Straßen- oder Eisen-Saarbahn?

Riegelsberg. Als Daniel Bürtel von der Stadtbahn Saar GmbH am Montagabend im Riegelsberger Gemeinderat über den Weiterbau der Saarbahn informierte, erwähnte er in einem Nebensatz, "dass die Abnahme der Strecke von Etzenhofen über Heusweiler möglicherweise nach der BO Strab (Betriebsordnung für Straßenbahnen) erfolgen könne

Riegelsberg. Als Daniel Bürtel von der Stadtbahn Saar GmbH am Montagabend im Riegelsberger Gemeinderat über den Weiterbau der Saarbahn informierte, erwähnte er in einem Nebensatz, "dass die Abnahme der Strecke von Etzenhofen über Heusweiler möglicherweise nach der BO Strab (Betriebsordnung für Straßenbahnen) erfolgen könne."

Niemandem im Rat schien dieser Nebensatz aufgefallen zu sein - außer Bernd Wegner (CDU): "Die ganze Planung der Saarbahnstrecke war von Anfang an unter dem Aspekt der EBO (Eisenbahnerbetriebsordnung) gelaufen. Das hat genehmigungsrechtliche Hintergründe. Bundesgelder sind danach beantragt worden, das ist eine nicht zu verändernde Tatsache. Die Landesregierung hat beschlossen, für die Saarbahnstrecke das Betriebskostendefizit zu übernehmen. Wenn jetzt nach der BO Strab gebaut wird, dann ist das Land aus seiner Versicherung raus und die Stadt Saarbrücken ist aus ihrer Verantwortung heraus, dass sie das Betriebskostendefizit in Riegelsberg voll mit trägt. Diese Veränderungen bringen uns in finanzielle Verantwortung."

Daniel Bürtel erklärte, dass es ja noch gar nicht sicher sei, ob nach EBO oder BO Strab gebaut werde, die Entscheidung würde im Laufe der Woche fallen. Dann würden die Bürgermeister der Anrainer-Kommunen informiert. Bürgermeister Lothar Ringle sagte dem Rat zu, ihn umgehend über die Entscheidung zu unterrichten. Der Rat jedoch war auf den Barrikaden. Volker Christmann (CDU) meinte ironisch: "Die Sommerspiele sind zu Ende, wenn die nächsten Winterspiele anstehen, könnte sich die Saarbahn dann anmelden, wenn da Pirouetten gedreht werden."

Klaus Häusle (SPD) schimpfte: "Auf Nachfrage von Kollege Wegner wird jetzt die ganze Planung auf den Kopf gestellt.". Ähnlich Klaus Finé (SPD): "Das haut dem Fass den Boden aus. Jetzt ist die Planung nach der EBO abgeschlossen und nun sagt die Saarbahn ,Nein, wir bauen nach Straßenbahnrecht' und wir stehen wieder an der Stunde Null."

Wolfgang Hess (SPD) kritisierte: "Dieser Auftritt trägt nicht unbedingt dazu bei, das Vertrauen in die Saarbahn zu erhöhen." Und Ralf Waschburger (Grüne) meinte: "Das ist der Todesstoß für den Streckenabschnitt Heusweiler-Lebach."

Vor dieser Debatte hatte Bürtel auch über den Weiterbau der Saarbahnstrecke informiert: Im März nächsten Jahres soll mit dem Trassenbau bis Heusweiler Markt begonnen werden. Der Neubau der Walpershofer Brücke soll Ende 2009 beginnen. Im ersten Quartal 2011 soll dann der Probebetrieb auf der Strecke bis Heusweiler aufgenommen werden.

Die endgültige Inbetriebnahme des Streckenabschnitts von Etzenhofen bis Heusweiler Markt ist für März/April 2011 vorgesehen. "Anfang 2013 könnte die Saarbahn bis Lebach in Betrieb gehen", sagte Bürtel. "Dieser Auftritt trägt nicht unbedingt dazu bei, das Vertrauen in die Saarbahn zu erhöhen."

Wolfgang Hess

Auf einen Blick

Zum Thema Straßenbahn- statt Eisenbahn-Betriebsordnung hieß es gestern in der Pressestelle des saarländischen Wirtschaftsministeriums, dass zwar entsprechende Überlegungen bekannt seien, allerdings noch kein fester Termin, wann eine entsprechende Entscheidung falle. Gegebenenfalls müsse die Frage der Betriebskosten-Finanzierung "auf eine neue Grundlage gestellt" werden. Seitens der Saarbahn gab es gestern noch keine Stellungnahme zu dem Thema. mr

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort