„Unser armes Kneipche“

Walpershofen · Das traditionsreiche Gasthaus „Zur Rose“ in Walpershofen weicht einem Neubau mit zehn Eigentumswohnungen. Der Abriss läuft, bis August 2017 soll der neue Komplex, zwei Millionen Euro teuer, fertig sein.

Am Freitag um 14.16 Uhr in der Herchenbacher Straße in Walpershofen : Zum ersten Mal beißt sich die Baggerschaufel in das alte Gemäuer. Fast zögerlich fallen die ersten Ziegel, wenig später die ersten Steine. Die aus der direkten Nachbarschaft angerückte Feuerwehr spritzt Wasser gegen die Staubbildung.

Schweres Abrissgerät tilgt die Überreste von fast 250 Jahren Gastronomie- und damit Ortsgeschichte . Doch das Gasthaus "Schooles Wirtschaft" oder besser bekannt als "Zur Rose" stand die letzten neun Jahre leer. "Zuerst reißen wir den alten Saal ab, denn da ist schon alles entkernt", erklärt Baggerführer Bernhard Knobe, der sein tonnenschweres Arbeitsgerät fast mit chirurgischer Präzision führt: "Man muss Holz, Metall, Kunststoff und den anderen Bauschutt genau trennen, bevor er auf die Deponie gefahren werden kann."

Nach und nach versinkt das Gebäude, in dem Generationen Walpershofer feierten und trauerten, stritten und sich wieder vertrugen, im Schutt. "Unser armes Kneipche", sagt eine Frau und filmt die Arbeiten mit dem Mobiltelefon. Ein Mann, der mit dem Fotoapparat Erinnerungen festhalten möchte, ergänzt: "Hier gab es früher die besten Nudeln in der ganzen Gegend."

Jörg Mölter von der Eiweiler Firma FMR Projekt erläutert über 50 Schaulustigen bei der Abrissparty auf dem Nachbargelände den Zeitplan: "Heute ist der Startschuss, bis August 2017 wollen wir schlüsselfertig übergeben." Zehn neue Wohneinheiten entstehen. Jeweils vier im Erd- und ersten Obergeschoss mit drei Zimmern, Küche und Bad auf bis zu 110 Quadratmetern. Dazu kommen zwei großzügige Penthousewohnungen mit 130 beziehungsweise 170 Quadratmetern Fläche. Der Preis für die Eigentumswohnungen liegt zwischen 2100 und 2300 Euro pro Quadratmeter.

"Dazu kommen Stellplatz oder Tiefgarage", sagt FMR-Gesellschafterin Sabine Ritz, "das Angebot richtet sich an Interessenten jeden Alters. Ein junges Paar beispielsweise hat sich schon über eine Penthousewohnung informiert. Aber der Trend geht zu älteren Menschen, die ihre zu groß gewordenen Häuser abstoßen und sich verkleinern wollen."

Trotz nasskalter Witterung waren viele Anwohner und ehemalige Gäste zur Abrissparty gekommen, auch Riegelsbergs Bürgermeister Klaus Häusle (SPD ). Bei Bier, Sekt und Wurst verfolgten sie die ersten Arbeitsgänge. Bis Montag soll der Saal, danach möglichst bald auch das Vordergebäude abgebrochen werden. Danach beginnen die Ausschachtarbeiten für die Tiefgarage. Das Richtfest für den Rohbau ist für September angedacht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort