Um den Schafscherer geschart
Riegelsberg. Stoßstange an Stoßstange standen am Sonntag rund ums Lampennest die Autos. Menschenmassen marschierten die Jägerstraße hoch, wanderten auf dem Frohnwald-Weg oder nutzten Schleichwege über die Dorfstraße, um zum Ziegenhof der Familie Nimmesgern zu kommen
Riegelsberg. Stoßstange an Stoßstange standen am Sonntag rund ums Lampennest die Autos. Menschenmassen marschierten die Jägerstraße hoch, wanderten auf dem Frohnwald-Weg oder nutzten Schleichwege über die Dorfstraße, um zum Ziegenhof der Familie Nimmesgern zu kommen. Hier, hoch oben über dem Köllertal mit einem fantastischen Blick über Riegelsberg bis weit nach Püttlingen, Schwalbach und Heusweiler, freuten sich die großen und kleinen Besucher über ein neues Fest im Veranstaltungskalender der Gemeinde Riegelsberg und des Regionalverbandes Saarbrücken.Bereits zum Startschuss um 11 Uhr waren der Hof und die angrenzenden Äcker der Familie Nimmesgern gut besucht. Bürgermeister Klaus Häusle und Regionalverbandsdirektor Peter Gillo waren sich einig: "Das Hoffest wird keine Eintagsfliege sein. Zum Ziegenhof werden wir im nächsten Jahr sicher wieder pilgern."
Geboten wurde eine bunte Mischung von Schafen-, Ziegen, Kaninchen- und Maultierausstellungen, gepaart mit einem großen Bauernmarkt mit regionalen Produkten von über 50 Anbietern, Infostände heimischer Naturschutzorganisationen und jeder Menge Attraktionen, wie etwa Hütehunde-Vorführungen, Kettensägeschnitzereien oder ein Hundeparcours.
Während die Kleinen auf Ponys reiten, malen oder filzen konnten, musterten die Großeltern historische Traktoren. Der ein- oder andere ältere Besucher hat vielleicht noch selbst mit dem "Ackermoped" - ein Hanomag-Traktor der 1950er Jahre mit Zwei-Takt-Motor - das eigene Feld bestellt. "Schön, dass wir so viele Tiere anfassen können", schwärmte Maren Pustay (8), die es mit ihrer Freundin Emma Krämer (6) zu den Ziegen zog und die von der Tauernschecke (trittsichere Gebirgsziege) und auch von der kleinsten Schafrasse der Welt, den Quessant-Schafen, nicht genug bekommen konnten.
Bis zu sieben Kilo Wolle
Als Stefan Weidmann, der einzige offizielle Schafscherer im Regionalverband Saarbrücken, zum Schafscheren rief, umringten ihn unzählige neugierige Besucher. "Wie schnell das geht", und "guck mal, das Schaf sitzt ja regelrecht, wie beim Friseur", hörte man die Zuschauer staunen.
Ein ausgewachsenes Schaf kann bis zu sieben Kilogramm Wolle geben, die pro Kilo für 70 bis 80 Cent verkauft werden kann. "Nicht gerade ein Riesengewinn", meinte Weidmann, der seinen Beruf vom Aussterben bedroht sieht.
Der Heusweiler Bürgermeister Thomas Redelberger fand die Auswahl an selbst gebrannten Edelschnäpsen, frisch gepresstem Apfelsaft, Imkerhonig, Aloe-Vera-Produkten, Räucherfisch und Wildschweinspezialitäten super. "Da parkt man doch gerne in Heusweiler", meinte er schmunzelnd. Sein Amtsvorgänger Rainer Ziebold genoss gut gekühlten Weißwein und interessierte sich mit seiner Frau für Deko-Artikel für Haus und Garten, für Hüte, Schafmilchseife und vieles mehr.
Herbert Nimmesgern zeigte sich zufrieden mit der Premiere seines Hoffestes. Seit er sein Hobby zum Beruf gemacht hat, "hat sich viel auf meinem Hof getan. Das wollte ich der Öffentlichkeit mit einem Fest zeigen. Dass so viele Besucher gekommen sind, überwältigt mich." Die Schätzungen der Besucherzahlen lagen zwischen 5000 und 10 000, Nimmesgern: "Mit diesem Zuspruch, auch seitens der Aussteller, habe ich nicht gerechnet. Auch die große Unterstützung der Anwohner, die über 100 Kuchen für dieses Fest gebacken haben, hat mich zutiefst gerührt. Sicherlich, der eine oder andere wird durch den Autoverkehr genervt gewesen sein. Aber für die Zukunft werden wir uns ein Verkehrs- und Parkkonzept überlegen, das dem Ansturm der Besucher gerecht wird."
Wie man hört, ist die Fortsetzung des Hoffestes wohl auch für die Familie Nimmesgern ausgemachte Sache.