Riegelsberg will zwei Gemeinde-Kindergärten

Riegelsberg. Die katholische Kirchengemeinde St. Josef will ihre Kindertageseinrichtungen St. Josef und St. Elisabeth aufgeben (wir berichteten). Fakt ist, dass die Gemeinde Riegelsberg einspringen muss. In welcher Form? Das diskutiert der Gemeinderat seit gut einem Jahr, mitunter kontrovers

Riegelsberg. Die katholische Kirchengemeinde St. Josef will ihre Kindertageseinrichtungen St. Josef und St. Elisabeth aufgeben (wir berichteten). Fakt ist, dass die Gemeinde Riegelsberg einspringen muss. In welcher Form? Das diskutiert der Gemeinderat seit gut einem Jahr, mitunter kontrovers. "Dieses Jahr war keine verlorene Zeit" resümierte Bürgermeister Klaus Häusle in der Gemeinderatssitzung am Montagabend, denn: "Es geht schließlich um die gute Versorgung unserer Kinder und auch darum, die Attraktivität unseres Ortes für junge Familien zu steigern." Alle Ratsfraktionen lobten dann auch die gute Grundlagen-Arbeit, die von der Verwaltung geleistet worden sei, und die am Montag in dem Ergebnis mündete: Hinter dem Riegelsberger Rathaus wird, auf gemeindeeigenem Boden, eine neue Kindertageseinrichtung für vier Gruppen gebaut (das ist dann etwas kleiner als die zwischenzeitlich favorisierte Lösung mit nur einem neuen Kindergarten). Darüber hinaus beauftragte der Gemeinderat den Bürgermeister, mit der Kirchengemeinde St. Josef Verhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel, den Kindergarten St. Elisabeth zu erwerben, um ihn, nach entsprechender Sanierung, mit drei Gruppen weiterzuführen. Für den Fortbestand der Einrichtung sprächen gewichtige Gründe - das jedenfalls war den Ausführungen der Befürworter des Ankaufes zu entnehmen. Robert Klein, SPD, sagte: "Wir haben uns vergewissert, dass die Sanierung von St. Elisabeth kein Fass ohne Boden sein wird." Dr. Volker Christmann (CDU) und Hartmut Huber (FDP) wiesen, neben weiteren Argumenten, auf den eingeführten und von der Bevölkerung akzeptierten Standort hin, zudem auf die Nähe zur Grundschule und die "optimale Organisationsgröße", von St. Elisabeth, so Huber. Grüne für zwei NeubautenStephan Lehberger (Die Grünen) lehnte den Ankauf dagegen ab. Er plädierte für den Neubau von gleich zwei Kindergärten, nämlich den hinter dem Rathaus und einem weiteren im Gisorsviertel. Lehbergers Argumentation zufolge käme diese Lösung die Gemeinde um etwa 90 000 Euro billiger als eine Renovierung von St. Elisabeth, und zwar deshalb, weil bei Neubauten höhere Fördergelder vom Land fließen wurden. Gerhard Heckmann (Die Linke) sprach sich ebenfalls gegen die Sanierung aus: "Wir favorisieren nach wie vor die große Lösung hinter dem Rathaus, könnten uns aber auch mit einem Neubau im Gisorsviertel anfreunden." Große MehrheitMit großer Mehrheit (den Stimmen von SPD, CDU und FDP gegen die der Grünen und der Linken) sprach sich der Gemeinderat schließlich für die beschriebene Lösung aus, also für die Sanierung von St. Elisabeth und dem Neubau hinter dem Rathaus. Bürgermeister Häusle begrüßte die Entscheidung des Rates und sagte, mit Blick auf den evangelischen Kindergarten Pflugscheid: "Damit erhalten wir in Riegelsberg drei Vorschul-Einrichtungen, im Süden, in der Mitte und im Norden."Keine Aussagen gab es in der Ratssitzung dazu, ob und unter welchen Bedingungen die Kirchengemeinde den Kindergarten St. Elisabeth und den Grund und Boden, auf dem er steht, verkauft.Meinung

Aus eins macht zwei

Von SZ-RedakteurMarco Reuther So schnell kann's gehen: Noch im Juli hieß es, dass in Riegelsberg für die zwei entfallenden katholischen Kindergärten ein neuer, moderner gebaut werde. Ende April hatte der Gemeinderat sogar 60 000 Euro aus dem Konjunkturpaket II umgeschichtet, die nicht mehr in den Kindergarten St. Elisabeth fließen sollten. Und nun plötzlich gibt die Mehrheit im Gemeinderat der Verwaltung den Auftrag, den Kindergarten St. Elisabeth zu kaufen und zu sanieren, zusätzlich zu einem (jetzt etwas kleiner ausfallendem) Neubau. Die Anzahl der Standorte wird also nicht eingeschränkt, das ist gut für die Eltern. Andererseits hat Riegelsberg nun gleich zweimal zusätzliche Kosten am Bein. Und für die kommunale Überschuldung zahlen irgendwann genau diejenigen die Zeche, die eigentlich am meisten von den Kindergärten profitieren sollten: die heutigen Kinder. Aber die gehen ja derzeit noch nicht zur Wahl. Mit Blick auf die Zukunft könnte sich die Ein-Kindergarten-Lösung jedenfalls als sinnvoller erweisen.

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