Leute im Tannenweg haben Nase voll

Riegelsberg · Zu viel Verkehr in den Spitzenzeiten, zu viele rücksichtslose „Bleifüße“, so lautet die Kritik der Interessengemeinschaft Tannenweg. Deren Mitglieder sind sauer, weil sich auch nach 20 Jahren noch nichts getan habe.

 Die Interessengemeinschaft Tannenweg versammelte sich am Samstag in ihrer gern als „Schleichweg“ genutzten Straße. Die Anwohner beklagen sich über eine hohe Verkehrsbelastung und zu schnell fahrende Autos. Jetzt denken sie auch an juristische Schritte gegen die Gemeindeverwaltung, da diese in der Sache schon zu lange untätig sei. Foto: Becker & Bredel

Die Interessengemeinschaft Tannenweg versammelte sich am Samstag in ihrer gern als „Schleichweg“ genutzten Straße. Die Anwohner beklagen sich über eine hohe Verkehrsbelastung und zu schnell fahrende Autos. Jetzt denken sie auch an juristische Schritte gegen die Gemeindeverwaltung, da diese in der Sache schon zu lange untätig sei. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Die Interessengemeinschaft (IG) Tannenweg hat die Nase voll: Man habe, so sagen die Mitglieder, für viel Geld im Tannenweg gebaut, weil er als Spielstraße ausgewiesen ist. Doch von Spielen auf der Straße oder von Ruhe könne keine Rede sein.

Kaum ein Auto- oder Lkw-Fahrer halte sich an die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit von sieben km/h. Viele würden deutlich schneller fahren, wie auch Messungen des Hilfspolizisten ergeben hätten. Und in den Zeiten, in denen Verkehrsteilnehmer nicht mit einem Hipo rechnen müssen, werde sogar mit Vollgas durch die Straße gebrettert.

Zu Spitzenzeiten seien es stündlich 120 Autos, die durch den Tannenweg fahren, also im Schnitt zwei pro Minute. "Seit 20 Jahren bemühen wir uns bei der Gemeinde um eine Verkehrsberuhigung", sagt Anwohner Edgar Scherer, der sich mit mehreren Mitgliedern der IG zum Pressegespräch getroffen hat und den Schriftverkehr der vergangenen 20 Jahren detailliert auflisten kann.

Der Tannenweg führt von der Alleestraße fast schnurgerade bis zur Überhofer Straße. Fahrbahnverschwenkungen oder geschwindigkeitsreduzierende Hindernisse fehlen fast völlig. Deshalb wird der Tannenweg gern als Umgehung der Ampeln am Russenweg und als Abkürzung zu den Einkaufsmärkten am Walter-Wagner-Platz genutzt.

Im Juli 2009 ordnete der damalige Bürgermeister Lothar Ringle eine Einbahnstraßenregelung an - sehr zur Freude der IG, doch auch sehr zum Ärger anderer Anwohner, die es gar nicht gut fanden, jetzt Umwege fahren zu müssen. Ihre Beschwerden führten dazu, dass der Gemeinderat die Einbahnstraßenregelung bereits drei Monate später wieder aufhob.

Im Juli vorigen Jahres bestätigte ein von der Verwaltung in Auftrag gegebenes Verkehrsgutachten, dass der Tannenweg eine Problemstraße ist, in der zu viel Verkehr herrscht und zu schnell gefahren wird. Der Gutachter regte an, Piktogramme auf der Straße aufzumalen, die auf den Spielstraßencharakter hinweisen sowie Bodenschwellen und Pflanzbeete zu installieren. "Damit wären wir einverstanden gewesen, aber es ist nichts passiert", bedauert Anwohner Jean-Claude Abellard.

Lediglich ein paar Verkehrsbaken stellte die Gemeindeverwaltung auf. Doch was passierte? "Ein Autofahrer stoppte an der Bake und warf sie um. Ein anderer schmiss sie über eine Hecke in einen Vorgarten", berichtet Anwohner Peter Palm.

Anwohner Ralf Dittgen (nicht mit dem Berichterstatter verwandt) ist schockiert, dass die Verwaltung nichts tut. Beim Bürgermeister herrsche "null Einsicht, dass etwas getan werden muss. Es wird alles verharmlost. Ich habe völlig das Vertrauen verloren, dass man in der Politik noch gehört wird." Edgar Scherer wünscht sich fest installierte Blitzersäulen im Tannenweg: "Wenn die Autofahrer zur Kasse gebeten werden oder gar den Führerschein verlieren, dann würde sich etwas ändern." Doch der Bürgermeister sei gegen das Aufstellen solcher Blitzer, sagt Scherer. Jörg Bender, einer der Gründer der IG, betont, dass man 20 Jahre lang versucht habe, sachlich mit der Verwaltung zu kommunizieren. "Jetzt ist unsere Geduld aufgebraucht", unterstreicht Bender.

Dieter Winkler sagt zwar, die IG sei bereit, über Kompromisslösungen zu reden, doch er macht auch klar: "Passieren muss jetzt etwas. 20 Jahre Hinhalten sind genug." Und wenn sich wieder nichts tue, dann wolle die IG eine härtere Gangart einlegen: Sie hat sich juristischen Beistand genommen, will prüfen, welche rechtlichen Möglichkeiten es gibt, die Gemeinde zum Handeln zu zwingen und gegebenenfalls alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen.

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