Wehrhafte Knirpse

Die "Fit und Sicher Akademie" in Riegelsberg bietet Selbstverteidigungskurse auch schon für kleine Kinder an. Es geht darum, wie sich Kinder im Ernstfall auch gegen Erwachsene zur Wehr setzen können oder doch zumindest an Selbstvertrauen gewinnen, was dabei hilft, dass es erst gar nicht zum Ernstfall kommt.

Riegelsberg. "Lass mich in Ruhe, ich will keinen Streit", schreit der vierjährige Nils nach einem Schubs von Claudia Schäfer, Trainerin und Leiterin der "Fit und Sicher Akademie" in Riegelsberg. Es ist einer von vielen Sätzen, die die Kinder hier lernen, um Streitfällen aus dem Weg zu gehen. Denn nicht nur mit körperlicher, sondern auch mit verbaler Gegenwehr kann man sich aus einer Notsituation befreien oder sie gar vermeiden. "Es sind einfache Dinge, wie das Erlernen der Elternnamen, die ich den Kleinen beibringe", sagt Schäfer.

Viele der kleineren Kinder nennen ihre Eltern Mama und Papa, wüssten aber nicht den Vor- und Zunamen. Wenn aber ein Kind "verloren geht" und seine Eltern sucht, dann sei es enorm wichtig, dass es der Polizei die Namen nennen kann. Auch wird den Kindern, denen bereits ab dem Alter von drei Jahren Kurse angeboten werden, das Nein-Sagen vermittelt: "An Geburtstagen sind oft Verwandte da, die die Kinder nur selten sehen. Viele wollen die Kleinen dann knuddeln. Ich sage meinen Schützlingen immer: Wenn ihr das nicht wollt, dann sagt es", erklärt die Trainerin.

In anderen Situationen, zum Beispiel dem gewaltsamen Festhalten, kann man sich nur schwer durch verbale Gegenwehr retten. Auch solche Fälle werden inszeniert und geprobt. Wird ein Kind mit beiden Händen am Hals gepackt, so kann es mit seiner Hand unter den Armen des Täters hindurch und ihm mit der flachen Hand gegen das Kinn schlagen: "Aber allgemein gilt: Nicht einfach draufschlagen, nur in Notsituationen. Anhand von Beispielen erkläre ich den Kindern, was zu Notsituationen gehört und was nicht", sagt Schäfer.

Die Frage, ob sich ein Kind, das die Akademie besucht, aus allen Notsituationen befreien kann, beantwortet die Trainerin so: "Ein Erwachsener ist natürlich immer überlegen. Aber das Schreien des Kindes wirkt abschreckend, und wenn einer meiner Zwerge zuschlägt, dann tut das auch weh", sagt sie aus eigener Erfahrung.

Schäfer betont, dass die Kinder in der Akademie selbstbewusster werden und aufrechter durchs Leben gehen.

Dies kann die Mutter der achtjährigen Saskia nur bestätigen: "Meine Tochter traut sich mehr zu, ist eigenständiger und sagt anderen offen ihre Meinung." Neben dem Aspekt der Sicherheit soll auch die Fitness, die ebenfalls im Namen der "Fit und Sicher Akademie" steckt, nicht zu kurz kommen: "Wir tollen auf dem Boden rum, machen Purzelbäume und kämpfen mit weichen Schwimmnudeln."

Und wenn einmal in den Ferien nur wenige Kinder in die Trainingsstunde kommen, liest Schäfer oder ihr Kollege Christopher Schneider den Kindern etwas aus dem Buch "Gehe mit keinem Fremden mit" vor. bub

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