Riegelsberger Rathaus geentert

Riegelsberg · Eine Seefahrt, die ist lustig... – in diesem Fall sogar, wenn der Kapitän von wilden Meuterern von der Brücke gejagt wird. Die Folge: nun wird das Köllertal komplett von Narren regiert.

 Seit gestern ist auch das Riegelsberger Rathaus in den Händen der Narren. Unser Bild zeigt Klaus Häusle, getarnt als Kapitän, bei seiner Festnahme. Foto: Andreas Engel

Seit gestern ist auch das Riegelsberger Rathaus in den Händen der Narren. Unser Bild zeigt Klaus Häusle, getarnt als Kapitän, bei seiner Festnahme. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Nach Püttlingen und Heusweiler ist gestern Abend mit dem Riegelsberger Rathaus auch die letzte Amtsschimmelbastion im Köllertal in Narrenhand gefallen. Dabei hatte Bürgermeister Klaus Häusle zuvor noch mit einem üblen Trick versucht, den Rathaussturm zu verhindern: per Ordre de Mufti hatte er das Rathaus als Kriegsschiff deklariert. Er selbst ernannte sich zum Kapitän, Ortsvorsteherin Monika Rommel unterstützte ihn als Erster Maat, die Kulturbeauftragten Annerose Nill und Petra Laufer fungierten als Steuerfrauen und alle anderen Bediensteten standen ihrem Käpten als Matrosen zur Seite.

Die feurige Indianersquaw, die Häusle wohl auf einer seiner Dienstfahrten in die neuen Welten abgeschleppt hatte, entpuppte sich als Beigeordneter Stephan Müller-Kattwinkel. Wer auf solche Ideen kommt, darf sich nicht wundern, wenn gemeutert wird. Und so nahm das Unheil kurz vor 18 Uhr seinen Lauf.

Unzählige, grimmig dreinblickende und bunt gekleidete Meuterer wollten den Kapitän auf die Schiffsplanke jagen und an die Haie verfüttern. Angeführt wurde die wilde Schar von den Eliteeinheiten des Karnevalvereins "mir bleiwe so" Riegelsberg. Barbara Rosner mit dem Riegelsberger Blasorchester sowie die Scharfmacher Lorchen Huwig und Thorsten Spang vom Karnevalsverein versetzten die Angriffstruppen mit rhythmischen Bewegungen - auch "Schunkler" genannt - in einen Rausch. Karamellen als Wurfgeschosse verwendend und mit Feuerwasser gestärkt sowie mit dem ohrenbetäubenden Schlachtruf "Alleh Hopp" bliesen die Meuterer zum Sturm. Käpten Klaus gab sich anfangs noch siegessicher: "Unser Rathausschiff liegt fest vor Anker hie. Drumm genn eich net so unnötisch Mieh. Das Schiff ist fest in Seemannshand, zum Verwalten habt ihr eh kein Verstand."

Das machte die Meuterer rasend: "Dei Schiff interessiert uns e Dregg. Du unn dei Mannschaft misse weg", fluchte Lorchen Huwig. Käptn Klaus lachte höhnisch: "Die viele komplizierte Sache, die könne ihr doch gar nit mache. Da braucht ma doch e schlauer Kopp. Und kenn Helau un Alleh Hopp." Er versuchte mit den weltweit bewunderten Verdiensten der Riegelsberger Schifffahrtgesellschaft zu punkten: wie mit der Walpershofer Dorfmitte oder dem Saarbahnanschluss.

Dorfmitte für Vierbeiner

Doch "em Hund sei Platz", wie Lorchen Huwig die Walpershofer Dorfmitte nannte und "Ampelhausen" wie Riegelsberg überall nur genannt, machte keinen Eindruck sondern rief lediglich die Lacher auf den Plan. Und Thorsten Spang leitet mit gewichtigen Gegenargumenten den Umsturz ein: "Mir wolle singe un trinke un im Schwimmbad Wasser. Kenn rote Ample und Pampfleete-Verfasser. Im Gutachte bestelle - doo sinn ihr groß. Doch die Südumgehung liet imma noch in Abrahams Schoos."

Der wortgewandten Übermacht hielt das Rathausschiff nicht mehr länger Stand. "Den Schlendrian denne treiwe mir dir aus. Mir feire und schunkle Tag ein, Tag aus. De Schuldehaushalt haschd du nit im Griff. Mir sinn doo, um zu redde das sinkende Schiff", proklamierte Thorsten Spang. Und als der Kapitän in Ketten lag, triumphierte Lorchen Huwig: "Geschlagen ist für dich die Schlacht. Wir Narren sind jetzt an der Macht." Und böse Zungen streuten das Gerücht, das sei doch das ganze Jahr über der Fall…

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