Im Wald sprießt Leckeres und Giftiges

Riegelsberg · Derzeit ist Hochzeit für Pilzsammler. Das beliebte Hobby kann jedoch lebensbedrohlich enden, wie die jüngst aufgetretenen schweren Pilzvergiftungen im Saarland zeigen. Der Riegelsberger Pilzsachverständige Tobias Thiel gibt bei einem Streifzug durchs Unterholz Tipps zum Sammeln.

 Der Pilz-Sachverständige Tobias Thiel aus Riegelsberg hält den vorzüglichen Steinpilz in seiner rechten und den giftigen gelben Knollenblätterpilz in der linken Hand. Foto: Fred Kiefer

Der Pilz-Sachverständige Tobias Thiel aus Riegelsberg hält den vorzüglichen Steinpilz in seiner rechten und den giftigen gelben Knollenblätterpilz in der linken Hand. Foto: Fred Kiefer

Foto: Fred Kiefer

Der Apotheker Tobias Thiel (34) befasst sich seit seinem 16. Lebensjahr mit Pilzen und ist in der Region ein gefragter Experte für alle Fragen rund um die essbaren, ungenießbaren und giftigen Gewächse in der Wald- und Feldflur, die weder zu den Pflanzen noch zu den Tieren zählen, sondern ein eigenes Reich bilden. Im Rahmen von Lehr-Wanderungen, Ausstellungen und Vorträgen gibt er sein Wissen an die Menschen weiter. Am Wochenende beteiligte sich Thiel an der Ausstellung der Pilz-Interessen-Gemeinschaft "Die Drieschlinge" in der TuS-Halle Herrensohr, einer der größten ihrer Art im südwestdeutschen Raum. Die nächste Lehrwanderung mit Treffpunkt um 10 Uhr an der Brunnen-Apotheke in Heusweiler führt er am kommenden Donnerstag, 10. Oktober.

Auf die Spur der 2500 in der Region bekannten Pilzarten kam er durch seinen Vater Rainer Thiel, der ebenfalls ein ausgewiesener Pilz-Sachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Pilzkunde (Mykologie) ist.

"Dank des ergiebigen Regens im September haben wir diesmal ein gutes Pilzjahr mit einer großen Population von Steinpilzen und anderen Röhrlingen, aber auch von den verschiedenen Arten an Knollenblätterpilzen", berichtet Thiel Junior, bevor er den Reporter der Saarbrücker Zeitung durch einen Laub-Mischwald bei Riegelsberg führt. Kaum zehn Schritte vom Weg entfernt, zeigt der Experte auf eine Gruppe von weiß bis gelbgrün gefärbten Pilzen, die aus dem mit verwelktem Laub bedeckten Waldboden sprießen. "Das ist der giftige zitronen-gelbe Knollenblätterpilz", sagt er, dreht ein Exemplar des hübsch anzuschauenden Pilzes aus der Erde und hält ihn dem Zeitungsmann unter die Nase.

Schon ein Pilz kann tödlich sein

"Riecht stark nach Kartoffelkeller", merkt er an. Und weiter sagt er: "Die kürzlich bekannt gewordenen schweren Vergiftungen bei zehn Personen sind mit ziemlicher Sicherheit durch den Verzehr des grünen Knollenblätterpilzes ausgelöst worden." Schon ein Pilz könne wegen seines hohen Giftgehaltes (Amanitin) schwere Leberschäden auslösen und sogar zum Tod führen. Thiel gibt den Rat, keine jungen Pilze zu sammeln, da zum Beispiel der junge Knollenblätterpilz leicht mit dem kleinen Champignon verwechselt werden kann. Und er warnt davor, Pilze zu sammeln, die nicht eindeutig als essbar erkannt werden. "Wer sich beim Pilze-Suchen zum Beispiel auf den leicht zu erkennenden Steinpilz konzentriert und die gesammelten Exemplare noch am gleichen Tag zubereitet, kann nie falsch liegen", sagt Thiel, als er mehrere junge Steinpilze findet und in seinen Korb legt.

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