Sogar Ribéry tanzte nach seiner Pfeife

Walpershofen. Sascha Siegwart strahlt Ruhe aus, redet unaufgeregt. Die Ruhe zu bewahren, das ist seine Aufgabe im Sport. Wenn die anderen die Nerven verlieren, muss er den Überblick behalten. Selbst wenn sich alle über ihn aufregen, muss er immer noch seine Haltung bewahren. Denn Sascha Siegwart ist Fußball-Schiedsrichter. Der 39-Jährige, der seit zwei Jahren in St

Walpershofen. Sascha Siegwart strahlt Ruhe aus, redet unaufgeregt. Die Ruhe zu bewahren, das ist seine Aufgabe im Sport. Wenn die anderen die Nerven verlieren, muss er den Überblick behalten. Selbst wenn sich alle über ihn aufregen, muss er immer noch seine Haltung bewahren. Denn Sascha Siegwart ist Fußball-Schiedsrichter. Der 39-Jährige, der seit zwei Jahren in St. Ingbert wohnt, gehört der Schiedsrichtergruppe Köllertal an und dort zu den Zifferschiedsrichtern. "Der Begriff beschreibt die Schiedsrichter, die ab der Landesliga aufwärts pfeifen", erklärt Siegwart, dessen Heimatverein der SV Walpershofen ist. Seit 2001 pfeift er, ermahnt Spieler, zeigt auf den Elfmeterpunkt oder auch die ein oder andere Gelbe oder Rote Karte in der Oberliga Südwest - und ist damit der klassenhöchste Schiedsrichter der Köllertaler Gruppe."In einer Saison bekommt man zehn bis 15 Oberliga-Einsätze", erklärt Siegwart, der in einer Saison rund 35 Spiele von der Kreisliga an aufwärts leitet. Dafür trainiert er einmal wöchentlich beim Saarländischen Fußball-Verband und geht zusätzlich laufen, um die Bewertungskriterien des Verbandes wie Laufvermögen oder Einstellung zum Spiel gut zu erfüllen. "Ein Schiedsrichter kann genauso auf- oder absteigen wie eine Mannschaft", sagt er.Respektvoller UmgangWas die Karten angeht, erklärt Siegwart, der seit 1985 Schiedsrichter ist: "Es ist besser, mal etwas zu überhören oder mit einem deutlichen Wort den Spieler zu ermahnen, als direkt eine Karte zu zeigen." Unauffällig solle ein Schiedsrichter agieren. "Das größte Lob für einen Schiedsrichter ist, wenn du nach dem Spiel ins Sportheim gehst und dich keiner als Schiedsrichter identifiziert", sagt der technisch-kaufmännisch Angestellte. Doch ist das nicht ein schwaches Lob, im Gegensatz zu den Spielern, die nach guten Leistungen in den Himmel gelobt werden? "Man braucht eine gesunde Selbsteinschätzung. Die Leistung wird über Jahre honoriert. Man merkt das einfach in dem respektvolleren Umgang zwischen Spieler, Trainer und Schiedsrichter", erklärt Siegwart, der größeren Auseinandersetzungen bisher aus dem Weg gehen konnte. "Die Meckereien bleiben nicht aus, doch da muss man die Ohren auch mal auf Durchzug stellen", sagt er und ergänzt: "Das schlimmste war mal ein Drohbrief nach einem Oberliga-Spiel." Bezüglich des Gemeckers, weiß der gebürtige Püttlinger nur zu gut Bescheid. "Ich habe früher als aktiver Spieler nie gezögert, mich beim Schiedsrichter zu beschweren", erklärt er schmunzelnd. Der 39-Jährige hat in der Jugend beim SV Walpershofen und dann beim FV 08 Püttlingen gespielt. "Dann habe ich mir eine schwere Knieverletzung zugezogen. Es hieß, ich könnte nie wieder spielen. Da mein Vater Schiedsrichter war, sagte er mir, ich solle es mal damit probieren", erzählt Siegwart, der später doch noch parallel aktiv spielte. Genauso fußballverrückt ist seine Lebensgefährtin Christina (32), die ebenfalls Schiedsrichterin ist. Doch bei aller Leidenschaft - in der gemeinsamen St. Ingberter Wohnung ist davon wenig zu sehen. Keine Wimpel, Fahnen oder Trikots zieren die Wände. "Das ist alles im Keller", sagt Siegwart nüchtern. Vielmehr trägt Siegwart seine Erinnerungen immer in seinem Gedächtnis. "Da bleibt einiges hängen", sagt er. Auch Kurioses: "Ich wollte einen Spieler verwarnen und mir seinen Namen zusätzlich notieren", erinnert sich Siegwart: "Der Spieler sagte: Mein Name ist Bond. James Bond."Sogar der Star der Bundesliga, Franck Ribéry, musste schon einmal nach Siegwarts Pfeife tanzen. Bei einem Freundschaftsspiel 2004 zwischen einer Lebacher Stadtauswahl und dem FC Metz leitete Siegwart die Partie, bei der der damals 21-jährige Ribéry mitspielte. "Ich habe noch nie einen Spieler gesehen, der so schnell mit dem Ball läuft", sagt Siegwart respektvoll.Letzte Oberliga-SaisonUnd was ist, wenn Siegwart ein Spiel privat anschaut? Wird der Schiedsrichterkollege kritisch beäugt? Selbst dort bewahrt Siegwart, der auch Schiedsrichter-Referent ist, die Ruhe, wie er versichert: "Ich bin dann ein ganz neutraler Zuschauer, der unterhalten werden möchte." Für Siegwart ist die laufende Saison übrigens seine letzte in der Oberliga. "Bei uns ist es ungeschriebenes Gesetz, dass der älteste Schiedsrichter freiwillig aufhört. Damit kein Jüngerer absteigen muss", erklärt er. Ab der Saison 2010/2011 pfeift Siegwart dann noch bis zur Saarlandliga. Und das vor allem mit ganz viel Ruhe.

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