damals war das Postamt der Stadt im Palais Freital am Ludwigsplatz untergebracht.
Das alte Foto links aus einer Veröffentlichung von 1903 zeigt Gerüste für eingehende Leitungen auf dem Dach.
Gebaut wurde das Haus, wie ein Großteil des Ensembles am Ludwigsplatz, unter Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken von dessen Barock-Baumeister Friedrich Joachim Stengel. Und wer residierte dort? Vielleicht ein hoher Hofbeamter? Nein, wichtiger: es war die Mätresse des Fürsten, nach der das Palais auch benannt ist. Peter Lempert schrieb 2014 in der SZ: „Wie alle jungen Mitglieder des deutschen Hochadels hatte auch Wilhelm Heinrich vor seinem Amtsantritt eine Bildungsreise durch Europa angetreten. Auf seiner Grandtour war der Versailler Hof im Jahr 1736 das Hauptziel. Danach kopierte er in Saarbrücken die französische Residenz nicht nur im Kleinformat, sondern eiferte dem großen Vorbild Ludwig XV. auch im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht nach. Zunächst erkor er die aus Numborn stammende Annen Margarethen Perlerin zu seiner Favoritin, für die er 1751 ein repräsentatives Stadtpalais errichten ließ. Allerdings wurde sie nicht zur offiziellen Mätresse deklariert, das behielt sich Wilhelm Heinrich für deren Nachfolgerin, Madame Louise de Freital vor, die mit dem Palais Freital für ihre Dienste belohnt wurde.“
1944 wurde das Palais im Bombenhagel weitgehend zerstört, 1955 im Inneren modernisiert, wieder aufgebaut und dann der Staatskanzlei angegliedert. Der Wiederaufbau des Palais kostete damals etwa 60 Millionen Francs, was 1959 rund 510 000 D-Mark entsprach.