Anhörung im Juli Saarbrücker Feuerwehr-Chef Denzer soll abberufen werden

Saarbrücken · Marc Denzer kehrt an die Spitze der Freiwilligen Feuerwehr in Saarbrücken zurück. Das hat die Landeshauptstadt am Mittwoch bestätigt. Doch dem Wehrführer droht die Abberufung durch Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD).

 Der Brand des Feuerwehrgerätehauses in Altenkessel am 1. Dezember 2018. Danach wurde Wehrführer Marc Denzer beurlaubt.

Der Brand des Feuerwehrgerätehauses in Altenkessel am 1. Dezember 2018. Danach wurde Wehrführer Marc Denzer beurlaubt.

Foto: BeckerBredel

Nach der vorgeschriebenen Anhörung aller Feuerwehrleute, die am 11. Juli stattfinden soll.

Das haben der Saarbrücker Sicherheitsdezernent Harald Schindel (Linke) und Führungskräfte der größten Freiwilligen Feuerwehr des Landes am Dienstag beschlossen. Damit reagierten sie auf einen Beschluss des Verwaltungsgerichts Saarlouis, das die unbefristete Beurlaubung des Feuerwehr-Chefs in der vergangenen Woche als „offensichtlich rechtswidrig“ eingestuft hatte. Die Kommune hatte den Ehrenamtlichen wie einen Beamten behandelt, das Gericht dafür keine Rechtsgrundlage gesehen. Daraufhin hatte Denzer in einer E-Mail an Schindel erklärt, er habe seine Aufgaben als Wehrführer mit sofortiger Wirkung wieder aufgenommen (wir berichteten).

Schindel hatte das öffentlich nicht kommentieren, eine juristische Prüfung und sein Treffen mit der Feuerwehr abwarten wollen. Nun äußerte er sich erstmals ausführlich – gemeinsam mit Hans-Werner Schmitz und Björn Weichel, den Stellvertretern des Wehrführers. Auch Tony Bender, Brandinspekteur des Regionalverbands Saarbrücken, beantwortete Fragen unserer Zeitung.

Denzer hatte am Montag gesagt, es sei an der Zeit zu erfahren, worum es in diesem Konflikt eigentlich gehe. Darüber lasse ihn die Stadtverwaltung nach wie vor im Dunkeln. Alle Gründe seien Denzer bekannt, sagte nun Schindel. Man habe ihm sehr viel Zeit gegeben.

 Saarbrückens Sicherheitsdezernent Harald Schindel (Linke).

Saarbrückens Sicherheitsdezernent Harald Schindel (Linke).

Foto: BeckerBredel

Im November vergangenen Jahres erklärten seine Stellvertreter und die Saarbrücker Löschabschnittsführer, eine Zusammenarbeit mit dem Wehrführer sei aufgrund mangelnden Vertrauens nicht mehr möglich. Sie sprachen sich für eine sofortige Beurlaubung aus. So steht es in einem Protokoll. Denzer kennt das Papier, er geht damit offen um. Er sei nicht erreichbar, erledige seine Aufgaben nicht, nannte Schindel zwei Vorwürfe gegen den Wehrführer.

Dann brannte das Feuerwehrgerätehaus in Saarbrücken-Altenkessel. Denzer fehlte bei dem Einsatz. Danach untersagte Schindel ihm die Dienstgeschäfte. Öffentlich entstand der Eindruck, die Abwesenheit des Feuerwehr-Chefs habe zu seiner Beurlaubung geführt. „Das war nicht der Grund, sondern der Auslöser“, sagte der stellvertretende Wehrführer Schmitz. Das sei der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe. Keiner habe an diesem Tag gewusst, wo Denzer sei, so Schmitz. Er habe sich über Stunden nicht gemeldet.

Denzer hatte gegenüber unserer Zeitung erklärt, in Zweibrücken gewesen zu sein, außerhalb des Radius der Funkalarmierung. E-Mails der Einsatzzentrale vom Morgen sah er nach eigenen Angaben erst gegen Mittag. Nachdem er von dem Brand erfahren hatte, habe er den Löschbezirksführer angerufen und gefragt, wie es seinen Kameraden gehe. Auch mit dem übergeordneten Abschnittsführer und dem Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr habe er sich unterhalten, sich um die „Organisation im Hintergrund“ gekümmert. „Der Wehrführer ist in Saarbrücken im Einsatz nicht so eingebunden wie in anderen Gemeinden“, sagte Denzer. „Ich kann Ihnen sagen, bei wie vielen Einsätzen ich als Wehrführer Einsatzleiter war: bei null.“ Generell sei er nur rudimentär in die Einsatzleitung eingebunden, erklärte er. „Ich hätte bei dem Einsatz nichts anderes sagen können als: Es tut mir leid.“ Dass der Wehrführer so wichtig gewesen sei, das erscheine ihm „konstruiert“, sagte Denzer.

Einsatztaktisch habe es für Denzer nicht viel zu tun gegeben, bestätigte Tony Bender, der Brandinspekteur des Regionalverbandes. Er sagte aber auch: „Wenn ein eigenes Gerätehaus brennt, gibt es keinen Wehrführer in diesem Land, der nicht alles stehen und liegen lässt, um seinen Leuten beizustehen.“ Schindel kritisierte das Verhalten des Wehrführers in den ersten Tagen nach dem Brand: „Er hat nicht mit den Leuten geredet, mit denen er hätte reden müssen.“ Denzer habe weder seine Stellvertreter, die Berufsfeuerfehr noch ihn angerufen, so der Saarbrücker Dezernent. „Danach haben wir sofort entschieden, die Beurlaubung anzugehen – weil es keine Reaktion gab.“

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