So etwas hat auch die erfahrene Saarbrücker Arbeitsrechts-Anwältin Judith Gessner selten erlebt. Eine Stunde und 20 Minuten vor Beginn der Verhandlung vor der Zweiten Kammer des Saarbrücker Arbeitsgerichts teilte ihr der Anwalt des katholischen Kirchengemeindeverbandes Riegelsberg-Köllerbach, Matthias Lippert von der Saarbrücker Kanzlei Rapräger und Partner, mit, dass er nicht erscheinen werde. So begann die Verhandlung, in der Gessners Mandantin Susanne Himbert, Küsterin der Herz- Jesu-Gemeinde Köllerbach, gegen die Änderungskündigung vom Juni 2014 durch den Gemeinderat klagte, ohne dass jemand dazu Stellung nehmen wollte. Und endete blitzschnell.

Arbeitsrichter Matthias Notzon gab dem Antrag auf Erlass eines Versäumnisurteils statt. Wie Anwalt Lippert der SZ später sagte, werde er einen neuen Termin beantragen, in dem dann zur Sache Stellung genommen werde. Nach SZ-Informationen läuft in der Gemeinde ein weiteres Kündigungsschutzverfahren eines Organisten, dem die Gemeinde Arbeitszeit kürzen will.

Hintergrund der Rechtsstreitigkeiten sind offenbar auch die Auseinandersetzungen um die Amtsführung des Völklinger Dechanten Franz-Josef Werle, der Pfarrer in Köllerbach ist. Bischof Stephan Ackermann hatte deswegen im Dezember 2014 ein Machtwort gesprochen und Werles Kritiker im Verwaltungsrat von Herz-Jesu in Köllerbach entmachtet (die SZ berichtete). Auch die Küsterin Himbert scheint deshalb in die Schusslinie geraten zu sein. Wie Gemeindemitglieder der SZ vor dem Sitzungssaal erklärten, habe bei der Entscheidung, der Küsterin eine Änderungskündigung zu schicken, ein Ratsmitglied den Ausschlag gegeben, das befangen gewesen sei. Pastor Werle war gestern für eine Stellungnahme zu den Änderungskündigungen in Köllerbach nicht erreichbar.