„School is fun“, beschreibt Nicola Späder ihr Jahr an der US-Schule Ein Schultag, Schulgeist und viel Sport

Riegelsberg/Scituate · Elf Monate einen anderen Erdteil, ein anderes Schulsystem, ein anderes Leben kennenlernen: Nicola Späder lebt in einer Gastfamilie in Scituate, einem 18 000-Einwohner-Küstenstädtchen im US-Bundesstaat Massachusetts. Hier berichtet sie von ihrem Schulalltag.

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 Nicola Späder (rechts) und ihre Gastschwester Jeanna Brooks aus Scituate. Fotos: Späder

Nicola Späder (rechts) und ihre Gastschwester Jeanna Brooks aus Scituate. Fotos: Späder

 Sport wird groß geschrieben in den USA – beim Heimspiel des Football-Teams von Scituate sitzt oft die halbe Schule auf den Rängen.

Sport wird groß geschrieben in den USA – beim Heimspiel des Football-Teams von Scituate sitzt oft die halbe Schule auf den Rängen.

Seit etwa vier Monaten bin ich jetzt hier in Scituate. Ich kann mich noch sehr gut an den Tag erinnern, als ich mich von meinen Eltern am Frankfurter Flughafen verabschiedet habe. Wir trafen uns mit allen Schülern, die mit dem Programm des "American Field Service" (AFS) zu Gastfamilien an die Ostküste reisten - inzwischen sind ein paar der damals noch Fremden zu sehr guten Freunden geworden. Auch internationale Freundschaften entstehen, etwa mit Bea, einem Mädchen aus Italien, dass hier bei einer Familie in einem Nachbarort lebt.

Hier in Scituate - der Ort hat etwa 18 000 Einwohner - bin ich die einzige Austauschschülerin.

Mit meinen 15 Jahren war ich in unserer großen Reisegruppe mit Schülern aus aller Welt auch die Jüngste, was ich aber keineswegs bereue: Ich habe hier mein zweites Zuhause und meine zweite Familie gefunden.

Wenn ich an meine erste Woche zurück denke - hier waren noch zwei Wochen Ferien -, fällt mir mein noch schlechtes Englisch, Langeweile, etwas Heimweh, aber auch Vorfreude ein. Doch schon eine Woche vor Schulbeginn startete das Sport-Training für die Saison. Es war die erste Möglichkeit, Leute zu treffen, und Sport macht einen großen Teil des Lebens an einer High School aus. Da ich schon in Deutschland etwa ein Jahr Volleyball gespielt hatte, entschied ich mich neben Fußball, Waldlauf und Feldhockey in der Herbstsaison für Volleyball. Dort habe ich Freunde kennengelernt, und das hat mir an meinem ersten Schultag sehr geholfen.

Das Schulhaus hier ist sehr groß, und es war in der ersten Woche sehr schwer, mich zurecht zu finden. Mein Englisch war noch nicht so gut, und als ich andere Schüler nach dem Weg zu meiner nächsten Klasse fragte, wurde ich in die komplett falsche Richtung geschickt - in meiner ersten Woche kam ich fast jede Stunde zu spät. Doch inzwischen werde ich wie ein normaler Schüler behandelt und schreibe auch alle Tests und Arbeiten mit. Vor zwei Wochen habe ich mein erstes von vier Zeugnissen bekommen. Ich habe in meinen Fächern Englisch, Französisch, Geometrie, amerikanische Geschichte, Umweltwissenschaft (dazu gehören Elemente aus Chemie, Physik, Biologie, und es geht um Umwelt) und "experimental foods" (eine Kochklasse) gut abgeschnitten.

Das Wetter hier in Neu England ist sehr wechselhaft. Manchmal haben wir einen Tag Temperaturen um null Grad und am nächsten Tag 15 Grad. Wir hatten schon ein paar Tage Schnee, aber er ist leider nicht liegen geblieben.

Auch jetzt ist mein Alltag hier immer noch aufregend für mich. Jedes Wochenende verbringe ich mit neuen Leuten, und meine Gastschwester Jenna und ich stehen uns sehr nah. Ich hatte sehr großes Glück mit meiner Gastfamilie. Ich bin gespannt, was noch alles auf mich zu kommen wird hier in den USA.

Für das "columbus day weekend" vor etwa einem Monat bin ich mit meiner Gastfamilie nach New York City gefahren, etwa dreieinhalb Stunden Fahrtzeit von hier. Die drei Tage dort waren viel zu kurz, um sich so eine riesige und faszinierende Weltstadt anzuschauen, aber wir haben sehr viel gesehen. Wir sind mit einem Boot zur Freiheitsstatue und Ellis Island gefahren, haben "Les Miserables" als Broadway-Show gesehen, spazierten durch Parks, sahen den total überfüllten Times Square und gingen natürlich auch shoppen. Außerdem habe ich an meinem ersten Tag in New York Chiara Benecke, eine meiner besten und längsten Freundinnen aus Riegelsberg getroffen, die einen zweiwöchigen Austausch mit ihrer Schule gemacht hat und mit ihrer Gastfamilie und Freundinnen am selben Tag die Stadt besucht hat. Ich habe mich total gefreut, sie wieder zu sehen, auch wenn ich erst drei Monate weg war und noch acht vor mir hatte, worüber ich aber sehr froh bin, da die Zeit so unglaublich schnell vergeht.

Ich habe jeden Tag von 7.45 bis 14.18 Uhr Schule und fünf Stunden. Eine Schulstunde hat hier 63 Minuten, aber wir haben jeden Tag eine Klasse "long block", die hat dann 88 Minuten. Zudem ist in der Mitte des Tages noch Zeit für den "Lunch". Etwas stressig ist der ständige Klassenraumwechsel - dafür bleiben nur vier Minuten, aber das Gebäude ist sehr groß. Pünktlichkeit ist den Lehrern hier extrem wichtig. Wenn ich morgens zu spät komme, kann ich nach der Schule nicht zum Training, also stehe ich jeden Tag früh auf, um meinen Schulbus zu bekommen.

Für die Wintersaison habe ich mich für Leichtathletik entschieden, was in den Sporthallen, dem Fittnesstudio der Schule und, wenn es nicht zu kalt ist, auch draußen stattfindet.

Außerdem können Mädchen im Winter dem Schwimmteam, dem Basketballteam und dem Ski-Team beitreten. Ich habe jeden Tag direkt nach der Schule eineinhalb bis zwei Stunden Training, was sehr cool ist, da ich den ganzen Tag mit meinen Freunden verbringe und jeden Tag neue Leute kennenlerne.

Das Leben eines Teenagers dreht sich hier komplett um Schule, da Schule hier aus viel mehr als nur Arbeiten und Hausaufgaben besteht. "Schoolspirit" wird hier sehr groß geschrieben. So kommt auch immer die halbe Schule, wenn wir ein "homegame", ein Football-Heimspiel in Scituate, haben. Ich bin zu fünf Spielen gegangen, aber so ein Spiel kann schon mal drei Stunden dauern, und es ist abends, also wird es dann total kalt.

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