Busfahrerinnen im Saarland Mit Vollgas zum Traumjob

Saarbrücken/Riegelsberg · Die 67-jährige Luise Bräuer war eine der ersten Busfahrerinnen im Saarland. In den ersten Jahren hatte sie mit Vorurteilen zu kämpfen.

 Seit Luise Bräuer in Rente ist, passt die ehemalige Busfahrerin häufig auf die Hunde ihrer Nachbarn auf. Foto: Becker&Bredel

Seit Luise Bräuer in Rente ist, passt die ehemalige Busfahrerin häufig auf die Hunde ihrer Nachbarn auf. Foto: Becker&Bredel

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"Frau am Steuer - Ungeheuer!" Diesen Spruch hörte Luise Bräuer, eine der ersten Busfahrerinnen im Saarland, häufig von ihren männlichen Kollegen und Fahrgästen. Bräuer nahm es mit Humor: "Ich habe darüber gelacht, denn ich konnte die Reaktionen nachvollziehen." Es sei damals seltsam gewesen, eine Frau in einem Männerberuf zu sehen. "Verbale Äußerungen waren erträglich, es ging mir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus", sagt sie.

Bräuer war Pionierin bei den Saarbrücker Verkehrsbetrieben, stieg in den Job ein, als der noch eine Männerdomäne war. Das hatte auch einen sachlichen Grund, denn Lenkungen alter Busse kannten keine Assistenz-Systeme. Lenken war schwere Arbeit. 1987 war das nicht mehr so. Luise Bräuer bewarb sich. Auf die Frage, warum sie den Beruf gewählt hat, antwortet die 67-Jährige, dass sie als leidenschaftliche Auto- und Motorradfahrerin ihr Hobby zum Beruf machen wollte. Aber als Frau war es nicht einfach einzusteigen. "Die Saartal AG wollte damals keine Frauen einstellen. Also habe ich mich an Brunhilde Peter, ehemalige Ministerin für Arbeit und Frauen, gewandt", sagt Bräuer. Sie ermöglichte ihr und zwei weiteren Kolleginnen, den Beruf auszuüben. Im Jahre 1987 begann Bräuer die Ausbildung zur Busfahrerin. Die Politik stellte die Weichen, dann ging es ganz schnell. Den drei ersten Fahrerinnen folgten zügig weitere, heute ist der Beruf völlig offen.

Aus den 33 Jahren bei der Saartal AG hat Bräuer viele schöne Erinnerungen: "Einmal fuhr ich zur Endstation meiner Tour und dort gab es keine Toiletten. Eine Frau unter meinen Fahrgästen war so lieb und bot mir an, wenn ich im Gegenzug eine ihrer Taschen trage, könne ich zu ihr auf die Toilette gehen. Ich fand es schön, dass die Dame so offen mir gegenüber war, da man in der heutigen Zeit solche Offenheit nicht mehr erlebt", sagt sie. Aber der Beruf hat sie auch stark gemacht: "Ich habe gelernt, mit Menschen umzugehen und bin kontaktfreudiger geworden. Früher hätte ich nie so viel geredet, wie jetzt", erzählt sie und lächelt.

Heute verbringt die Rentnerin ihre Zeit mit Gartenarbeit und Hundesitting. Sie passt auf die Hunde ihrer Nachbarn auf, wenn diese bei der Arbeit sind. Dazu fällt ihr eines ihrer schönsten Erlebnisse ein: "Ich musste einmal zwei Tage den Hund meiner Schwester im Bus mitnehmen. Zu der Zeit bin ich Schulbus gefahren. Natürlich habe ich das auch mit den Lehrern abgeklärt und hatte immer einen Busbegleiter dabei, der den Hund im Auge hatte. Die Kinder freuten sich, den Hund zu sehen und fragten nach den zwei Tagen weiterhin nach dem Vierbeiner".

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Im Einsatz sind täglich 28 Saarbahnen und 128 unternehmenseigene Busse. 485 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind insgesamt bei der Saarbahn GmbH und Saarbahn Netz GmbH beschäftigt. Rund 300 bei der Saarbahn beschäftigte Fahrerinnen und Fahrer steuern täglich zusammen 1300 Haltestellen an.

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