SV Saar 05 will nach Orlando Saarbrücker Cheerleader qualifizieren sich überragend für WM – aber die Reise könnte scheitern

Saarbrücken · Ein Riesenerfolg: Die Saarbrücker Cheerleader Green Bulls vom SV Saar 05 haben sich für die Cheerleading-Weltmeisterschaft 2023 in den USA qualifiziert. Aber das Geld für die Reise fehlt. Aufgeben kommt für das Team allerdings dennoch nicht in Frage.

 Training der Cheerleader Green Bulls“ von SV Saar 05 beim Training in der Turnhalle in der Saarbrücker Hellwigstraße.

Training der Cheerleader Green Bulls“ von SV Saar 05 beim Training in der Turnhalle in der Saarbrücker Hellwigstraße.

Foto: Jakob Tanner

Es ist ein unbeschreiblicher Moment, als die Sieger der diesjährigen „ELITE Cheerleading Championship“ im Movie Park Germany in Bottrop verkündet werden: Die Green Bulls vom SV Saar 05 räumen den ersten Platz in der Kategorie „Senior Large Coed Cheer Level 6+“ (was grob gesagt bedeutet: gemischte Erwachsengruppe auf gehobenem Level) und sind somit qualifiziert für die Cheerleading-Weltmeisterschaft in Orlando, Florida.

Für das 27-köpfige Team aus Saarbrücken und Birkenfeld eine harterkämpfte Chance, sich auch in den USA, im Heimatland ihres Sports, zu beweisen. Doch schon stehen sie vor der nächsten Herausforderung: dem Geld. „Wir haben uns mal informiert, was so eine Reise für jeden einzelnen kosten würde“, erklärt Leonie Krauß, Head Coach der Green Bulls und Abteilungsleiterin vom Cheerleading des SV Saar 05. „Wir rechnen mit einer Summe von 1500 bis 2000 Euro pro Sportler“, ergänzt Daniel Decker, Cotrainer der Green Bulls: „Und das auch nur für Flugkosten, Unterkunft und die Teilnahmekosten. Privates, dafür ist jeder selbst zuständig“.

Dazu müsse das Team auch noch Hallenkosten bezahlen, um in Orlando trainieren zu können. Am Ende läuft alles auf geschätzt 50 000 Euro heraus. Um die aufzutreiben, setzen sie alle Hebel in Bewegung. Neben einem digitalen Spendenaufruf, Zeitungs- und Radiobeiträgen werde nun auch ein Promovideo gedreht, das anschließend ausgewählten Firmen zugespielt werden soll und auch auf YouTube steht, so Krauß. Zudem seien QR-Codes erstellt worden, die verteilt werden können. Mit Auftritten bei Fußballspielen wollen sie zusätzlich für die Reise sammeln.

 Die Green Bulls vom SV Saar 05 bei ihrem siegreichen Auftritt im Movie Park in Bottrop. Damit qualifizierten sie sich für die WM in Orlando.

Die Green Bulls vom SV Saar 05 bei ihrem siegreichen Auftritt im Movie Park in Bottrop. Damit qualifizierten sie sich für die WM in Orlando.

Foto: TomLorenz/AllstarNewMedia/Tom Lorenz

Der Verein lässt sich von der hohen Summe nicht schrecken. Dabei haben sie gerade erst eine Riesenhürde genommen. Während der Pandemie sei das Team auf die Hälfte geschrumpft, da viele Sportler aufgehört haben, sagt Krauß. Auch Coronafälle hätten das Training immer wieder gestoppt, da alle zuhause bleiben mussten, wenn nur einer ausfiel. Kurz vor der Meisterschaft habe es zudem gleich mehrere Coronafälle gegeben, wodurch man nie als komplettes Team trainieren habe können. „Es war schon hart“, bedauert die Trainerin. Trotzdem können die beiden Trainer der Pandemie sogar positive Seiten abgewinnen. Obwohl viele Mitglieder gegangen seien, habe es auch viel jungen und motivierten Zuwachs gegeben, meint Decker. So sei nun etwa auch ein junger Mexikaner, der aktuell in Deutschland lebt Teil der Bulls geworden. Es habe einen neuen Schwung ins Team gebracht.

Nun soll es nicht am Geld scheitern, wenn das Team bei einer Weltmeisterschaft dabei sein kann. Auf der Internetplattform „gofundme“ hat der Verein einen Spendenaufruf gestartet. Dabei gilt: Jeder Euro zählt! Es richte sich nicht nur an Riesensponsoren, so Krauß, sondern auch an kleine, die sie unterstützen.

Der Verein möchte die durch den Spendenaufruf gewonnene Reichweite auch dafür nutzen, für ihren Sport zu werben- und mit Vorurteilen abzurechnen. „Die Leute sollten wissen, dass Cheerleading nicht nur Anfeuern, sondern auch ein harter Sport sein kann“, sagt Krauß.

 Die Trainer der Green Bulls, Daniel Decker und Leonie Krauß.

Die Trainer der Green Bulls, Daniel Decker und Leonie Krauß.

Foto: Jakob Tanner

Bei dem eine klare Rollenverteilung gibt. Laut Krauß bestehe Cheerleading, einfach gesagt, aus Menschen stapeln und aus Turnen. Diejenigen, die an der „Base“ (Frauen oder Männer) stehen, heben die „Flyer“ hoch. An der „Base“ sei es gar nicht mal so wichtig, sehr stark zu sein: Man müsse auch flink sein und viel mit Technik arbeiten. Die Flyer, die oft auch geworfen werden, müssen Körperbeherrschung und Spannung besitzen.

Der angehende Polizist Decker findet, sein Sport sollte populärer werden. Als sie den Verein 2015 gründeten, habe man Cheerleading „gefühlt“ hier noch gar nicht gekannt. Mittlerweile sei das zwar ein bisschen besser, es dächten aber immer noch zu viele, Cheerleading sei ein reiner Frauensport. Im Team seien aber auch Männer, die auch noch Handballer, Fußballer und sogar Boxer sind. Neue Mitglieder seien daher bei den Green Bulls immer herzlich willkommen, auch ohne Vorkenntnisse.

Übrigens: Auch wenn das Spendenziel nicht erreicht werden sollte, sind die Trainer wild entschlossen, mit den Green Bulls an der WM teilzunehmen. „Wir werden auf jeden Fall fliegen, egal wieviel Geld wir zusammenbekommen“, sagt Decker und Krauß stimmt zu. Irgendeinen Weg wollen sie finden.

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