Nach 20 Jahren ist Schluss

Riegelsberg · Das Bliggschder Straßenfest wird es wegen eines Krankheitsfalles und des zunehmenden Alters der Organisatoren nicht mehr geben. Die beteiligten Familien hatten sich der guten Sache verschrieben und in 20 Jahren die fantastische Summe von 171 000 Euro, insbesondere für kranke Kinder, erwirtschaftet.

 Für beste Laune und viele Spendengelder sorgte zwei Jahrzehnte lang das Bliggschder Straßenfest, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2007. Doch damit ist jetzt Schluss. Foto: Becker & Bredel

Für beste Laune und viele Spendengelder sorgte zwei Jahrzehnte lang das Bliggschder Straßenfest, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2007. Doch damit ist jetzt Schluss. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Da werden viele Menschen ganz traurig sein: Das Bliggschder Straßenfest findet nicht mehr statt. "Die Personen, die im Vorfeld wesentlich am Aufbau, an der Planung, an der Organisation und der Ausführung des Festes beteiligt waren, sind ausgeschieden. Jetzt sind nicht mehr genügend Leute da, um so ein großes Fest durchzuziehen", schildert Edeltrud Kimmling vom Organisationsteam der Kurzen Straße im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung. Namen wollte Kimmling keine nennen, doch es ist mittlerweile bekannt, dass sich eine Familie, die seit Anfang an immer mit Herzblut dabei war, aus der Organisation zurückgezogen hat, weil ein stets engagiertes Familienmitglied und Mitbegründer des Festes schwer erkrankt ist.

Schon 20 Mal hatten die Anwohner der Kurzen Straße im Riegelsberger Ortsteil Pflugscheid ("Bliggschd") dieses Straßenfest immer am ersten Augustwochenende auf die Beine gestellt. Es fing 1993 ganz klein als Nachbarschaftsfest an und steigerte sich von Jahr zu Jahr zu einer Großveranstaltung, die zuletzt immer um die 1000 Besucher angezogen hatte. Das Besondere an diesem Fest: Mit dem eingenommenen Geld wurde Kindern geholfen. So wurden die Reinerlöse der ersten beiden Feste an die Pflugscheider Kindergärten gespendet. In den darauf folgenden 18 Jahren kam das Geld krebskranken Kindern zu Gute.

Im vergangenen Jahr wurde die Rekordsumme von 16 000 Euro erwirtschaftet, und insgesamt wurden in den 20 Jahren unglaubliche 171 000 Euro gespendet. Dafür sorgte das Orgateam um die Familien Steffan, Weißmann, Lydorf, Webel, Faus und Kimmling mit einem Programm, das jeden Geschmack traf. Clowns unterhielten die Kinder, Straßenmusik, Straßenkabarett und Flohmärkte erfreuten die Erwachsenen, und alle hatten Spaß an den in jedem Jahr von den Anwohnern der Kurzen Straße zubereiteten leckeren Speisen.

Etwa 80 Helferinnen und Helfer legten sich jedes Jahr für das Fest ins Zeug. Der ehemalige Bürgermeister Lothar Ringle hatte einmal durchgerechnet, was diese Helfer pro Jahr leisteten: "Die ‚Personalwertigkeit' beträgt 8000 bis 10 000 Euro, das ist genial!"

Genial war auch die Spendenbereitschaft von Privatpersonen, Firmen, Parteien und anderen Institutionen. In den vergangenen Jahren durften sich die Elterninitiative krebskranker Kinder in Homburg und der Förderkreis krebskranker Kinder Klinikum Saarbrücken über die Spendengelder freuen. "Wir möchten uns rückblickend bei den vielen Spendern und Helfern ganz herzlich für ihr Engagement bedanken", so Edeltrud Kimmling. Dass es kein Fest mehr gibt, so fügt sie mit Bedauern an, "das tut uns für die Spendenempfänger und vor allem für die kranken Kinder sehr leid. Aber man weiß ja nie, ob sich später mal wieder jemand findet, der so ein Fest planen und durchziehen will. Wir sind dafür nicht mehr jung genug."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort