"Ein Franzose im Saarland, ein Bistrowirt, lag auf der Hand, alle Typen, alle Themen sind möglich", erklärt der Erfinder der bekannten und beliebten Kunstfigur. Als Jacques Nucléaire, als radioaktiver Animateur vom Ferienklub Becquérelle, ging die Figur an den Start. Der liebenswerte französische Akzent erlaubte messerscharfe Kritik. Detlev Schönauer beschreibt ihn als "böse Nummer, die sehr nett klang und gut ankam".

Der pfiffige Bistrowirt war elf Jahre lang als Radiokomödiant im SR auf Sendung. Das fiktive Bistro war am St. Johanner Markt angesiedelt. 1990, als Schönauer, bis dahin wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität, sich als Kabarettist selbstständig machte, brachte er Jacques auf die Bühne. Premiere war im Saarbrücker Ostviertel.

Heute, also 20 Jahre später, baut Jacques zwei- bis dreimal pro Woche sein Bistro an anderer Stelle auf. Wegen der sprachlichen Feinheiten läuft das Kabarett vor allem im Saarland, in Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, sporadisch auch weiter weg, so in einem Ferienklub in Griechenland. Im Mai stehen in seinem Terminplan, und zwar genau in dieser Reihenfolge, beispielsweise: Kirkel, Gresaubach, Chemnitz, Spiesen-Elversberg, Mannheim, Merzig...

Jacques Bistro gibt es derzeit in fünf Varianten, als Musikprogramm mit Sebastian Voltz am Klavier, als Kabarett, als Kirchenprogramm (Teil eins und Teil zwei) sowie als krachneues politisches Programm.

Das neue Polit-Programm basiert auf der Nicht-Einladung zur Gala-Kappensitzung. Beim Kirchenprogramm kann Schönauer aus dem Vollen schöpfen und auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen: Parallel zur Physik hat er Kirchenmusik studiert. Acht Jahre lang leitete der Kabarettist den Kirchenchor in Hühnerfeld und lernte dabei "unheimlich viel über den Saarländer". Der saarländische Dialekt ist "nicht sein Ding". Mais non, unser Jacques liebt die ironische Distanz und die kleinen, feinen Nuancen. So 15, 16 verschiedene deutsche Mundarten hat der Kabarettist drauf. Als die Mauer fiel, hat er sich umgehend auf den Hosenboden gesetzt und Sächsisch gelernt.

Die Vielfalt sei das Schöne, sagt Schönauer, und dann demonstriert er mal eben, wie es klingt, wenn ein Sachse versucht, Italienisch zu sprechen. Als Künstler liebt er auch die Vielfalt der Auftrittsorte. "Jeder Auftritt hat was Einmaliges, sonst wäre es langweilig." Kleine Räume, erklärt er, seien anstrengender als große, dafür sitze das Publikum schön nah. Große Hallen hätten andere Vorzüge: Klimaanlagen, gute Technik, perfektes Licht und Beschallung.

Egal ob groß, ob klein, Schönauer arbeitet immer mit dem Publikum zusammen. Und wenn er in Riegelsberg spielt, dann spielt natürlich auch "Riegelsbörg" eine Rolle im Programm. So hat er beispielsweise extra und exklusiv für zwei Auftritte im Gewächshaus Floris "als sie hätte fahren können, aber noch nicht fuhr" ein Saarbahnlied kreiert. Auch diesen August kann man Detlev Schönauer wieder an diesem ungewöhnlichen Veranstaltungsort mit Glashausatmosphäre erleben.

Auf einen Blick

Einige von Schönauers nächsten Terminen: Dienstag, 20. April, 19 Uhr, altes Rathaus Saarwellingen: "Übergerascht"; Donnerstag, 29. April, 19.30 Uhr, katholisches Pfarrheim in Lauterbach: "Bananenrepublik" (politisches Programm); Mittwoch, 5. Mai, 20 Uhr, Kulturspeicher Gresaubach: "Bananenrepublik"; Donnerstag, 6. Mai, 20 Uhr, Scheune Neuhaus: "Übergerascht"; Samstag, 8. Mai, 20 Uhr, Stadthalle Merzig: "Flügelkämpfe" (Musikprogramm mit Voltz); Donnerstag, 17. Juni, 19.30 Uhr, St.-Barbara-Halle in Kutzhof: "Bananenrepublik".

Weitere Termine von Detlev Schönauer gibt es im Internet. hof