Nadelöhr Riegelsberg

Riegelsberg · Ein umfangreiches Verkehrsgutachten für Riegelsberg wurde der Öffentlichkeit vorgestellt: Änderungen im Bereich Wolfskaulstraße/Ronnertweg belasten Nebenstraßen. In fünf von 37 sogenannter Spielstraßen müsse es Veränderungen geben, da zu schnell gefahren wird.

 Der starke Berufsverkehr in der Wolfskaulstraße, hier Ecke Ronnertweg, ist vielen Anwohnern ein Dorn im Auge. Abhilfe zu schaffen ist höchstens möglich, wenn der Verkehr auch auf Nebenstraßen verteilt wird, zeigt ein neues Gutachten. Foto: Becker&Bredel

Der starke Berufsverkehr in der Wolfskaulstraße, hier Ecke Ronnertweg, ist vielen Anwohnern ein Dorn im Auge. Abhilfe zu schaffen ist höchstens möglich, wenn der Verkehr auch auf Nebenstraßen verteilt wird, zeigt ein neues Gutachten. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Die Gemeinde Riegelsberg hat ein Verkehrsgutachten erstellen lassen, in dem es um mehrere in Riegelsberg schon lange von Anliegern und Autofahrern diskutierte Punkte geht. Untersucht wurde der Verkehr in sogenannten Spielstraßen, zudem eventuelle Alternativen zur Verkehrsführung im Bereich Wolfskaulstraße/Ronnertweg, eine Öffnung der Kirchstraße für beide Fahrtrichtungen, die Ampelschaltungen in Riegelsberg sowie die eventuelle Öffnung des Stadionweges für den Durchgangsverkehr. Die Ergebnisse stellte Marco Schmeltzer von der Firma für Verkehrstechnik "msTRAFFIC" am Mittwochabend in einer Bürgerversammlung vor. 36 Interessierte hörten sich fast drei Stunden lang an, was der Gutachter durch Zählungen, Verkehrssimulationen am PC und Testfahrten herausgefunden hatte.

Im Bereich Wolfskaulstraße/Ronnertweg wurden fünf Varianten einer alternativen Verkehrsführung überprüft. Das Ergebnis: bei allen Varianten verlagert sich der Verkehr auf die Nebenstraßen. Bei einigen Varianten wurden vor allem die Steigerstraße und die Marienstraße zu stark belastet (jeweils 120 Autos pro Stunde mehr). Dies sei nicht zumutbar. Schmeltzers Vorschlag: "Wenn man den Ronnertweg entlasten möchte, sollte man die Obere Schulstraße und den Ronnertweg als ‚unechte' Einbahnstraßen ausweisen, das hätte eine gleichmäßige Mehrbelastung des Verkehrs auf die Nebenstraßen zur Folge." (Bei einer "unechten Einbahnstraße" ist die Einfahrt zwar, wie bei Einbahnstraßen üblich, nur von einer Seite möglich, die Anwohner innerhalb der Straße dürfen aber in beide Richtungen fahren). Außerdem sollten die Buchschacher Straße und die Hauerstraße zu Einbahnstraßen werden, schlug Schmeltzer vor.

Bürgermeister Klaus Häusle bilanzierte: "Das Gutachten gibt eine Menge Anregungen und Empfehlungen. Es ist Grundlage für weitere Prüfungen." Nach der Sommerpause wolle man beginnen, einige der vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen.

Für viele überraschend war das Ergebnis der Überprüfung der Ampelschaltungen. - Nicht nur für Riegelsberger, auch für all jene, die durch den "Schlauch Saarbrücker Straße" müssen, ist die Schaltung der Ampeln im Ort ein Thema.

Bei Testfahrten morgens zwischen 7 und 8 Uhr sowie nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr stellten die Gutachter fest, dass innerhalb von Riegelsberg die zwei Kilometer lange Fahrt durch die Saarbrücker Straße in Richtung Heusweiler zwischen 3.37 und 5.42 Minuten dauert. In Fahrtrichtung Saarbrücken benötigt man in dieser Hauptverkehrszeit 4.25 bis 6.26 Minuten. "Das zeigt: eine Fahrtrichtung ist optimal angepasst. Technisch geht es aber nicht anders, deshalb muss man feststellen, das Optimum in Sachen Koordination ist erreicht", sagte Schmeltzer.

Die viel geforderte Nachtabschaltung sei schwierig und "nur in begründeten Ausnahmefällen erlaubt". Denn der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft habe festgestellt, dass bei nachts ausgeschalteten Ampeln die Unsicherheit der Autofahrer steigt, die gefahrene Geschwindigkeit höher wird und sich die Struktur der Unfälle ändert: Es gibt mehr Auffahrunfälle, und die Unfälle werden schlimmer. Deshalb wird vorgeschlagen, nur im Bereich Saarbrücker Straße/Kasberg und Saarbrücker Straße/Beethovenstraße zunächst versuchsweise eine Nachtabschaltung einzurichten. Dort sei die Verkehrssituation vergleichsweise einfach, weil keine Saarbahnschienen gekreuzt werden. Der Landesbetrieb für Straßenwesen habe dem Versuch schon zugestimmt. Allerdings müsse die Situation sehr intensiv beo-bachtet werden: "Wenn sich Unfälle ereignen, muss die Nachtabschaltung sofort wieder aufgehoben werden", sagte der Gutachter.

Auch Fehler bei der Ampelschaltung an Kreuzungen und Einmündungen auf Grund defekter Technik seien festgestellt, aber mittlerweile behoben worden. Beim Finden von Fehlern sei man auf die Mithilfe der Autofahrer angewiesen: "Sie fahren die Strecken täglich, kennen sich aus und sehen die Fehler als erste", so Schmeltzer. Deshalb schlägt er vor, dass die Verwaltung ein Formular auf ihrer Homepage einstellt, wo jeder Meldung über Fehler, Störungen oder Defekte machen kann. Die mitunter geforderte Öffnung der Kirchstraße in beide Richtungen sei technisch nicht machbar, das Öffnen des Stadionwegs nicht sinnvoll. Dafür müsse es ein öffentliches Interesse geben, und das gebe es nicht; außerdem müsse es eine Änderung des Bebauungsplanes "Walter-Wagner-Platz" geben, und dem stimme der Eigentümer nicht zu. In Riegelsberg gibt es 30 und in Walpershofen sieben so genannter "Spielstraßen", in denen nur Schrittgeschwindigkeit gefahren werden darf. "In 25 dieser 37 Straßen sind keine Anpassungen erforderlich, in sieben von ihnen werden die Verwaltungsvorschriften nicht vollständig erfüllt" und in fünf müsse es Änderungen geben, bilanzierte Schmeltzer. Diese fünf Straßen sind der Tannenweg, Auf Birk, die Goethestraße, Herderstraße und Mühlenstraße.

Der Tannenweg werde vor allem als Durchgangsstraße zu den Einkaufsmärkten am Walter-Wagner-Platz genutzt: 120 Autos fahren dort stündlich durch, Schrittgeschwindigkeit fährt kaum einer. Zur Verbesserung wird in dem Gutachten vorgeschlagen, Piktogramme auf die Straße zu malen, die auf den Spielstraßen-Charakter hinweisen. Auch der Einbau von Bodenschwellen und zusätzlichen Pflanzbeeten wird angeregt.

Auch Auf Birk sollten Pflanzbeete eingebaut werden, um den Durchgangsverkehr auszubremsen. In der Mühlenstraße fehlen Markierungen, die auf Parkmöglichkeiten hinweisen, und für die Goethe- sowie die Herderstraße regt die Untersuchung Tempo-20-Zonen an.

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