Von Flemm und Fissäl

Riegelsberg. Vor mehr als 100 Jahren sind sie als Fremdlinge in unsere saarländische Mundart gekommen - die Wörter französischer Herkunft. Wir nahmen sie in den Mund und kauten sie zurecht. Herausgekommen sind Wörter wie Trottwar (Bürgersteig), Schesslong (Sofa), Scheesewäänsche (Kinderwagen), Flemm (Unlust), Fissäl (Seil) und viele mehr

Riegelsberg. Vor mehr als 100 Jahren sind sie als Fremdlinge in unsere saarländische Mundart gekommen - die Wörter französischer Herkunft. Wir nahmen sie in den Mund und kauten sie zurecht. Herausgekommen sind Wörter wie Trottwar (Bürgersteig), Schesslong (Sofa), Scheesewäänsche (Kinderwagen), Flemm (Unlust), Fissäl (Seil) und viele mehr. Die saarländische Mundart-Schriftstellerin Edith Braun stellte mit ihrer Tochter Evelyn Treib ihr gemeinsames Buch "Keine Fisimatenten - französische Wörter in saarländischen Mundarten" in der Rathausgalerie in Riegelsberg vor. "Mundart gibt uns ein Gefühl der Vertrautheit und Geborgenheit - das Gefühl, daheim zu sein. Das ist Ansporn für die VHS, die Mundart in ihr Programm aufzunehmen", sagte die Riegelsberger VHS-Leiterin Petra Mang. Edith Braun und Evelyn Treib haben ihr Buch in drei Teile gegliedert: einen Wörterbuchteil, einen erzählenden Teil und einen Teil mit Geschichten und Gedichten zum Schmunzeln. Wie zum Beispiel zu dem Wort "all", das aus dem französischen "C'est allez" (Es ist fort) abstammt: "Sinn die Weck weg? Jòò, die sinn all all. Wer war dann dòò dòò? Ei all die vom Aldi." Braun und Treib erläuterten viele Wörter dieser Art. Natürlich wurde auch auf den Buchtitel "Fisimatenten" (Unsinn, Faxen, Blödsinn) ausführlich eingegangen. "Wenn Töchter Ausgang hatten, wurden sie von ihren ängstlichen Müttern immer ermahnt: ,Mach bloß kenn Fisimatente'. Angeblich kommt das Wort aus dem Satz ,Visitez ma tente' (Besuchen Sie mein Zelt), mit dem französische Soldaten deutsche Mädchen zu einem Schäferstündchen eingeladen haben sollen. Das stimmt aber nicht", sagte Braun. Vielmehr stamme das Wort von dem lateinischen Visae patentes (ordnungsgemäß verliehenes Patent) ab, das im 16. Jahrhundert als spöttische Auffassung des Bürokratischen für "überflüssige Schwierigkeit" benutzt wurde. Die Autorinnen widerlegten auch die Legende zum Entstehen des Wortes Muckefuck, das in den Nachkriegszeiten einen Ersatzkaffee aus gerösteten Gerstekörnern bezeichnete. Die Legende erzählt, dass der Name vom französischen Mocca faux (Falscher Mokka) abstamme. Braun: "Das Wort kommt aus dem Rheinischen. Mucken ist braune Stauberde, verfaultes Holz. Fuck bedeutet im Rheinischen ,faul'. Zudem fand ich in einem rheinischen Wörterbuch den Begriff ,Muggeflögelskeskaffee' (Mückenflügelkaffee), der sich darauf gründet, dass die gerösteten Gerstekörner wie kleine Mückenflügelchen aussehen." "Keine Fisimatenten - französische Wörter in saarländischen Mundarten". Erschienen im Gollenstein-Verlag. ISBN: 978-3-938823-39-2. Preis: 19,50 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort