Im Rathaus soll künftig die Sonne scheinen

Riegelsberg · Im Riegelsberger Gemeinderat wurde ein von der Bürgerenergiegenossenschaft Köllertal angeregtes Projekt vorgestellt: Eine Photovoltaikanlage auf dem Rathausdach soll Energie fürs Rathaus und das öffentliche Stromnetz liefern. Den Ratsmitgliedern gefiel das Vorhaben.

Die Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Köllertal will auf dem Dach des Riegelsberger Rathauses eine große Photovoltaikanlage bauen. Ein ähnliches Projekt hat die BEG im vergangenen Jahr auf der Kindertagesstätte Bengesen in Püttlingen realisiert. Bürgermeister Klaus Häusle (SPD ) erklärte in der jüngsten Gemeinderatssitzung, dass die BEG auf ihn zugekommen sei und ihm das Projekt vorgeschlagen habe. "Es ist ein sehr wichtiges Projekt, das uns in der Umsetzung unseres Klimaschutzkonzeptes unterstützt", sagte Häusle. Deshalb ließ er eigens die Tagesordnung der Ratssitzung erweitern, damit auch die Öffentlichkeit von diesem Projekt Kenntnis nehmen kann.

Der BEG-Vorsitzende Karl Werner Götzinger stellte das Projekt vor: 400 Photovoltaikmodule sollen auf dem Rathausdach installiert werden. Der erzeugte Strom kann zum Teil direkt im Rathaus verbraucht werden, überschüssige Energie wird ins Stromnetz eingespeist. Die erwartete Jahresproduktion liegt bei etwa 80 000 Kilowattstunden (KwH), etwa die Hälfte davon würde im Rathaus verbraucht werden. Im Eingangsbereich des Rathauses soll zudem eine "Visualisierungsanlage" installiert werden. Dabei handelt es sich um einen großen Monitor, auf dem jeder über Schaubilder die Ertragsdaten der Photovoltaikanlage anschauen kann. "Man sieht die Stromproduktion über den Tag, über den Monat und übers Jahr", so Götzinger. Auch Wetterdaten können - per Internet - angezeigt werden, und die Verwaltung kann den Monitor nutzen, um Rathausinfos anzuzeigen, wie etwa Öffnungs- oder Servicezeiten.

Götzinger nannte die wichtigsten Vorteile dieser Photovoltaikanlage: "Sie ist ein wesentlicher Beitrag zur Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes, denn sie bringt eine deutliche Verbesserung der Riegelsberger CO2-Bilanz."

Außerdem gehe die Verwaltung damit beim Klimaschutz mit gutem Beispiel voran und schaffe ein Projektfinanzierungsmodell für eine zukunftsweisende Bürgerbeteiligung. Verwaltung und Rat waren begeistert von dem Modell. So sagte Häusle: "Dies ist für Riegelsberg ein Vorzeigeprojekt." Stephan Müller-Kattwinkel (CDU ) nannte das Projekt "eine tolle Sache" und lobte: "Es hat sich herausgestellt, dass es sinnvoll ist, mit der BEG zusammen zu arbeiten." Ingbert Horn (SPD ) erklärte, die SPD unterstütze dieses Projekt, weil jedem bewusst sei, dass die Energiewende mit Windkraft alleine nicht zu schaffen sei. Einstimmig verabschiedete der Rat einen Grundsatzbeschluss, aus dem hervorgeht, dass er dieses Projekt unterstützt und die Verwaltung den Vertrag mit der BEG abschließen soll. Wenn der Vertrag abgeschlossen ist, kann es sofort losgehen.

Gebaut werden soll die Anlage von der Riegelsberger Firma Mons. Götzinger erklärte, dass die Photovoltaikanlage bereits am 1. Juli dieses Jahres in Betrieb genommen werden könnte. Die Gemeinde kostet es übrigens keinen Cent: die Anlage wird komplett aus dem Eigenkapital der BEG finanziert. Dafür gibt die BEG an ihre Mitglieder 200 Anleihen in Höhe von jeweils 500 Euro aus. Es wird auch ein Kontingent für Riegelsberger Bürger reserviert.

Infos zur Beteiligung bei der BEG, Tel. (0 68 06) 4 99 97 53.

beg-koellertal.de

Der Verein Fröhner Wald aus Holz ist ein Gegner der Windkraft und nicht eben ein Freund der Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Köllertal, die im Grundsatz die Windkraft befürwortet. Dieses Verhältnis scheint sich auch auf die Einstellung zu den Sonnenkraft-Projekten der BEG auszuwirken. Jedenfalls schrieb der Vereinsvorsitzende Horst Siegwart unmittelbar nach der Gemeinderatssitzung in einem Offenen Brief an Bürgermeister Klaus Häusle und die Fraktionsvorsitzenden: "Etwas überrascht hat uns der eingeschobene Tagesordnungspunkt und die spontane Absichtserklärung des Rates, der Bürger-Energie-Genossenschaft Köllertal die Gestellung einer Photovoltaikanlage auf öffentlichen Gebäuden vertraglich zu gestatten und gleichzeitig Strom über diese zu beziehen." Dem Grunde nach sei dies zwar ein nachvollziehbarer Gedanke, zumal das "erhebliche Betreiberrisiko" nicht auf Seiten der Gemeinde liege, "dennoch haben wir ernsthafte und begründete Zweifel, ob diese Vorgehensweise ohne Ausschreibung und ohne Alternativangebote öffentlichem Vergaberecht entspricht. Dies ist eine Frage, die letztendlich die Kommunalaufsicht zu prüfen hätte." Zum "Betreiberrisiko" ist noch die Anmerkung eingefügt, dass das "Referenzobjekt der BEG", also die Solaranlage auf dem Püttlinger Kindergarten, "Monat für Monat etwa 25 bis 30 Prozent unter Ertragserwartung" bleibe, was wiederum von der BEG eine "sehr gewagte Behauptung", die so nicht stimme, genannt wurde. Dass derzeit, bei winterlichem Wetter, weniger Strom als im Sommer fließe, sei jedenfalls normal.

Auch in der Ratssitzung war deutlich geworden, dass der Verein kein Freund der BEG ist. Denn als Karl Werner Götzinger die Vorteile der geplanten Photovoltaikanlage auflistete und dabei auch sagte "Um 10 000 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre heraus zu ziehen, braucht man über zehn Jahre etwa 680 Bäume ", erntete er höhnisches Gelächter. Götzinger konterte mit der Bemerkung: "Es überrascht mich doch immer wieder, dass es noch Leute gibt, die nicht wissen, dass Bäume CO2 aus der Atmosphäre ziehen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort