Lothar Ringle räumt seinen Schreibtisch

Riegelsberg. Den ersten Arbeitstag als Bürgermeister von Riegelsberg hat Lothar Ringle noch gut vor Augen. Es gab einen Notstand bei Kindergartenplätzen, und er, der Neue aus Dudweiler, den kaum einer kannte, musste etwas tun

Riegelsberg. Den ersten Arbeitstag als Bürgermeister von Riegelsberg hat Lothar Ringle noch gut vor Augen. Es gab einen Notstand bei Kindergartenplätzen, und er, der Neue aus Dudweiler, den kaum einer kannte, musste etwas tun. Allein wäre es schwer gewesen, aber eine Handvoll maßgeblicher Persönlichkeiten wie der katholische Pastor Rolf Dillschneider taten sich mit Ringle zu einem Eingreif-Bündnis zusammen, das mit außergewöhnlicher Tatkraft die Lage entspannte. Für den Verwaltungschef, der zuvor als Rechtsanwalt gearbeitet hatte, war das ein wunderbarer Start in den neuen Beruf und ein Schlüsselerlebnis, das ihn im Vorhaben bestärkte, Zivil- und Kirchengemeinde einander ganz nahe zu bringen.

Kurz darauf ließ er ein neues Feuerwehrauto von drei Geistlichen einsegnen, was man bis dahin nicht gewohnt war, was aber ein Zeichen setzte, das bis heute gilt. Überhaupt machte es sich dieser Bürgermeister zur Gewohnheit, alle diejenigen immer und immer wieder gewähren und auch hochleben zu lassen, die sich für das kommunale Gemeinwesen engagieren, ob sie nun Flöte spielen, Bälle treten, Projekte planen oder was auch immer. Logischerweise gab es immer Empfänge nicht nur für Ehrengäste, sondern für alle. Und Ringle erfand die Seniorenfastnacht. Wie er von Mitarbeitern einmal ermitteln ließ, erbringen die Ehrenamtler eine volkswirtschaftliche Leistung, die doppelt so wertvoll ist wie der Gemeindehaushalt.

Dieses "Eschtamieren" war also klug, weil eifrige Bürger ihrer Verwaltung Kosten und Arbeit sparen - aber es war nicht berechnend. Lothar Ringle, bekennender Menschenfreund, hat nicht 18 Jahre Volksnähe nur gespielt. Er ist sicher, dass die Riegelsberger ihm seinen "unglaublichen Spaß an der Arbeit" angesehen haben. Das Besondere an dem Job sei es gewesen, 1000 verschiedene Interessen auszugleichen, ohne Lobbyistentum zuzulassen und in Konzepte zu bringen, sagt er.

Diese emotionale Sicht der Dinge widerspricht nicht einer nüchternen Bilanz: Ringle bürdete sich 70 Arbeitsstunden je Woche auf, 35 auf Terminen und 35 im Haus - das Ganze nennt er gern "den Laden", den es so sparsam, kundenfreundlich und effektiv wie möglich in Ordnung zu halten gelte.

"Manager" Ringle ist stolz, dass ihm dabei eine motivierte, entscheidungsfreudige Mitarbeiterschaft zur Seite stand. Das Klima sei gut, das merke man auch daran, dass die Leute gern in ihr Rathaus kämen. Riegelsberg ist am Ende der Amtszeit Ringle vorzüglich entwickelt und steht finanziell so gut da wie wenige andere Gemeinden im Saarland. Der Manager blickt also zufrieden auf eine "extrem schöne Zeit" mit einer stolzen Bilanz zurück, wiewohl es nun, mit 60 und nach 18 Jahren "volle Pulle", auch genug sein soll. Lothar Ringle wird wieder als Anwalt arbeiten, und zwar in der Saarbrücker Kanzlei von Thomas Falkenstein. Mit der Familie bleibt er aber in Riegelsberg wohnen. "Ich hatte als Riegelsberger Bürgermeister unglaublichen Spaß an der Arbeit."

Lothar Ringle

Auf einen Blick

Am heutigen Freitag, 30. Oktober, endet nach 18 Jahren die Amtszeit von Lothar Ringle als Bürgermeister der Gemeinde Riegelsberg. Aus diesem Anlass wird heute Abend in der Riegelsberghalle die Amtsübergabe von Lothar Ringle an Klaus Häusle gefeiert. Ab 18 Uhr ist die Bevölkerung zur Amtsübergabe eingeladen. Es soll wenig geredet und viel musiziert und gesungen werden. Das Programm wird von zahlreichen Musikern und Sängern aus der Gemeinde gestaltet. wp

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort