Neue Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Saarbrücken-West Christine Unrath: „Kirche ist das pralle Leben!“

Saarbrücken · Seit Anfang diesen Jahres ist Christine Unrath Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Saarbrücken-West. Für die 62-Jährige gehört Kirche „mitten ins Leben rein“.

 Christine Unrath ist seit Anfang des Jahres neue Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Saarbrücken-West.

Christine Unrath ist seit Anfang des Jahres neue Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Saarbrücken-West.

Foto: Isabelle Schirra

Fragt man Christine Unrath, was es für sie bedeutet, Pfarrerin zu sein, muss sie nicht lange überlegen. Im Gegenteil. Mit einem breiten Lächeln und wie aus der Pistole geschossen antwortet sie: „Es ist das pralle Leben!“ Seit Anfang diesen Jahres ist Christine Unrath Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Saarbrücken-West. Sie freue sich darauf, ihre letzten Berufsjahre wieder in Saarbrücken verbringen zu dürfen, erklärt die 62-Jährige, die zuletzt als Gemeindepfarrerin in der Gesamtkirchengemeinde St. Wendel arbeitete. Somit schließe sich gewissermaßen ein Kreis, sagt Unrath. Schließlich sei ihre erste Pfarrstelle, mit gerade einmal 29 Jahren, in Alt-Saarbrücken gewesen. Seither ist viel Zeit vergangen. 33 Jahre um genau zu sein. 33 Jahre, in denen Unrath einen der „schönsten Berufe überhaupt ausüben durfte“, wie sie sagt.

Christine Unrath: Über die Pathologie ins Pastoral

Ihren Weg ins Pastoral beschreibt Christine Unrath dabei als „ungewöhnlich“. Ursprünglich habe sie einmal Lehrerin werden wollen, habe sich dann aber wegen den regelrechten Lehrer-Schwemme, die ab Mitte der 1970er Jahre auf den Arbeitsmarkt drängten, in Richtung Pathologie umorientiert. Durch einen Bekannten der Familie konnte sie schon mit 18 Jahren einer Obduktion beiwohnen, im klinischen Umfeld hospitieren. Dann sei allerdings „privat etwas dazwischen gekommen“, wie Unrath sagt.

Früh habe sie ihren Vater verloren, früh sei sie mit den Themen Tod und Sterben in Kontakt gekommen. Und vor allem auch mit der damit einhergehenden Hilflosigkeit. „Mir wurde klar, dass ich nicht mein ganzes Leben nur mit dem Tod verbringen kann“, sagt Unrath, „zu so einem Leben gehört doch mehr, dachte ich!“ Nicht zuletzt wegen der politischen Kirche im Sinne Dietrich Bonhoeffers, die Unrath schon in ihrer Konfirmandenzeit kennenlernte, entschied sie sich schlussendlich für den Beruf der Pfarrerin. „Als Pfarrerin kann man Menschen ein ganzes Leben lang begleiten“, sagt Unrath, „von der Taufe über die Hochzeit bis hin zur Beerdigung“.

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Arbeit als Polizeipfarrerin

Was folgte, war ein Pfarrerinnen-Dasein in all seiner Vielgestalt. In ihrer ersten Pfarrstelle in Saarbrücken habe sie alle Facetten einer Gemeinde kennengelernt, von der Kita bis zum Altenheim. Sie habe in der Ökumene gewirkt, die in Saarbrücken besonders vielgestaltig ist, und sei in Ausschüssen und Arbeitskreisen aktiv gewesen. Die Arbeit als Gemeindepfarrerin habe sie sehr erfüllt. Und doch habe sie irgendwann etwas anderes kennenlernen wollen, erzählt Unrath. So unterrichtete sie nicht nur ab 2003 als Funktionspfarrerin an der Marienschule evangelische Religion und arbeitete im Schulpastoral und dem dortigen Krisenteam mit.

Sondern war auch gemeinsam mit ihren katholischen Kollegen als Polizeipfarrerin für die Beschäftigten in der saarländischen Polizei zuständig. „Die Polizeiarbeit verdient allergrößten Respekt“, betont Unrath, „als Kirche können wir dazu einen Beitrag leisten, die Seele versorgen, etwa bei Traumatisierungen durch Schusswaffengebrauch, schweren Verkehrsunfällen oder Fällen von Kinderpornographie“.

Christine Unrath: Kirche gehört mitten ins Leben rein

Für Christine Unrath bedeutete das nicht nur, bei geschlossenen Einsätzen dabei zu sein, in Uniform versteht sich, sondern auch drei bis fünf Schichten in jeder Dienststelle zu absolvieren. „Manchmal bedeutete das, dass ich nach der Schule direkt in die Mittagsschicht bin oder von der Nachtschicht in die Schule kam“, erzählt Christine Unrath. Nur so habe sie die Polizei und ihre Prozesse kennenlernen können, Vertrauen aufbauen und auch lernen, was es heißt Leid mit auszuhalten.

In welcher Form auch immer: Kirche gehört für Christine Unrath „mitten ins Leben rein“. Kirche ist für sie nur dann Kirche, „wenn sie für andere da ist“. „Kirche muss eine Einheit von Wort und Tat sein, sie muss die Gemeinschaft und ein Miteinander bestärken, neue Ideen willkommen heißen und stets vorurteilsfrei offen und einladend bleiben“, sagt Unrath. Und genau das freut sie sich, in Zukunft mit der Gemeinde Saarbrücken-West weiter zu realisieren.

Der Gottesdienst zur Amtseinführung von Pfarrerin Christine Unrath findet am So, 4. Juni, um 14 Uhr in der Evangelischen Kirche in Klarenthal statt.

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