Selbst Frostbeulen waren keine Seltenheit

Riegelsberg. Über den strengen Winter 2009/2010 kann Emil Hohneck, Jahrgang 1913, nur schmunzeln. Mit überdurchschnittlich viel Schnee und einem neuen Temperatur-Tiefstwert seit 1956 brachte er zwar das Köllertal zum Bibbern, wie unsere Zeitung berichtete. Doch als sich Hohneck daraufhin bei uns meldete und einige Erinnerungen hervorsuchte, relativierte sich diese Meinung schnell

 Emil Hohneck erlebte "seinen" kältesten Winter im Köllertal 1928 mit minus 36 Grad Celsius. Unser Archivfoto zeigt den zugeschneiten alten Saarbrücker Hafen im selben Jahr. Foto: SZ

Emil Hohneck erlebte "seinen" kältesten Winter im Köllertal 1928 mit minus 36 Grad Celsius. Unser Archivfoto zeigt den zugeschneiten alten Saarbrücker Hafen im selben Jahr. Foto: SZ

Riegelsberg. Über den strengen Winter 2009/2010 kann Emil Hohneck, Jahrgang 1913, nur schmunzeln. Mit überdurchschnittlich viel Schnee und einem neuen Temperatur-Tiefstwert seit 1956 brachte er zwar das Köllertal zum Bibbern, wie unsere Zeitung berichtete. Doch als sich Hohneck daraufhin bei uns meldete und einige Erinnerungen hervorsuchte, relativierte sich diese Meinung schnell.

Denn in den 97 Jahren seines Lebens haben sich kältere Winter in sein Gedächtnis eingebrannt: "Der kälteste Winter, den ich erlebte, war 1928. Damals hatte es minus 36 Grad Celsius. Es war so kalt, dass der Hydrant vor unserem Haus zufror, und wir mussten drei- bis viermal täglich Wasser für die Metzgerei am Schulhaus holen." Sogar Frostbeulen zog er sich in diesem Winter zu, so stark, dass er die Schuhe seiner Mutter tragen musste.

Schlittenfahren ohne Gefahr

Doch auch positive Erlebnisse blieben dem Riegelsberger in Erinnerung: "Damals gab es kaum Autos, und so konnten die Kinder auf der Hauptstraße bis zum Russenweg mit dem Schlitten fahren. Einmal haben wir sogar sieben Schlitten aneinander gebunden."

Doch auch kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es eisig. Im Winter 1946/47 froren die Wasserleitungen an seinem Haus ein. Damals sank das Thermometer auf unter Minus 20 Grad. Ein Jahr später kam das Hochwasser. "Damals standen wir unter französischer Verwaltung und jedem wurden Rationen zugeteilt. Ich kannte aber einen Schlachter in Lothringen, der am Silvestermorgen Schwarzfleisch liefern wollte - durch das Hochwasser blieb er jedoch an der Brücke in Großrosseln stecken. Erst nach Mitternacht traf er bei mir ein und hatte noch einen französischen Zöllner im Gepäck."

Doch Hohneck und sein Zulieferer wussten sich mit Tricks zu helfen: "Damit dieser nichts merkt, lenkten wir ihn mit einer Flasche Schnaps und einem Mädchen ab, bis wir die Ware ausgeladen hatten. Viereinhalb Tonnen Fleisch waren es in jener Nacht. Wir dachten zuerst, es sei viel zu viel und wir würden darauf sitzen bleiben, der normale Fleisch- und Wurstumsatz bewegte sich damals bei uns zwischen 300 und 400 Kilogramm pro Tag. Doch wenn es mal etwas ohne Zuteilungsmarken, sondern unter der Hand gab, sprach sich das schnell rum. Innerhalb von drei Tagen war alles mit der Hilfe meines Onkels und meines Schwagers verkauft."

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