Wenn der Kunstrasen rasend machtVersuchte Einflussnahme auf den Gutachter?

Riegelsberg. Der vom Gemeinderat beauftragte Bausachverständige Ingo Nienas sollte in der Ratssitzung über die Arbeiten am Riegelsberger Kunstrasenplatz berichten. Doch Nienas war krank und Bürgermeister Klaus Häusle (SPD) verlas die Stellungnahme (siehe Infokasten). Das dauerte zwei Minuten. Weit über 90 Minuten dauerte dann ein Hauen und Stechen zwischen Bürgermeister, CDU, Linke und FDP.Es ging wieder um die Vorwürfe in der Sitzung vom 18. Juli (wir berichteten). Dort hatte Linke-Sprecherin Birgit Huonker dem Bürgermeister und der Verwaltung ein fragwürdiges Vorgehen bei der Ausschreibung und somit bei der Auftragsvergabe für den Kunstrasenplatz vorgeworfen. Der Hauptvorwurf: Nach der ursprünglichen Ausschreibung hätte ein hochwertiges Granulat (EPDM) als Untergrund für den Kunstrasen verwendet werden sollen. In einer Beschlussvorlage für die Räte habe die Verwaltung jedoch ein preiswerteres aber auch minderwertigeres Material aus recycelten Altreifen empfohlen. Dieser Vorgang verstoße gegen die Vergabeordnung und benachteilige alle Firmen, die sich mit dem "richtigen" Granulat beworben hatten.

Riegelsberg. Der vom Gemeinderat beauftragte Bausachverständige Ingo Nienas sollte in der Ratssitzung über die Arbeiten am Riegelsberger Kunstrasenplatz berichten. Doch Nienas war krank und Bürgermeister Klaus Häusle (SPD) verlas die Stellungnahme (siehe Infokasten). Das dauerte zwei Minuten. Weit über 90 Minuten dauerte dann ein Hauen und Stechen zwischen Bürgermeister, CDU, Linke und FDP.

Es ging wieder um die Vorwürfe in der Sitzung vom 18. Juli (wir berichteten). Dort hatte Linke-Sprecherin Birgit Huonker dem Bürgermeister und der Verwaltung ein fragwürdiges Vorgehen bei der Ausschreibung und somit bei der Auftragsvergabe für den Kunstrasenplatz vorgeworfen. Der Hauptvorwurf: Nach der ursprünglichen Ausschreibung hätte ein hochwertiges Granulat (EPDM) als Untergrund für den Kunstrasen verwendet werden sollen. In einer Beschlussvorlage für die Räte habe die Verwaltung jedoch ein preiswerteres aber auch minderwertigeres Material aus recycelten Altreifen empfohlen. Dieser Vorgang verstoße gegen die Vergabeordnung und benachteilige alle Firmen, die sich mit dem "richtigen" Granulat beworben hatten.

Häusle nannte alle Vorwürfe "falsch", reines EPDM sei ausgeschrieben und mittlerweile auch eingebaut worden, baufachliche Fehler seien nicht passiert, "Herr Nienas hat dies bestätigt. Es hat demgemäß auch keine Änderung in der Ausführung gegeben." .

Das ließ die Opposition nicht gelten. Volker Christmann (CDU) kritisierte: "Mit Ihrer Aussage gehen Sie an der Kernkritik völlig vorbei", denn ursprünglich sei ja tatsächlich mit dem minderwertigeren Granulat geplant worden, da es 40 000 Euro billiger ist als EPDM. Erst die Beschwerde eines Mitbewerbers habe zu einer Änderung geführt. Wäre dagegen das minderwertigere Material eingebaut worden, hätte die Sportplanungskommission einen Zuschuss von 270 000 Euro nicht gewährt und auf dem neuen Kunstrasenplatz hätte gar kein Fußball gespielt werden dürfen, da es im Saarland verboten sei, auf Altreifengranulat zu spielen. Von diesem Verbot hatte die Verwaltung nichts gewusst.

Ähnlich Birgit Huonker: "Ich hätte mir gewünscht, dass der Bürgermeister gesagt hätte: Gut, Gemeinderat, dass ihr aufgepasst habt", stattdessen werde "getan, als ob wir Majestätsbeleidigung gemacht hätten".

Weil Häusle erklärt hatte, die Gemeinde müsse die Mehrkosten fürs EPDM nicht zahlen, meinte Hartmut Huber (FDP) sarkastisch: "Wir haben einen VW Golf bestellt und kriegen einen Mercedes S Klasse zum Preis des VW. Wir können uns das nur so erklären, dass der Geschäftsführer der beauftragten Firma am Sonntag beim Hochamt von einer Woge der Güte überschwemmt worden ist und uns die 40 000 Euro schenken will."

"Vorgezogener Wahlkampf"

Auf die Seite des Bürgermeisters stellte sich die SPD, Sprecher Ingbert Horn meinte: "Es ist keine vertrauensvolle Arbeit im Rat, wenn 'Fachleute' im Rat alles besser wissen, als die Fachleute im Bauamt. Das ist vorgezogener Wahlkampf." Ganz zum Schluss ließ Bürgermeister Häusle dann noch eine Bombe platzen: "Der Bausachverständige Nienas hat mir berichtet, dass es von einzelnen Mitgliedern des Gemeinderates eine Einflussnahme, ein Drängen an ihn gibt, doch bitte Fehler zu finden." Namen nannte Häusle nicht. Aber auch der Gemeinderat ging auf diese Aussage nicht ein. dg

Auf einen Blick

Am Kunstrasenplatz hat gestern die vierte und letzte Bauphase begonnen. Momentan wird die elastische Tragschicht eingebracht, dann werden die Kunstrasen-Bahnen verlegt und die Nahtstellen werden verfüllt. Zuletzt werden die Wege zum Sportheim neu verlegt, die Barriere versetzt, Ballfangzaun und Tore aufgestellt. Am 15. September soll alles fertig sein. dg