Tannenweg wird wieder "Zweibahnstraße"

Riegelsberg. Am 9. Juli dieses Jahres hatte die Riegelsberger Ortspolizeibehörde den Tannenweg ab Einmündung Erlenweg in Richtung Überhofer Straße als Einbahnstraße ausgewiesen. Seither sucht sich der Schleichverkehr andere Wege im Wohngebiet Überhofer Hang, was zu großer Verärgerung unter den Anwohner der betroffenen Straßen führte (wir berichteten)

Riegelsberg. Am 9. Juli dieses Jahres hatte die Riegelsberger Ortspolizeibehörde den Tannenweg ab Einmündung Erlenweg in Richtung Überhofer Straße als Einbahnstraße ausgewiesen. Seither sucht sich der Schleichverkehr andere Wege im Wohngebiet Überhofer Hang, was zu großer Verärgerung unter den Anwohner der betroffenen Straßen führte (wir berichteten). CDU und Grüne stellten deshalb im Gemeinderat den Antrag, die Einbahnstraßenregelung wieder aufzuheben. Bevor die Fraktionen ihre Begründungen vortragen konnten, wurde die Ratssitzung auf Antrag der Linken unterbrochen, um den anwesenden Anliegern des Überhofer Hanges ein Rederecht einzuräumen. Dabei wurden teilweise infame Vorwürfe gegen Bürgermeister Lothar Ringle (SPD) laut. So habe ein verärgerter Anwohner gesagt (nicht in der Ratssitzung, dort wurde dies nur vom Hörensagen berichtet), Ringle habe die Verkehrsänderung im Tannenweg "einem Saufkumpan zu Liebe" angeordnet, was Buh-Rufe bei der SPD auslöste. Jürgen Spaniol aus der Straße Am Wäldchen sagte: "Die Anordnung wurde getroffen, weil eine Person im Tannenweg Vitamin-B ("Beziehungen") zu Bürgermeister Ringle hat." Lothar Ringle ist derzeit in Urlaub und war daher in der Sitzung nicht anwesend. Bei anderer Gelegenheit hatte er auf das Gerücht, die einseitige Sperrung des Tannenweges sei aus Gefälligkeit gegenüber einem Parteifreund erfolgt, erbost reagiert: "Ich kenne dort keinen, der der SPD angehört."Des Weiteren erklärte Jürgen Spaniol vor dem Gemeinderat: "Ringle hat die Anordnung in eigener Zuständigkeit getroffen. Wir haben auf Nachfrage bei der Verwaltung gehört, dass sie das eigentlich gar nicht wollte." Volker Christmann (CDU) sagte: "Die Situation am Überhofer Hang sorgt für erhebliche Unruhe in der Bürgerschaft. Als der ehemalige Real-Markt geschlossen war, gab es ein erhöhtes Verkehrsaufkommen im Tannenweg. Durch die Eröffnung von Kaufland hat sich das aber wieder normalisiert. Deshalb gibt es aus unserer Sicht keine sachliche Notwendigkeit für eine Einbahnstraßenregelung." Die gleiche Meinung vertraten die Linken, die Grünen, die FDP und sogar die SPD. So sagte deren verkehrspolitischer Sprecher Horst Finé: "Auch wir waren von der Anordnung dieser Verkehrsregelung überrascht und unglücklich darüber." Finé wies jedoch darauf hin, dass der Gemeinderat die Anordnung im Tannenweg nicht aufheben könne: "Das wäre rechtswidrig, das kann nur die Verwaltung machen. Doch wir stimmen Ralf Waschburger zu: Die Beigeordneten haben alle Möglichkeiten und Funktionen des Bürgermeisters und können somit zusammen mit der Ortspolizeibehörde die Anordnung wieder aufheben." Ralf Waschburger (Grüne) hatte nämlich vorgeschlagen, dass sich die Beigeordneten Stephan Müller-Kattwinkel (CDU) und Jürgen Klein (FDP) um die Angelegenheit kümmern sollten: "Lothar Ringle hat noch Resturlaub und ist nur noch 14 Tage im Amt. Deshalb ist er für mich gar nicht mehr der richtige Ansprechpartner. Die Beigeordneten sind jetzt in der Verantwortung und sollten die Maßnahme rückgängig machen." Diesem Vorschlag schloss sich der Gemeinderat an und Stephan Müller-Kattwinkel, der die Ratssitzung in Vertretung von Lothar Ringle leitete, stellte auch im Namen von Jürgen Klein klar: "Wir werden uns als Beigeordnete nicht scheuen, die Beschlüsse des Gemeinderates umzusetzen, wenn sie sinnvoll sind." Somit fordert der Gemeinderat die Ortspolizeibehörde einstimmig auf, dass die Einbahnstraßenregelung im Tannenweg mit Inbetriebnahme der Saarbahn am 27. September wieder aufgehoben werden soll. Meinung

Ganz fair ist das nicht

Von SZ-RedakteurMarco Reuther Es ist nicht unbedingt fair zu nennen, wenn in einer Ratssitzung gegen einen Bürgermeister vom Leder gezogen wird, der selbst nicht da ist, um seine Sicht der Dinge darlegen zu können. Und bei allem Verständnis für Verärgerung über Einbahnregelungen und ungeliebte Verkehrsflüsse: Sollte tatsächlich einer der betroffenen Anlieger gesagt haben, dass der Bürgermeister einen "Saufkumpanen" begünstigt habe, dann ist das keine Artikulation einer Bürgermeinung sondern ungehobeltes Benehmen.

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