Ausstellung Nostalgiker stöbern in Riegelsbergs Rathaus

Riegelsberg · Verein für Industriekultur und Geschichte Köllertal ordnet Heimatstube neu. Was nicht mehr ins Konzept passt, steht zum Verkauf.

 Daniela Marchlewitz versucht sich bei der Ausstellung im Rathaus Riegelsberg an einem Akkordeon. Das Instrument erinnert sie an ihren Großvater.  Foto: Iris Maurer

Daniela Marchlewitz versucht sich bei der Ausstellung im Rathaus Riegelsberg an einem Akkordeon. Das Instrument erinnert sie an ihren Großvater. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maria Maurer

Die Galerie des Rathauses Riegelsberg versprüht derzeit einen Hauch von Nostalgie. Denn dort, wo sonst Werke zeitgenössischer saarländischer Künstler ausgestellt werden, sind noch bis zum 17. Januar Fundstücke und Raritäten zu sehen – und zu erwerben. Ein Jahr lang haben die Vorstandsmitglieder des Vereins für Industriekultur und Geschichte Köllertal e.V. ihre Exponate in der „Heimatstube“ in der Riegelsberger Hauerstraße gesichtet und inventarisiert. Und auch aussortiert.

Denn die Ausstellungsstücke, die nicht mehr in den Sammlungsschwerpunkt des Köllertals passen und die auch nicht mehr an die früheren Besitzer zurückgegeben werden konnten, werden nun im Rathaus Riegelsberg zugunsten des Vereins zum Kauf angeboten.

Für jeden Nostalgiker, der Flohmärkte liebt und die Fernsehsendungen „Flohmarkt“ im Saarländischen Rundfunk oder „Bares für Rares“ im ZDF kennt, ist es ein Vergnügen, die Ausstellungsstücke zu betrachten.

Neben alten Schreibmaschinen, wie einer „Naumann Ideal“ oder einer „Olympia“, sind dekorative Verpackungen von Lebensmitteln und Haushaltswaren der 1950er- Jahre drapiert, die für heutige Verhältnisse nachhaltig und ökologisch sinnvoll aus Papierkartons bestehen.

Überhaupt wundert man sich, wie technisch unpraktisch und veraltet, aber äußerst ansprechend frühere Haushaltsgeräte ausgesehen haben. Der alte Fön oder das passende versilberte Rasierset haben zwar nicht den Komfort von heute, sind aber dafür fast schon eines Designpreises würdig. Horst Lichter, Moderator der Sendung „Bares für Rares“, hätte seine Freude daran.

Ebenfalls sehr hübsch anzusehen sind die Unterwäschestücke aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts, die an einer Wäscheleine vor den Fenstern gespannt sind. Die Kleidungsstücke aus Leinen mit Spitzen und altmodischen Formen sind – wie es sich gehört – strahlend weiß und frisch gestärkt. Eine alte, sehr lange Unterhose mit seltsamen Eingriffen führt vor Augen, wie unpraktisch diese Kleidungsstücke waren.

Daneben hängen aber auch mit Spitzen verzierte Nachthemden, die man auch heute noch als leichtes Sommerkleid tragen könnte. Neben jeder Menge Holzhobel, alter Geschirrtücher, Kaffeemühlen oder Blechgeschirr, die man auch auf Flohmärkten findet, sind es insbesondere die alten Handzuginstrumente, die der Ausstellung ihren Charme verleihen. Denn auch wenn man nicht viel Wissen über eine Ziehharmonika mitbringt, erkennt man doch anhand der auffälligen Schildpattverzierungen, veralteten Schriften und auch der Gebrauchsspuren, dass es sich hierbei um gesuchte Raritäten handeln dürfte.

Ein „Knopfkasten“ von Hohner in einer Vitrine zeigt eben diese Gebrauchsspuren, und man glaubt beim Schlendern und Betrachten der Ausstellung fast die Töne zu hören, die früher damit gespielt wurden.

Ein wahres Ungetüm unter den Exponaten ist dagegen eine alte Zentrifuge, die auf einem Sockel ausgestellt ist. Diese Zentrifuge besteht aus einer Messingschüssel auf einem Ständer mit diversen Hebeln und einer Standplatte.

Da fragt man sich, wie hat sie funktioniert? Und wozu diente die Zentrifuge? Glücklicherweise liegt hier sogar noch die originale Gebrauchsanweisung dabei.

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