Viele Schaulustige vor Ort So läuft die Bergung des Schwimmschiffs „Vaterland“ (mit Video)

Saarbrücken · Die Anzahl der Schaulustigen verrät, hier bahnt sich was an. Am Mittwoch soll das Schwimmschiff „Vaterland“ gehoben werden, die Taucher haben dazu Eisenketten unter dem Rumpf des Schiffes hindurchgezogen und mehrere gelbe Ballons daran befestigt.

 Bergung des Schwimmschiffs Vaterland in Saarbrücken. Gelbe Säcke mit Druckluft stabilisieren den Rumpf.

Bergung des Schwimmschiffs Vaterland in Saarbrücken. Gelbe Säcke mit Druckluft stabilisieren den Rumpf.

Foto: BeckerBredel

Dienstagabend gab es einen ersten Test, die Luftsäcke wurden mit Pressluft befüllt und die „Vaterland“ hob sich nach Angabe von Bergungsleiter Karl-Heinz Vitt deutlich. Das „Erdgeschoss“ der Shisha-Bar war bereits komplett trockengelegt, da platzte ein Bullauge unter dem Druck der Wassermassen und in Minuten strömte wieder Wasser ein und das Schwimmschiff lag wieder auf Grund.

Sowas sei aber normal, erklärt Vitt, den das nicht beunruhigt habe. Am Ufer auf einem Brettchen ist eine Skizze mit Kugelschreiber aufgemalt, hier wurde wohl bei einer Besprechung das Verfahren erklärt. Das beim Anheben des Rumpfes und den damit verbundenen Druckveränderungen eine Stelle mal nachgebe, sei zu erwarten. Man arbeite das dann nach und versuche es erneut, sagte Vitt gelassen. Er weiß um die Unwägbarkeiten bei Schiffsbergungen, sein Unternehmen, die Nautik GmbH, macht’s nichts anderes.

So unverbindlich sind daher auch seine Vorhersagen. Immer wenn man ihn fragt, wann dies oder das geschieht, weicht der Fachmann aus. Er weiß, dass man sich bei diesen Arbeiten niemals festlegen kann. Am Mittwoch kurz vor 12 Uhr wurde dann erneut Pressluft in die gelben Säcke gepustet, diesmal suchte sich die Luft einen Weg unter dem Schiffsrumpf hindurch und es kam an der Uferseite zu einem heftigen Getöse. Die Taucher registrierten das, wieder wurde etwas nachgestellt. Dabei muss man wissen, dass es sich bei den Luftsäcken nicht um geschlossene Ballons handelt, sondern um Hebekissen nach dem Prinzip eines Fesselballons.

Die Säcke, die jeweils fünf Tonnen Auftrieb ermöglichen, sollen das Schiff, dessen Gewicht auf 140 Tonnen geschätzt wird, aber auch nicht ganz anheben. „Die dienen der Stabilisation. Wenn wir den Rumpf auspumpen, verhindern die Säcke ein neues Umkippen“, sagt Vitt. Viele Passanten bleiben stehen und schauen zu, an der Berliner Promenade sitzen ältere Saarbrücker im Straßencafé und sichern sich einen Logenplatz. Albert Schöpflin, der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Saarbrücken (WSA) ist im Gespräch am Bauzaun und beantwortet geduldig Fragen von Passanten. Immer wieder taucht die Frage auf, wer das ganze bezahlt und warum der Staat die Kosten des Eigners übernimmt.

Schöpflin erklärt, dass nach seinem Wissen eine Versicherung besteht, die der Pächter der Shisha-Bar abgeschlossen habe, die aber eine Betriebshaftpflicht sei. „Das erfordert, dass es im Betrieb zu einem verschuldeten Schaden kommt“, sagt Schöpflin. Man vermute zwar, dass eine Wasserleitung nicht abgeschlossen war, dies sei aber noch nicht nachgewiesen. Die entsprechende Stelle liege unter Wasser und müsse begutachtet werden. Denkbar seien auch andere Ursachen. Schöpflin glaubt, dass die Bergung am Mittwoch abgeschlossen wird. Das Schiff verschwindet an diesem Tag aber noch nicht aus dem Stadtbild. „Wenn die Vaterland leergepumpt ist, werden wir ein Schiff in Konz an der Mosel anfordern, dass dort bereitsteht. Der sogenannte Schubleichter wird dann nach Saarbrücken fahren und neben der Vaterland anlegen. Die wird dann seitlich am Schubleichter vertaut und auf diese Weise nach Burbach geschleppt“, sagt Bergungsexperte Vitt.

Chronik: Das Schiff Vaterland liegt seit Februar auf Grund in der Saar
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Chronik einer Schiffsbergung

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Foto: BeckerBredel

„Wir werden den Schaden erst begutachten können, wenn das Schiff in Burbach an Land gehoben ist. Aber wir gehen davon aus, dass die Vaterland nur noch ein Wrack ist und man sie in Saarbrücken im Stadtbild nicht mehr wiedersehen wird“, vermutet Schöpflin, der die Vaterland liebevoll immer wieder einen „alten Dampfer“ nennt, obwohl sie nie unter Dampf gestanden habe. Nie hat sie einen Motor oder irgendeinen anderen eigenen Antrieb besessen. Der Bergungsfirma bescheinigt Schöpflin exzellente Arbeit. Die seien regelrecht betrübt gewesen, als das Amt wegen der zunehmenden Strömung die Arbeiten abgebrochen habe. Doch man könne wegen eines Wracks keine Menschen in Gefahr bringen. Die Arbeiten seien nach der Pause sofort wieder aufgenommen worden. Nach der Hebung und dem Schlepp stehen in Burbach Schwerlastkräne bereit, um die Vaterland aufs Ufer zu stellen. Dort droht dem historisch nicht unbedeutenden Schwimmschiff die Verschrottung. Beim Schifffahrtsamt geht man nicht von einer Reparatur aus. „Wir sehen ja jetzt schon, dass der Schaden enorm ist und man kaum noch etwas wird gebrauchen können“, denkt Schöpflin.

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