Wenn Kirsch- auf Kokos-Kuchen trifft

Riegelsberg · Im kulturellen Frauencafé in Riegelsberg können sich einheimische Frauen mit Flüchtlingsfrauen austauschen.

 Frauen allen Alters, Einheimische und Neubürgerinnen, trafen sich vergangenen Freitag zum 1. kulturellen Frauencafé im ehemaligen Gasthaus Wunsch in Riegelsberg. Foto: Monika Jungfleisch

Frauen allen Alters, Einheimische und Neubürgerinnen, trafen sich vergangenen Freitag zum 1. kulturellen Frauencafé im ehemaligen Gasthaus Wunsch in Riegelsberg. Foto: Monika Jungfleisch

Foto: Monika Jungfleisch

Der Duft von frischgekochtem Kaffee liegt in der Luft, Marmor-, Kirsch- und syrischer Kokosgrieskuchen stehen einladend auf einem großen Tisch, daneben lachen türkisches Honiggebäck und typisch deutsche Bahlsenkekse die Gäste an. Im Vorraum des ehemaligen Gasthauses Wunsch in Riegelsberg tummeln sich fröhlich lachende Kinder, im "Wohnzimmer" der Gaststätte sitzen knapp zwei Dutzend Frauen: neben Deutschen auch Syrerinnen und Kurdinnen, manche mit Kopftuch, manche ohne.

Auffallend ist ihre Fröhlichkeit. Sie reden untereinander mit Händen und Füßen, manche können ein bisschen Englisch, einige haben erste Deutschkurse und sind stolz darauf, sich in Deutsch mit ihrem Namen, Alter und Herkunftsland vorstellen zu können.

Zusammengeführt hat die bunte Schar Frauen im Alter von 20 bis über 80 Jahren das Hilfe-Netzwerk Riegelsberg unter der Federführung von Gabi Seibel, Sabine Zbidi und Susanne Heidrich.

"Wir drei sind im Hilfe-Netzwerk Riegelsberg aktiv, betreuen Flüchtling, organisieren zum Beispiel ihre Teilnahme an Festen, wie beim Marktfest, und helfen den Neulingen, sich hier leichter zu integrieren und heimisch zu werden", erzählt Sabine Zbidi.

"Mit unserem kulturellen Frauencafé wollen wir unser Angebot erweitern und gezielt Frauen ansprechen, damit auch sie sich untereinander besser kennenlernen und ein Netzwerk aufbauen können", ergänzt Gabi Seibel. "Wobei wir sowohl Kontakte unter den geflüchteten Frauen als auch zu Riegelsberger Frauen fördern wollen", sagt Susanne Heidrich. Kaum, dass sie es ausgesprochen hatte, gesellte sich Edna Kreutzer aus Riegelsberg zu der bunten Frauengruppe. "Ich bin allein und offen für neue Kontakte. Ich freue mich, wenn ich meine Zeit sinnvoll nutzen und anderen Menschen helfen kann. Ich sehe in dem Frauencafé auch für mich die Chance, neue Besuchskontakte aufbauen zu können", sagt die gebürtige Riegelsbergerin.

Elisabeth Karbach engagiert sich bereits in Köllerbach für Flüchtlinge. "Ich sehe in der Integration der Flüchtlinge eine wesentliche Aufgabe unserer Gesellschaft, deren Gelingen unsere Zukunft bestimmen wird", ist sich die 67-jährige Riegelsbergerin sicher. "Wichtig ist es auch, dass wir uns speziell um die geflüchteten Frauen kümmern, sie haben oft Schlimmes durchgemacht."

Am eigenen Leib erfahren hat dies Batoul Zegra. Die 27-Jährige hat bei ihrer Flucht aus Syrien übers Mittelmeer ihre Mutter, ihre siebenjährige Tochter, ihren Neffen und ihre Nichte verloren. Als sie in Deutschland bei ihrem Mann ankam, verstieß er sie, da er sie für den Tod der Tochter verantwortlich machte. Nun lebt sie mit der Familie ihres Bruders, ihrer Schwägerin und ihrem Vater in der Überhofer Straße, besucht einen Sprachkurs und blickt unter ihrer blondbraunen Lockenpracht wieder optimistisch in die Zukunft. "Ich habe in Riegelsberg viele liebe Menschen getroffen. Ich will schnell Deutsch lernen und hier arbeiten." Ihre Schwägerin Ola Baradei pflichtet ihr bei: "Ich habe gute Betreuer in Riegelsberg gefunden. Hier fühlen wir uns wohl." Dabei zeigt sie auf ihren Babybauch und strahlt über beide Ohren. Auch ihre Freundin Alaa, die seit 16 Monaten in Riegelsberg lebt, will unbedingt mehr Deutsch lernen und mehr Kontakte zu den Mitbürgern ihrer neuen Heimat bekommen. "Die Menschen in Riegelsberg sind alle sehr lieb. Sie helfen uns. Das ist schön."

Die 27-Jährige absolvierte bereits einen Deutschkurs. Zu ihrem Glück fehlt nur noch ein Kitaplatz für ihren dreijährigen Sohn.

Zum Thema:

Das "Kulturelle Frauencafé" des Hilfe-Netzwerks Riegelsberg ist für Frauen aller Altersklassen und Kulturen immer am letzten Freitag im Monat geöffnet, und twar von 16.30 bis 18.30 Uhr im ehemaligen Gasthaus Wunsch in der Rathausstraße 49. Das Hilfe-Netzwerk ist ein lockerer Zusammenschluss von Menschen aus Riegelsberg und Walpershofen, die sich seit 2014 um die Integration von Flüchtlingen kümmern.

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