Von Waldschrat-Suppe und furchtsamen Wikinger-Recken

Riegelsberg · Lesungen kennt man, Essen gehen auch. Beides in Kombination ist eher ungewöhnlich und wurde obendrein humorvoll serviert: In der Riegelsberger Kemenate gab's Kochbuch-Geschichten mit den passenden Beilagen.

 Wikinger-Mundschenk Nanuuk alias Denis Röhr erklärt den Gästen, wie sie seine Suppe anständig schlürfen.

Wikinger-Mundschenk Nanuuk alias Denis Röhr erklärt den Gästen, wie sie seine Suppe anständig schlürfen.

 Feenfängerkugeln locken keine Fee, aber Freunde des Süßen.

Feenfängerkugeln locken keine Fee, aber Freunde des Süßen.

 Lesung in der Kemenate, von links: Isa Theobald, Ulrich Burger, Stefanie Altmeyer und (hinten) Wirtin Christine Haupenthal. Fotos: mr

Lesung in der Kemenate, von links: Isa Theobald, Ulrich Burger, Stefanie Altmeyer und (hinten) Wirtin Christine Haupenthal. Fotos: mr

Literatur zum Verzehr und so ganz nebenbei auch ein durch Gackern gewonnener Zweikampf standen am Samstagabend in der Riegelsberger Kemenate auf dem Programm. Das Mittelalter-Restaurant hatte zur Lesung mit Menü geladen: Vor jedem Gang las Isa Theobald eine Kurzgeschichte aus "Die Köche - Speisekammer des Schlemmens" - in dem Buch von Herausgeber Ulrich Burger (UB Verlag) sind Geschichten und Kochrezepte von Fantasy-Autoren versammelt. So gab es zum Amuse Gueule (Schmalzbrot) die Geschichte vom "Dämonischen Butterbrot", das selbst den Teufel begeistert, geschrieben von Christian von Aster, Spezialist für skurrile Geschichten. Es folgte "Das Fest der Waldschrate" der Püttlingerin Stefanie Altmeyer, kombiniert mit einer leckeren Maronen-Suppe - Pardon: mit einem "Süppchen der Wald- und Wiesenschrate", die den jungen Talahir vor dem Verhungern retten.

Die Geschichte zum Hauptgang von Diana Kinne aus Dillingen-Diefflen befasste sich gar mit der Entstehung ihres Rezeptes: In "Männerkochverein" erfährt man, wie der gefürchtete Wikinger-Krieger Thorvid Snorrason eigentlich mit seinen Freunden eine Kneipentour machen möchte, jedoch von seiner Frau Jovis dazu verdonnert wird, auf den brodelnden Hühnereintopf aufzupassen. So lädt er seine Freunde zum Zechgelage nach Hause ein - bei dem leider durch einen Schabernack der "verfluchten Feen" der Hähncheneintopf im Bier landet. Die Furcht vor der Wikinger-Dame ist groß, und so tischt man Jovis die Geschichte auf, dass man gerade den ersten und einzigen Männerkochverein im Wikingerdorf gegründet habe. Und das Ergebnis - Hähnchen in Biersoße - ist natürlich ganz fantastisch. In der Nachtisch-Geschichte von Isa Theobald selbst erfährt man aus einer Schrift von "Professor Dr. Horatius Ellesmere", wie "Feenfängerkugeln" (so der Titel der Geschichte) gebacken werden.

Der Abend war gut besucht, das Publikum gut gelaunt, die Stimmung entspannt. Und da man sich im Mittelalterrestaurant befand, gab's die Suppe in einer Trinkschale - "Bitte laut schlürfen, damit der Koch auch hört, dass es schmeckt", verlangte Mundschenk Nanuuk alias Denis Röhr, der bei etlichen Faxen die Lacher auf seiner Seite hatte und der auch mal einen Gast an den Pranger stellte. Zuletzt schlug "Wikinger" Nanuuk auch einen Gast bei einem Reaktionsspiel - aber wie soll man auch reagieren, während man aus den weit aufgerissenen Augen eines Wikingers angestarrt wird, der in einer teuflischen Ablenkungs-Taktik gackert wie ein Huhn?

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