"Weltwärts" hinein ins Abenteuer

Riegelsberg/Asunción · Beatrice Latz aus Riegelsberg, 18 Jahre jung, hat sich auf ein Abenteuer begeben: Ein Jahr lang lebt sie nun bei einer Gastfamilie in dem südamerikanischen Land Paraguay, um dort - vermittelt von der internationalen Organisation "American Field Service" (AFS) - bei sozialen Projekten mitzuarbeiten. Für uns berichtet sie von ihren Erlebnissen.

 Beatrice würde gerne ganz Asunción umarmen, das man hier als Skyline im Hintergrund sieht. Mit ihrer Arbeit dort will sie dem Ungleichgewicht auf der Welt etwas entgegensetzen. Fotos: Latz

Beatrice würde gerne ganz Asunción umarmen, das man hier als Skyline im Hintergrund sieht. Mit ihrer Arbeit dort will sie dem Ungleichgewicht auf der Welt etwas entgegensetzen. Fotos: Latz

Riegelsberg/Asunción. Vor zwei Wochen begann ich mein "weltwärts" Jahr mit dem AFS in Paraguay. "Weltwärts", das ist ein von der Bundesregierung ins Leben gerufener Freiwilligendienst, der es jungen Menschen ermöglicht, bei Hilfsprojekten in Entwicklungsländern mitzuarbeiten. Ich habe in diesem Jahr mein Abitur an der Marienschule in Saarbrücken absolviert und beschlossen, mit meinen18 Jahren nicht direkt vom Klassensaal in die Uni zu spazieren. Mich fasziniert die Idee, dem Ungleichgewicht, das auf der Erde herrscht, einen Freiwilligendienst entgegen zu setzen. Diesen Gedanken teilt auch meine Entsendeorganisation AFS, eine der größten Austauschorganisationen weltweit.Vor meiner großen Reise hatte ich ein zehntägiges Vorbereitungsseminar, um mit den anderen die für unseren Austausch wichtigen Themen wie Teamarbeit oder Landestypisches zu behandeln.

Nachdem ich dann unzählige Sachen, wie zum Beispiel die Sicherung wichtiger Dokument oder zuletzt das Kofferpacken erledigt hatte, musste ich mich von meinen Freunden und meiner Familie verabschieden. Auch wenn das nicht so leicht war, überwog die Vorfreude, und ich konnte es kaum abwarten mich endlich mit den anderen 30 Jugendlichen von AFS auf den Weg nach Asunción, der Hauptstadt Paraguays zu machen. Die Reise dauerte - mit Zwischenstopp in Sao Paulo - 35 Stunden, und so waren wir ziemlich froh, erst mal zusammen in einem Landhaus in der Nähe des Flughafens entspannen zu können.

Auf dem Weg zu meiner Gastfamilie erlebte ich dann mein erstes Abenteuer: Ich stürzte mich nachts allein im Taxi in den Straßenverkehr von Asunción. Hier sagt man, dass dieser komplett "loco" ("verrückt") ist, und ich kann das nur bestätigen. Kaum Ampeln, viele Schlaglöscher, keine Spuren, keine Regeln. Um mit dem Bus zu fahren, streckt man einfach die Hand aus. Sitz man dann, fühlt es sich an wie in einem Flugzeug mit Turbulenzen, abgesehen davon, dass andauernd Straßenhändler reinspringen, Gemüse, Snacks, Obst oder auch Orangensaft anbieten. Aber irgendwie funktioniert es. Ich habe jetzt drei jüngere Schwestern (11,14,16) und einen großen Bruder (26). Zusammen mit den Eltern, der Tante, einem Hund und einer Katze leben wir in einem schönen, kleinen Haus in einem Vorort von Asunción. Mein Gast-Bruder hat gesagt: "Wir haben wenig, aber wir teilen alles mit dir", und er trifft es auf den Punkt: Die Paraguayos sind sehr gastfreundlich, und man macht alles gemeinsam. Allein sein geht in unserem kleinen Haus sowieso nur unter der Dusche. So schauen wir zusammen Olympia, teilen uns die Hausarbeit (auch das Wäschewaschen von Hand) oder trinken gemeinsam Tereré, das Nationalgetränk.

Das bisherige Highlight war ein kleiner Ausflug mit meiner Familie auf eine Insel im Rio Paraguay direkt vor dem Zentrum Asuncións. Das mir die abenteuerliche Bootsfahrt nichts ausgemacht hat, zeigt, glaub' ich, ganz gut, dass ich mich prima eingelebt habe. Ich fühle mich hier sehr wohl und bin gespannt auf meine Arbeit für eine Tageseinrichtung der Fundacion Fundar, einer Organisation gegen Kinderarbeit. Meine Aufgabe wird im Bereiche der Bildung, medizinischen Versorgung und Freizeitbeschäftigung von besonders armen Kindern liegen. Ich freue mich sehr auf die damit verbundenen Herausforderungen und hoffe, weiterhin eine gute Zeit zu haben und meine Freude mit allen teilen zu können, so wie das hier üblich ist.

Auf einen Blick

 Dieses Boot brachte Beatrice zur der Insel im Rio Paraguay.

Dieses Boot brachte Beatrice zur der Insel im Rio Paraguay.

Asunción, die Hauptstadt Paraguays, gilt als eines der Handelszentren Südamerikas und liegt direkt am Rio Paraguay. Dieser stellt gleichzeitig die Grenze zu Argentinien dar. Aufgrund von Landflucht leben mittlerweile etwa ein Drittel der sechs Millionen Einwohner des Landes in der Hauptstadt, und auch wenn Asunción eine moderne Stadt ist, so leben doch 40 Prozent der Einwohner unter der Armutsgrenze, vorwiegend in den Vororten.

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