Musikalische Reise nach Berlin

Riegelsberg/Sulzbach. Dr. Hans Ulrich Brandt (50) ist Arzt, Musiker und Komponist. Der gebürtige Bremer - er hat eine urologische Praxis in Sulzbach und lebt heute in Riegelsberg - spielt Klavier, Bratsche, Akkordeon und Saxophon. Das Riegelsberger Kammerorchester gab den Ausschlag für seine Wohnortwahl im Saarland

 Hans Ulrich Brandt aus Riegelsberg: Arzt, Musiker und Komponist. Foto: Thomas Seeber

Hans Ulrich Brandt aus Riegelsberg: Arzt, Musiker und Komponist. Foto: Thomas Seeber

Riegelsberg/Sulzbach. Dr. Hans Ulrich Brandt (50) ist Arzt, Musiker und Komponist. Der gebürtige Bremer - er hat eine urologische Praxis in Sulzbach und lebt heute in Riegelsberg - spielt Klavier, Bratsche, Akkordeon und Saxophon. Das Riegelsberger Kammerorchester gab den Ausschlag für seine Wohnortwahl im Saarland. Vor vier Jahren startete er mit dem Quartett Tango Azul im Riegelsberger Rathaus zu einer Reise nach Argentinien. Am Freitagabend feierte er dort mit dem selbst vertonten Liederzyklus "Moabiter Sonette" einen Triumph.Die Besetzung - Sänger Patrick Simper, Solveigh Rötting an der Violine, Pablo Larrea Lavalle am Saxophon - war hochkarätig. Zum Ensemble gehörte auch Brandts 15-jähriger Sohn Oliver, der die Schlagzeugklasse der Püttlinger Musikschule besucht. Auch bei den Moabiter Sonetten geht es, so Brandt, um eine Reise.

Man stelle sich den neuen Berliner Hauptbahnhof vor. Verlasse ihn auf der Rückseite und gehe Richtung Lehrter Straße. Mit wenigen Schritten gelangt man dorthin, wo das Gefängnis Moabit stand. Dort war der Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer eingesperrt, und dort hat er die Texte der Moabiter Sonette verfasst, die Brandt in einen Liederzyklus verwandelt hat.

"Für Haushofer war es eine Reise in den Tod", beschreibt es Brandt vor Konzertbeginn dem Publikum, und so kann man sich vorstellen, dass ein tragischer Unterton in der ganzen Veranstaltung mitschwingt. Die Gedichte, die den Kompositionen zu Grunde liegen, sind manchmal vielleicht etwas sentimental, aber niemals wehleidig. Ja, erstaunlicherweise sind sie an manchen Stellen sogar fast heiter. So hat Haushofer etwa die alte Fabel vom Frosch aufgegriffen, der im Milchtopf - vor lauter Angst zu ertrinken - die Milch zu Butter schlägt.

Haushofer, der als Diplomat weit in der Welt herumgekommen war, hat sehr bildreich geschrieben, und Brandt ist es gelungen, mit sehr treffenden Tönen den Zuhörern diese Bilder vor Augen zu zaubern. Wir sehen, wie Haushofer in seiner Erinnerung vor einem Bild von Van Gogh in einem Moskauer Museum steht. Das Bild zeigt Gefangene im Hof beim Rundmarsch. Nur jetzt ist Haushofer nicht mehr Betrachter, sondern Darsteller. Wie ein Schattenspiel scheint ihm das Leben. Die Schritte der Wärter hallen von den Klaviertasten herüber. Die Geige sirrt wie eine Mücke. Die Trommel erzählt von Handschellen und Fesseln an den Füßen. Der Sänger rezitiert: "Für den, der nächtlich in ihr schlafen soll, so kahl die Zelle schien. So reich an Leben sind ihre Wände. Schuld und Schicksal weben mit grauen Schleiern ihr Gewölbe voll."

Wenn die Spatzen am Eisengitter Rast machen, schlägt Brandt am Klavier heitere Töne an. Eine muntere Vogelschar scheint sich im Hintergrund zu tummeln.

An anderer Stelle ziehen die Worte, ganz ohne instrumentelle Begleitung, Marschgesänge herbei, Motorengeräusche, Waffengeklirr und nächtliche Sirenen. Ganz leise und spärlich hören wir einen Glocke in der Ferne. Die musikalischen Bilder wechseln und mit ihnen die Empfindungen und Stimmungen.

Die "Moabiter Sonette" werden am Samstag, 2. April, 20 Uhr, in Sulzbach in der Aula wieder aufgeführt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort