Wenn eine Dusche etwas Besonderes wird

Walpershofen · Von der mexikanischen zur kanadischen Grenze: Die Walpershofer Medizinstudentin Caroline Himbert läuft 4279 Kilometer durch die USA, sammelt Geld für die Stiftung „Lebensblicke“ und macht auf die Wichtigkeit der Darmkrebsvorsorge aufmerksam. Die 23-Jährige berichtet heute von ihrer ersten Etappe: 1120 Kilometer durch den Süden Kaliforniens: einschließlich zwei Dreitausendern und etlichen Blasen an den Füßen.

 Der Beginn der Strapazen: Caroline Himbert aus Walpershofen an ihrem ersten Tag auf dem Pacific Crest Trail, der von der mexikanischen zur kanadischen Grenze einmal quer durch die USA führt. Sie wird knapp 4300 Kilometer unter die Schuhsohlen nehmen. Fotos: Himbert

Der Beginn der Strapazen: Caroline Himbert aus Walpershofen an ihrem ersten Tag auf dem Pacific Crest Trail, der von der mexikanischen zur kanadischen Grenze einmal quer durch die USA führt. Sie wird knapp 4300 Kilometer unter die Schuhsohlen nehmen. Fotos: Himbert

Die ersten 700 Meilen (rund 1120 Kilometer) führen durch die bergige, trockene Landschaft von Südkalifornien . Es ist ein sehr seltsames Gefühl, an der mexikanischen Grenze "ausgesetzt" zu werden mit dem Ziel, nach einem Marsch quer durch die USA an der kanadischen Grenze anzukommen. Durch die ersten 100 Meilen muss man sich wirklich durchkämpfen. Zu Beginn geht es darum, sich daran zu gewöhnen, jeden Tag um 5 Uhr früh im Zelt aufzuwachen, sich in der Kälte umzuziehen und dann einfach loszulaufen, um so viel Strecke wie möglich zu machen, bevor die Hitze beginnt.

Viele geben auf

Im Schnitt laufen wir zwischen 20 und 25 Meilen (30 bis 40 Kilometer) pro Tag, während wir mit Essen und Trinken - rund 18 Kilo - auf dem Rücken tragen. Das Gewicht und die Blasen an den Füßen merkt man nach einiger Zeit nicht mehr.

Dieser Teil des Weges gilt als der schwierigste, und die meisten Wanderer geben innerhalb der ersten 100 Meilen auf. Gründe dafür sind hauptsächlich, dass man sich alles anders vorgestellt hat, Probleme mit Knien, Füßen oder Beinen hat, oder einfach mit den heißen, trockenen Bedingungen nicht zurecht kommt. 30 Kilometer laufen zu müssen, um an die nächste Wasserstelle zu kommen, ist kein Kinderspiel und kann einem an dem ein oder anderen Tag wirklich die Nerven rauben. Man weiß nie, an welchem Ort man am Ende des Tages ankommt und ist gleichzeitig jeden Tag erstaunt darüber, wie weit man zu Fuß kommen kann. Viele andere Wanderer sind hier unterwegs, und es ist immer wieder interessant, die Geschichten von ihnen zu hören. Von alt über jung, jedes Alter ist vertreten. Man freut sich über alltägliche kleine Dinge, wenn man zum Beispiel nach sieben Tagen in der Wildnis eine Dusche und etwas ordentliches zu Essen in einer kleinen Stadt vorfindet. Man kann so viel essen wie man möchte, man wird einfach nicht satt!

Doch all die Strapazen, die man auf sich nimmt, werden in der Regel mindestens einmal pro Tag mit wundervollen Aussichten und Highlights belohnt, wie etwa Baden in einem See nach 30 Kilometer wandern.

Laufe ich weiter?

Die "Wüste" bringt viele Überraschungen und Herausforderungen mit sich. Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir auf den ersten 700 Meilen gleich zweimal rund 3000 Meter Höhe erklimmen müssen. Anders als im alltäglichen Leben ist die einzige Entscheidung, die man jeden Tag treffen muss: Laufe ich weiter Richtung Kanada oder nicht?

Menschen aufrütteln

Im Vergleich dazu muss man sich einmal selbst vor Augen führen, wie viele Entscheidungen wir an einem Tag oder in einer Woche unseres Alltagslebens treffen müssen. Leider geraten da wichtige Entscheidungen an die zweite Stelle, wie: Gehe ich zur Vorsorgeuntersuchung oder verschiebe ich den Termin und erledige lieber etwas anderes?

Dabei können solche Entscheidungen lebenswichtig sein. Ich hoffe, dass ich durch diese Aktion Menschen darauf aufmerksam machen kann, dass es wichtig ist, die Möglichkeiten der Krebsvorsorge zu nutzen. Das kann Leben retten!

Mein nächster Bericht für die Saarbrücker Zeitung soll dann vom zweiten Abschnitt des Pacific Crest Trail handeln und somit von der Durchquerung Nordkaliforniens. Bis dahin werde ich hoffentlich die magische Grenze von 1000 Meilen (1600 Kilometer) überschritten haben. Ich freue mich über jede Spende für hart erarbeitete Meilen, um die Stiftung "Lebensblicke" zur Darmkrebsvorsorge zu unterstützen.

Viele Grüße aus Kalifornien,

Caroline Himbert

betterplace.org/de/fund-

raising-events/27475-2659-

miles-for-cancer-prevention

Zum Thema:

Zur Person Caroline Himbert (23) aus Walpershofen ist seit Oktober 2015 im Rahmen ihres Medizinstudiums für ihre Doktorarbeit am "Huntsman Cancer Institute " in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah. Das Huntsman Cancer Institute gehört zu den führenden Krebsforschungs-Instituten der USA. In Deutschland studiert Caroline Himbert in Hamburg Medizin und erforscht im Bereich der Darmkrebsvorsorge den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Darmkrebsrisiko. red

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 Über den Wolken: Caroline Himbert auf dem etwa 3000 Meter hohen Mount St. Jacinto.

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 Südkalifornien, ein weites Land.

Südkalifornien, ein weites Land.

Hintergrund Die Stiftung "Lebensblicke" (Ludwigshafen) setzt sich seit 1998 für die Darmkrebsvorsorge ein. Um auf die Arbeit der Stiftung aufmerksam zu machen und um für die Darmkrebsvorsorge zu werben, beteiligt sich Caroline Himbert an einem weiten "Benefit-Walk" ("Benefiz-Wanderung"): Seit 17. Mai ist sie - wie bereits in der SZ-Gesamtausgabe berichtet - beim "Prevent Cancer Trail" ("Krebsvorsorge-Marsch") auf dem berühmten Pacific Crest Trail (PCT) unterwegs, um für jede Meile Spenden für die Stiftung "Lebensblicke" zu sammeln. Der PCT ist eine Langdistanz-Wanderweg über 4279 Kilometer durch die USA, von der mexikanischen zur kanadischen Grenze (2659 Meilen), der Weg führt auch durch Wüste, Gebirgslandschaft, Schnee und Wälder. Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen Deutschlands. Jährlich sterben in Deutschland rund 25 600 Menschen an den Folgen. red

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