Warum die Saarländer weniger lügen

Riegelsberg · Wie hätte Moses die Zehn Gebote erhalten, wenn es damals schon E-Mails gegeben hätte? Beim Klären solcher weltbewegender Fragen hatte Jacques Bistro alias Detlev Schönauer die Lacher auf seiner Seite.

 Detlev Schönauer, Erfinder der Online-Beichte. Foto: Schönauer

Detlev Schönauer, Erfinder der Online-Beichte. Foto: Schönauer

Foto: Schönauer

Vergnüglich und gemütlich ging es beim Kirchenkonzert in Jacques Bistro in "Riegel di Bersch" zu. Der Saal im Pfarrheim St. Josef war voll besetzt. Pastor Franz-Josef Werle hielt eine kurze Begrüßungsrede, und Detlev Schönauer stieg in seiner Paraderolle als Bistrowirt auf die Bühne: "Bonsoir. Jetzt haben wir die Predigt hinter uns. Wer es heute morgen nicht in die Kirche gepackt hat, hat das jetzt alles mit einem Aufwasch."

Beim Kirchenkabarett "Das stinkt zum Himmel" gewährte der Kabarettist, der aus Mainz stammt und in Riegelsberg wohnt, tiefe Einblicke in die saarländische Seele. Der Saarländer kennt, so behauptete zumindest Schönauer, nur acht oder neun Gebote. Er klaue nicht, sondern organisiere, und statt, wie andere Bundesbürger, im Durchschnitt 200 Mal pro Tag zu lügen, winde er sich mit einem "Och ppp" heraus.

Für die verbleibenden Verfehlungen hat Schönauer die praktische und zeitgemäße Online-Beichte erfunden. Da kann man aus einem Katalog auswählen und bekommt Vorschläge für weitere Bestellungen. Für 19,99 gibt es sieben Sünden gratis. Nicht schlecht auch das Drive-in "Happy Sünder". Schönauer brachte Pep in klassische Themen. Er rechnete vor, dass der Fußweg von Kairo bis Jerusalem mit Satellitenfunk in zwei Jahren zu schaffen ist und dass Moses die Gebote heute nicht mehr zeitaufwendig einmeißeln müsse, sondern sie ruckizucki als Mail in der Hand hätte. "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht", würde Moses sagen: "Die gute: Ich habe ihn auf zehn runter gehandelt. Die schlechte: Ehebruch ist immer noch dabei."

Klasse auch der Einakter: Ein Kirchenchor trifft sich zur Vorstandssitzung. Auf speziellen Wunsch eines Vereins hat der Kabarettist den Sketch verfasst. Ein Einpersonenstück im Nebenzimmer von Jacques Bistro. Schönauer mimt darin den Vorsitzenden und handelt pflichtgemäß die Tagesordnungspunkte mit den unsichtbaren Vereinsmitgliedern drum herum ab. Viel Gelächter und Szenenapplaus auch bei den musikalischen Einlagen. Die schleppenden Gesänge in den Kirchenreihen kennt schließlich jeder. Und wer bitteschön hat nicht schon mal bei einem ihm unbekannten Lied so getan als ob und pantomimisch mitgesungen?

Die Paradiesgeschichte hatte Schönauer gleich in zwei Versionen im Angebot: Saarländisch oder erotisch. Das Publikum votierte für saarländisch und bekam: "Ihr sollt darben bei Dibbelabbes. Euer einziges Vergnügen sei der Schwenker." Die Erotik wurde später als Zugabe eingefordert. Ein Viertel des Eintrittspreises spendet Detlev Schönauer für die Renovierung der Pfarrkirche St. Josef. Zum selben Zweck ließ er auch ein Kollektekörbchen rundgehen.

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