Talent trommelt sich nach oben

Riegelsberg. Um den fünften Geburtstag herum hatten die Eltern ein Erbarmen. Sie schenkten dem Kind die erste Trommel. Bis dahin hatte Oliver Brandt, heute 14, sich zum Trommeln immer die Töpfe aus dem Schrank gezogen und mit Gespür für Klangnuancen deren Klängen gelauscht. Nicht Scheppern und Lärmen interessierten ihn, sondern der einzelnen Töpfe Stimme. Bald nahm Oliver Unterricht

 Hat Rhythmus im Blut: der Riegelsberger Schlagzeuger Oliver Brandt. Foto: Astrid Karger

Hat Rhythmus im Blut: der Riegelsberger Schlagzeuger Oliver Brandt. Foto: Astrid Karger

Riegelsberg. Um den fünften Geburtstag herum hatten die Eltern ein Erbarmen. Sie schenkten dem Kind die erste Trommel. Bis dahin hatte Oliver Brandt, heute 14, sich zum Trommeln immer die Töpfe aus dem Schrank gezogen und mit Gespür für Klangnuancen deren Klängen gelauscht.Nicht Scheppern und Lärmen interessierten ihn, sondern der einzelnen Töpfe Stimme. Bald nahm Oliver Unterricht. Heute ist Schlagzeuglehrer Stefan Decker von der Püttlinger Musikschule ihm großes Vorbild, ebenso der österreichische Schlagzeuger Thomas Lang. Und der trommelt auch schon mal auf Stühlen.

Oliver gewann beim Landeswettbewerb von "Jugend musiziert" den ersten Preis in der Kategorie "Drum-Set Pop". Diese Kategorie kam im Saarland hinzu und ermöglicht es Kindern ohne klassische Schlagwerkausbildung, am Wettbewerb teilzunehmen. Lateinamerikanische Rhythmen, Rock, Metal, Jazz, Rap: Alles was am Schlagzeug gezeigt werden kann, ist erlaubt.

Oliver ist glücklich am Schlagzeug. Immer. Klar, eignet es sich auch, um mal Wut abzulassen, richtig draufzuhauen. Aber eigentlich dauert es nie lange, und seine Stimmung hellt sich auf. Und Draufhauen ist ohnehin nicht sein Stil. Locker und präzise ist sein Spiel. Gefragt, was seinen Spielstil ausmache, windet er sich ein wenig und lässt den Vater antworten: "Oliver spielt das Schlagzeug wie ein Instrument, nicht wie ein ,Ich-blas'-euch- weg'". Der Vater erkennt sofort, ob der Sohn am Schlagzeug sitzt. Er übt den größten Einfluss auf Oliver aus. Selbst mit vielen Instrumenten vertraut, musiziert er mit dem Sohn und bringt ihn mit anderen Musikern zusammen. Hans-Ulrich Brandt hat einen Liederzyklus komponiert, Sohn Oliver ist der Perkussionist. Fehlerfrei war Olivers Einsatz bei einer "Zauberflöte"-Aufführung des Deutschen Ärzteorchesters. Mit seinen präzisen Paukenschlägen galt er den Musikern als "sichere Bank". Oliver musiziert mit Gleichaltrigen ebenso gern wie mit Erwachsenen, spielt Jazz oder Big Band, Mozart oder Rock. Es macht ihm einfach Spaß. Berufswunsch? Musik ja, vielleicht lieber Medizin, Pharmaforschung oder Chirurgie. Die Chirurgie fasziniert ihn. Präzision sei auch dafür eine gute Voraussetzung.

Am Schlagzeug wird die Bewegungsfreude wenig eingeengt. Das Ringen im heimatlichen Riegelsberg musste der sportliche Jungmusiker drangeben. Die Schule beansprucht viel Zeit. Radfahren lässt sich leichter in den Alltag integrieren. Musikhören (Ärzte, Billy Talent, Slipknot, Godsmack) und Freunde treffen, virtuell oder wirklich: ein sonniger 14-Jähriger mit immenser Freude am Musizieren. Das Gehirn müsse man ausschalten, vor allem am Anfang. Arme, Beine, rechts, links, oben, unten: Das alles zu koordinieren, gehe dann besser.

Wie das geht, das mit dem Ausblenden des Denkapparats, hat er aber nicht verraten.

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