Saarbrücker Aktivist Mit vollem Einsatz für den Klimaschutz

Saarbrücken · Der Saarbrücker Rune Becker engagiert sich bei der Parents-for-Future-Bewegung im Saarland.

 Rune Becker von der Bewegung Parents for Future will auch am kommenden Freitag für mehr Umweltschutz demonstrieren.

Rune Becker von der Bewegung Parents for Future will auch am kommenden Freitag für mehr Umweltschutz demonstrieren.

Foto: Sebastian Dingler

Ein Portrait von Rune Becker zu verfassen, ist kein leichtes Unterfangen. Denn für ihn ist nicht die eigene Person wichtig, für ihn sind seine Ziele wichtig. Der 51-jährige Familienvater ist die treibende Kraft der Parents-for-Future-Bewegung im Saarland, dem Eltern-Pendant zur Schulstreik-Bewegung Fridays for Future. Eine elfminütige Rede von Greta Thunberg, die sie letzen Oktober in Stockholm hielt, motivierte Becker, sich zu engagieren. „Ich hatte mich vorher nie so engagiert, ich dachte nur immer, ich müsste mal was tun.“

Dabei will Becker selbst kein Heiliger sein, der komplett auf alles verzichtet, was CO2-Emissionen verursacht. Aber er steckt sehr viel Zeit und Energie in den Kampf fürs Klima. Und Energie hat er eine ganze Menge, so rasant, wie die Argumentationsketten aus ihm heraussprudeln. „Das haben mir schon viele Leute gesagt“, meint er dazu und erklärt das so: „Ich lade meine Batterien auf, wenn ich Leuten gegenübersitze und über mein Thema reden darf. Und darauf hoffe, etwas Positives zu bewirken. Das ist einerseits ein Ventil, und andererseits lade ich mich auf, während ich das tue.“

Eine Anekdote dazu hat er direkt parat. Einmal sei bei einer Fridays-for-Future-Demo eine ältere Dame ganz hinten gelaufen, sodass auch die Polizei nicht wusste, ob sie dazugehört oder nicht. Becker sprach sie daraufhin an. Tatsächlich hatte sich die Frau nur nicht richtig getraut, weiter in den Demonstrationszug hineinzugehen. „Da habe ich gesagt: Kommen Sie mal mit nach vorne! Wenn Sie mitgehen, ist der erste Schritt schon gemacht. Das ist wie eine ganz kleine Wahl, wie ein Stimmzettel.“

Beckers Vorbild im Engagement für den Klimaschutz ist natürlich Greta Thunberg. Sie habe aus einer großen Krise herausgefunden, indem sie sagte: „Wenn ich mich schwach fühle, dann nutze ich die Schwäche und trage sie nach außen.“ Der 16-jährigen Schwedin mit ihrer außergewöhnlichen Ausstrahlung würde Becker sogar zutrauen, bei US-Präsident Donald Trump etwas bewirken zu können. Deshalb findet er es schade, dass sich Thunberg nicht mit ihm getroffen hat. „Ich glaube, Greta ist die einzige Person, die so auf ihn einreden könnte, dass sogar er sagen würde, dass da vielleicht doch etwas dran ist. Trump denkt ja bei allem daran, ob es wichtig ist und ob man Geld damit verdienen kann – und mit dem Klimaschutz kann man Geld verdienen“, sagt Becker.

Auch sein eigenes Wirken hat Rune Becker mit dem von Greta Thunberg verbunden: „Ich habe mir am Anfang überlegt, wie lange ich das mitmache. Da bin ich auf die Idee gekommen. Ich mache das solange, wie die Greta das macht. Weil sie so hartnäckig am Thema dran ist. Ich dachte mir, das nehme ich mir als Ziel, denn die gibt nicht auf.“ Und so stürzte sich der Saarländer seit Februar in die Arbeit eines Klimaschutz-Aktivisten. Da werden Flyer und Plakate entworfen, Mobilisierungsvideos gedreht, Tweets abgesetzt, Sitzungen einberufen und Demonstrationen organisiert. Als Nächstes steht natürlich die große Demonstration am kommenden Freitag auf dem Landwehrplatz an, denn am Freitag findet der weltweite Streik fürs Klima statt. Ebenfalls an diesem Tag wird die Bundesregierung das mit Spannung erwartete Klimaschutzgesetz verabschieden. Rune Becker erhofft sich, dass Kanzlerin Merkel „Tabula rasa macht“ und gegen alle Widerstände ein Gesetz durchbringt, „bei dem es allen an den Kragen geht, die sich gegen den Klimaschutz stellen“. Wenn nicht, würde es ihn zumindest freuen, wenn die Gewerkschaften anschließend zum Streik aufrufen würden. Doch egal, wie das Gesetz aussehen wird – Rune Becker wird weiterhin versuchen, die Menschen von der Dringlichkeit des Problems zu überzeugen. Der kommende Freitag ist für ihn ein ganz entscheidendes Datum: „Wenn ich in 40 Jahren ein alter Opa bin und eh nix mehr machen kann, kann ich wenigstens sagen: Ich weiß noch, wo ich am 20. September 2019 war. Ich habe vielleicht nicht alles hingekriegt, aber ich habe es versucht.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort