Mieder, Hemden und Knickerbocker

Walpershofen. Die Vorbereitungen für das Fest zum 200. Jubiläums des Bietschieder Schlösschens ziehen ihre Kreise. Bei der ABG in Walpershofen hat man extra ein Nähstübchen eingerichtet. Dort werden zeitgemäße Kostüme fürs Fußvolk geschneidert. Also Bäuerliches, denn schließlich war Bietschied ein Bauerndorf. Geschnürte Hemden mit gepufften Ärmeln und ohne Kragen

 Natascha Schneider, Eva Braun, Manuel Klein und Iris Geraldy (von links) nähen historische Kleider für den Bauernstand auf dem Bietschieder Schlossfest. Foto: Jenal

Natascha Schneider, Eva Braun, Manuel Klein und Iris Geraldy (von links) nähen historische Kleider für den Bauernstand auf dem Bietschieder Schlossfest. Foto: Jenal

Walpershofen. Die Vorbereitungen für das Fest zum 200. Jubiläums des Bietschieder Schlösschens ziehen ihre Kreise. Bei der ABG in Walpershofen hat man extra ein Nähstübchen eingerichtet. Dort werden zeitgemäße Kostüme fürs Fußvolk geschneidert. Also Bäuerliches, denn schließlich war Bietschied ein Bauerndorf. Geschnürte Hemden mit gepufften Ärmeln und ohne Kragen. Knickerbocker aus derben Stoffen und Westchen für die Mannsleute. Geschnürte Mieder, bodenlange Röcke mit ebenso langen Schürzen darüber für die Frauen. Etwa ein Dutzend Mitarbeiter der ABG wollen in solch zünftiger Tracht einen Stand beim Schlossfest betreiben. Rustikales Tongeschirr, Zinnteller und allerhand anderes findet man in der hausinternen Gebrauchtwarenbörse Guddes. "Alles, was an die Zeit erinnert: Kreisel, Kerzenständer, Körbe, Krüge und Sonstiges, das was hermacht, stellen wir für den Bauernstand beiseite", erklärt Projektleiterin Anne Schäfer. Auch die Stoffe für die Bauernkleider sind hier in Walpershofen vorhanden. Schließlich gibt es bei der Gebrauchtwarenbörse auch eine Kleiderabteilung. Dort findet sich vieles, was sich wunderbar umpfriemeln lässt. Man nehme beispielsweise ein normales Sakko, trenne die Ärmel raus, mache den Kragen ab, nähe die Taschen zu und voilà: schon ist ein zünftiges Oberteil fertig. Weiße Kissenhüllen verwandeln sich durch geschicktes Falten fix in anmutige Häubchen. Sogar ein paar Holzschuhe sind bereits vorhanden. Ansonsten will man die Kleidung - schließlich steigt das Fest im August - durch schlichte Sandalen ergänzen. Auch ein Kleid im typischen Empirestil, also mit hoher Taille will man nähen. Als Grundlage dafür dient eine rosa Tischdecke. "Wir haben so unsere Vorstellungen", sagt Iris Geraldi, gelernte Bekleidungsfertigerin. Leicht und fallend müsse der Stoff für ein Kleid dieser Art sein. Buchhändlerin Gudrun Dörr, die die Buchabteilung auf der anderen Flurseite leitet, erklärt, dass nur die einfachen Leute solche leichten Kleider trugen. In den besseren Kreisen hätte man diese als Unter- oder Nachthemd angezogen. Obendrüber zeigte man sich in Samt, Brokat und Seide. Bei den feinen Leuten kam auch Farbe ins Spiel. Die schlichten Leinensachen der Bauern waren grau, braun oder beige. Eva Braun, Natascha Schneider, Hans Jürgen Altmeyer und Manuel Klein sind im Nähstübchen bei der Arbeit. Im Internet hat man sich über die Zeit, die Sitten und Gebräuche und die Mode von damals schlau gemacht. Das ganze Umfeld, die Kulturgeschichte der Region und was in Handel und Gewerbe los war, sei wichtig, sagt Anne Schäfer. Auch alte Fotografien inspirieren beim Entwerfen der Kleider. Am Bauernstand in Bietschied soll es Früchte, Eier, Waffeln und gebratene Hühnerbeine geben. Auch Strohballen und eine Geiß könnten, so Anne Schäfer, zur bäuerlichen Atmosphäre beitragen.

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