Rauschende Übergabe der Amtsgeschäfte

Riegelsberg

Riegelsberg. Die vielleicht schönste Minute des sehr langen Riegelsberger Bürgermeister-Wechsel-Abends am vergangenen Freitag in der Riegelsberghalle war die, als der Neue, Klaus Häusle, bereits die Amtskette tragend und von der Bühne zum Saal sprechend, plötzlich noch irgendetwas Amtliches wissen wollte, der Alte, Lothar Ringle, aber schon lachend ab war und sich prächtig mit dem sozusagen ganz Alten, seinem Vorgänger Dr. Norbert Holzer, unterhielt und Häusle trocken bemerkte: "Jetzt liegen sich die Altbürgermeister schon in den Armen..."

Das erlaubte schöne Einblicke in die Befindlichkeiten und Wesenszüge dieser Männer, die der Regionalverbandsdirektor Peter Gillo in einer fast frei gehaltenen Zwölf-Minuten-Rede bereits treffend gewürdigt hatte: Lothar Ringle, ein pflichtbewusster Sozialdemokrat, der sich trotz Aussicht auf schlechte Bezahlung zum Bürgermeisteramt überreden ließ, ein prima Jurist und Schreiber langer komplizierter Briefe, der sich aber in bodenständigen Tätigkeiten wie Musiker, Taxifahrer und evangelischer Kirchenarbeiter genügend Bodenhaftung verschafft hatte und in den 18 Jahren im Riegelsberger Rathaus dann eine erfüllende Tätigkeit fand, von dem aber auch das Gemeinwesen profitierte: "Viele waren froh, dass sie dich hatten", rief Gillo Ringle nach.

Der begeisterte die 500 Gäste allein schon durch den Verzicht auf eine trockene Bilanzrede, wie man sie allzu oft hört, sondern dankte allen und vielen Einzelnen persönlich, die ihn begleitet und weitergebracht hatten. Die 18 Jahre habe er mit Begeisterung geschafft, jetzt sei aber Zeit für was anderes. Und wenn man es genau nehme, sei doch eigentlich mit am wichtigsten, dass Riegelsberg 70 Kilometer intakte Straßen und Kanäle habe, oder nicht?

Klaus Häusle nutzte die Stunde, um schon einmal auf seine Prioritäten im Amt hinzuweisen: Förderung des Ehrenamtes, Kinderbetreuung, Schulerhalt, Seniorenangebote, Marktplatz, Verkehr, Parken. Zweimal sprach er direkt die Walpershofer an, die besonders stark vertreten waren und dies dankbar notierten. Häusle legte den Amtseid übrigens mit der Formel "so wahr mir Gott helfe" ab.

Die Zivilgemeinde schenkte Lothar Ringle zum Abschied einen Originaldruck von Monika Künzel mit einer Ortsansicht. Die Mitarbeiter schenkten ihm eine Collage aus 50 einzelnen, persönlichen Kunstwerken, auf Bierdeckeln gemalt und von Annerose Nill zusammengefasst. Letztere war auch Organisatorin eines beschwingten, ungestelzten Abends, durch den die Frauenbeauftrage Petra Laufer und der Personalratsvorsitzende Rouven Winter souverän führten. Es musizierten das Kammerorchester und das Blasorchester, es sangen die Chorgemeinschaft Riegelsberg, der Männergesangverein Reingold, die Chorgemeinschaft Dilsburg-Walpershofen, die katholischen Kirchenchöre St. Josef, St. Matthias und St. Elisabeth, der Chor Cantate Domino und der Frauenchor Riegelsberg, und zwar so schöne und passende Lieder von Schubert, die Ode an die Freude von Beethoven und das Lied der Deutschen. Später spielte die Big Band der RAG zum Tanz, und die vielen Bürgermeister, die als Gäste da waren, wünschen sich vermutlich alle solch eine Abschiedsfeier. "Viele waren froh, dass sie dich hatten."

Peter Gillo

über Lothar Ringle

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