Schule wieder aufgebaut

Riegelsberg · Viele Köllertaler und Völklinger unterstützten nach dem Erdbeben, das vor einem Jahr Nepal heimsuchte, das nepalesische Au-Pair-Mädchen Binita Tamrakar, das damals in einer Riegelsberger Gastfamilie lebte, und ihr Dorf. Wir fragten, wie es ihrer Familie inzwischen geht und erfuhren auch, dass mehrere Tausend Euro an Geld- und Sachspenden Gutes bewirkt haben.

 Auch Schulen wurden durch das Erdbeben vor genau einem Jahr in Nepal zerstört, Improvisation war gefragt. Hier werden jüngere Schüler unterrichtet. Mit den Spendengeldern aus dem Köllertal und vom Warndt-Gymnasium konnte inzwischen eine „Secondary School“ (eine weiterführende Schule, grob zu vergleichen mit einer Realschule) wieder aufgebaut werden. Foto: Tamrakar

Auch Schulen wurden durch das Erdbeben vor genau einem Jahr in Nepal zerstört, Improvisation war gefragt. Hier werden jüngere Schüler unterrichtet. Mit den Spendengeldern aus dem Köllertal und vom Warndt-Gymnasium konnte inzwischen eine „Secondary School“ (eine weiterführende Schule, grob zu vergleichen mit einer Realschule) wieder aufgebaut werden. Foto: Tamrakar

Foto: Tamrakar

Am gestrigen Montag jährte sich das schwere Erdbeben in Nepal, durch das über 8000 Menschen ihr Leben verloren, Zehntausende obdachlos wurden, historische Tempelanlagen einstürzten und die Hauptstadt Kathmandu schwer beschädigt wurde. Damals berichtete die Saarbrücker Zeitung von dem nepalesischen Au-Pair-Mädchen Binita Tamrakar, die bei der Riegelsberger Familie von Dr. Anders und Iris Seim lebte.

Die 27-Jährige bangte den ganzen Tag um das Leben ihrer Familie, die etwa eine halbe Autostunde entfernt von Kathmandu in Imadole lebt, einem Ort mit - einschließlich der umgebenden Region - etwa 27 000 Einwohnern direkt bei Lalitpur, der drittgrößten Stadt Nepals. Erst am Nachmittag erfuhr sie, dass ihre Eltern , ihr Bruder mit seiner Frau und dem dreieinhalb Monate alten Baby die Tragödie überlebt hatten, aber in ihrem Dorf vieles in Schutt und Asche lag.

Im Freundeskreis ihrer Riegelsberger Gastfamilie fanden sich schnell Unterstützer, die mit Geld und Sachspenden halfen. Und durch den Bericht in der SZ kamen weitere Spenden zusammen. Allein Margret Wittmann aus Walpershofen sammelte in ihrem Netzwerk von hilfsbereiten Menschen über 11 000 Euro , die sie, übers Jahr verteilt, an Binita Tamrakar weiterleitete. Im Sommer 2015 flog die junge Frau mit rund 9000 Euro und mehreren Koffern voller Baby- und Kinderkleider nach Nepal, wo sie von den Spendengeldern Zelte, Decken, Taschenlampen, 2400 Liter Trinkwasser, Lebensmittel, Sanitärmaterial und Erste-Hilfe-Sets für über 30 Familien in Imadole und einem Nachbarort kaufte.

Zum Jahrestag der Katastrophe fragten wir bei Binita Tamrakar nach, wie sich der Alltag in ihrem Heimatdorf entwickelt hat und wie es ihr und ihrer Familie ergangen ist. "Ich kann wieder lachen", erzählt die mittlerweile 28-Jährige. "Meine Familie, meine Freunde und Nachbarn haben die schrecklichen Ereignisse gut überstanden. Überall herrscht Aufbruchstimmung."

Im Sommer, auf dem Weg vom Flughafen zu ihrem Dorf, habe sie aber noch viel Zerstörung und Elend gesehen. Es werde wohl viele Jahre dauern, bis alles wieder aufgebaut ist. Doch in ihrem Dorf stehen die ersten Häuser wieder. Aber das eigene Elternhaus ließ sich nicht mehr aufbauen: "Meine Eltern sind nun ein paar Straßen weiter gezogen und haben ein kleines Häuschen errichtet. Da auch viele Arbeitsstätten zerstört wurden, hat mein Vater seine Arbeit verloren und noch keine neue Stelle gefunden. Meine Mutter hatte mehr Glück. Sie arbeitet wieder, verdient aber nur noch halb soviel wie vor dem Erdbeben ." Die Familie des Bruders ist zu den Schwiegereltern ins Nachbardorf gezogen, wo er Arbeit gefunden hat und die Eltern auch finanziell unterstützt.

Während ihres vierwöchigen Besuches in Nepal erfuhr die junge Frau auch von vielen Nachbarn und Bekannten große Dankbarkeit, die die Großzügigkeit der saarländischen Spender wortreich und mit vielen guten Wünschen für die Spender versehen haben.

Binita Tamrakar selbst arbeitet seit Herbst im Rahmen eines Bundesfreiwilligenjahres im Seniorenheim auf dem Stumpen und fühlt sich von Tag zu Tag heimischer in Riegelsberg . "Meine Arbeit macht mir Freude, sie erfüllt mich sehr. Ich kann damit einiges an die Menschen zurückgeben, die meiner Familie und Freunden in Nepal geholfen haben. Ich hoffe sehr, dass ich meine Zukunft im Saarland planen und ich mit Geld- und Sachspenden weiterhin meinem Dorf in Nepal helfen kann." Die Chancen dazu stehen gut: Binita wird, wie sie sagt, ab Herbst eine Ausbildung im Awo-Seniorenheim in Saarbrücken beginnen, und privat zeigt sich auch ein Glücksschimmer am Horizont.

Besonders erfreulich: "Die Secondary School in meinem Dorf konnte mit Hilfe der Spendengelder wieder errichtet werden", schildert Binita Tamrakar. In einem Dankesbrief berichtet der Schulleiter, dass er 2000 Kilo Zement, 5000 Ziegel, 25 Spanplatten, Farbe, Bücher, Stifte und vieles mehr von den Spenden aus dem Köllertal angeschafft hat. Sein besonderer Dank gilt Margret Wittmann, deren Spendengelder Binita speziell für die Schule überbracht hat.

Ein Teil dieser Gelder kommt vom Warndt-Gymnasium in Völklingen-Geislautern, dessen Schüler der Aufbau der Ortsschule am Herzen lag. Als Binita Tamrakar den ins Deutsche übersetzten Brief bei Margret Wittmann in Walpershofen abgab, konnte sie nochmals 500 Euro vom Warndt-Gymnasium, aus der Kollekte des Weihnachtsgottesdienstes, in Empfang nehmen.