„Kinder haben andere Schutzmechanismen“

Riegelsberg · Über den Umgang von Kindern mit Trauer geht es beim nächsten Saarbrücker Hospizgespräch. SZ-Redakteurin Ulrike Paulmann sprach darüber mit Referentin Beate Leonhard-Kaul (52). Sie ist Hospizfachkraft, Trauerbegleiterin und Casemanagerin beim Kinder Hospizdienst Saar.

Trauer ist auch für Kinder ein Thema - wenn zum Beispiel die Großeltern sterben. Trauern Kinder anders als Erwachsene?

Beate Leonhard-Kaul: Ja. Kinder trauern in einem anderen Modell, haben andere Schutzmechanismen. Das irritiert oft, wenn sie in einem Moment traurig weinen, im nächsten spielen und fröhlich sind. In der Fachsprache nennt man dies "das Pfützenmodell". Sie springen in die Trauer rein und wieder raus - nur so können sie sie aushalten. Es ist ihr Schutzmechanismus. Sie trauern häufig genau so schwer und genauso lange wie Erwachsene, natürlich ist jeder Trauerverlauf ganz individuell.

Wie kann man die Kinder in ihrer Trauer unterstützen?

Leonhard-Kaul: Es ist wichtig, für die Kinder da zu sein, sie ernst zu nehmen, Räume für beides zu geben, für Trauer und Trauerpausen. Wenn sie in der fröhlichen Phase sind, sollen sie kein schlechtes Gewissen haben. Man kann mit den Kindern auch kreativ sein, um in der Trauer zu helfen.

Wie bringt man Kindern verantwortungsvoll die Themen "Sterben und Tod" näher? Und ist dies überhaupt sinnvoll?

Leonhard-Kaul: Ja. Kinder spüren es, wenn zum Beispiel die Mama um ihre eigene Mutter trauert. Dann kann man erklären: "Oma ist gestorben, das macht mich sehr traurig". Kinder haben ihre eigene Vorstellung von Tod, können je nach Alter Endlichkeit noch nicht begreifen. Sie sprechen unbefangener. Wenn Kinder zum Beispiel fragen, was mit dem Körper nach der Beerdigung passiert, brauchen sie ehrliche, kindgerechte und altersentsprechende Antworten. Es gibt natürlich nicht immer eine Antwort. Umso wichtiger ist es, die Gefühle wahrzunehmen und darauf einzugehen.

Saarbrücker Hospizgespräch: "Sichtbare und unsichtbare Tränen - wenn Gefühle sprechen. Trauernde Kinder liebevoll und achtsam begleiten". Referentin: Beate Leonhard-Kaul. Montag, 30. November, 19 Uhr, Haus der Ärzte, Saarbrücken. Eintritt frei. Infos: Tel. (06 81) 92 70 00.

stjakobushospiz.de

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