Hilfsbereitschaft sorgt für volles Haus

Riegelsberg · Werden 20 Leute kommen? Das war das bang gesteckte Ziel vor dem Info-Abend zur Koordination und Erweiterung der Flüchtlingshilfe in Riegelsberg. Es kamen fast 140 Menschen, aktive Helfer und solche, die wissen wollten, wie sie helfen können.

 Heiß wurde es am Dienstagabend im Haus Gabriel, fast drei Stunden saßen die Menschen gedrängt bei schweißtreibenden Temperaturen , um sich über die Situation der Flüchtlinge in Riegelsberg und Lebach informieren zu lassen und um über die Hilfe vor Ort zu beraten. Einige Besucher waren auch von auswärts gekommen, um das Riegelsberger Patenschafts-System kennenzulernen. Foto: Helge Gilcher

Heiß wurde es am Dienstagabend im Haus Gabriel, fast drei Stunden saßen die Menschen gedrängt bei schweißtreibenden Temperaturen , um sich über die Situation der Flüchtlinge in Riegelsberg und Lebach informieren zu lassen und um über die Hilfe vor Ort zu beraten. Einige Besucher waren auch von auswärts gekommen, um das Riegelsberger Patenschafts-System kennenzulernen. Foto: Helge Gilcher

Foto: Helge Gilcher

"Riegelsberg hilft" - dieses Fazit kann man nach einer fast dreistündigen Informationsveranstaltung für Flüchtlingshelfer im Haus Gabriel ziehen. Eingeladen hatten die Landtagsabgeordnete Birgit Huonker (Linke) und Gemeinderatsmitglied Jutta Christmann (CDU ), die sich seit Monaten um Flüchtlinge kümmern, die aus der Landesaufnahmestelle Lebach nach Riegelsberg übersiedelt sind. Huonker gilt als Initiatorin: Vor rund einem Jahr begann sie ein Patensystem aufzubauen (Bericht folgt), dem mittlerweile zehn Einzelpersonen aus Riegelsberg und Walpershofen sowie die Ausbildungs- und Beschäftigungsförderungsgesellschaft (ABG) angehören.

Vor Beginn des Info-Abends am Dienstag hatte Huonker noch gebangt: "Wenn 20 Leute kommen, bin ich zufrieden." Es kamen 137! Der Saal im Haus Gabriel war für 45 Personen bestuhlt, weitere Stühle mussten hineingequetscht werden, trotzdem standen viele an den Seitenwänden oder saßen auf dem Boden. "Ich bin erschlagen. Was wir hier heute erleben, ist wunderbar. Das ist Riegelsberg live, ich bin stolz hier zu wohnen", strahlte Birgit Huonker . Sie betonte, dass die Veranstaltung keine Aktion der Linken oder der CDU sei: "Es ist eine Veranstaltung der Humanität!"

Helge Gilcher vom DRK-Landesverband informierte zunächst über die Lage in der Landesaufnahmestelle Lebach. Er schilderte die Fluchtwege, welche die dort ankommenden Menschen genommen haben: "95 Prozent kommen aus Syrien. Sie sind über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn, und Österreich zu uns gekommen. Sie haben einen schrecklichen Weg hinter sich. Wenn sie in Lebach ankommen, sind sie gezeichnet." Gilcher schilderte auch, wie den Menschen in Lebach geholfen wird, wie sie untergebracht sind, wie groß die Hilfsbereitschaft der Saarländer ist. Geschildert wurden auch Einzelschicksale, wie das des syrischen Vaters, der auf dem Fluchtweg über das Meer nach dem Kentern des Schiffes versuchte, seine Familie vor dem Ertrinken zu retten. Frau und zwei Töchter konnte er retten, der zweijährige Sohn ertrank.

Christian Schell von der Gemeindeverwaltung Riegelsberg schilderte die Probleme bei der Unterbringung der Flüchtlinge : "Die Gemeinde hat nicht genügend Wohnraum und sucht händeringend geeigneten Wohnraum." Kerstin Halladin, die Geschäftsführerin der ABG, berichtet von einer überwältigenden Hilfs- und Spendenbereitschaft der Bürger: "Wir hoffen, dass uns noch mehr Leute unterstützen, das System hier in Riegelsberg finde ich top." Jutta Christmann stellte in den Mittelpunkt, dass weitere Paten gesucht werden: "Wir brauchen Leute mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Jeder, der eine bestimmte Gabe hat oder auf etwas spezialisiert ist, wird benötigt." So zum Beispiel jemand, der Fahrräder reparieren oder einen PC installieren kann. Oder Leute mit Auto und Anhänger, um Möbel zu transportieren. Oder Menschen, die Lust und Zeit haben, mit Flüchtlingskindern zu spielen oder mit Flüchtlingen ins Kino oder Café zu gehen. "Die Menschen, die hier bei uns sind, sind Asylbewerber, sie haben noch keine Anerkennung als Flüchtlinge . Das bedeutet, dass sie nicht arbeiten dürfen und froh sind, wenn man ihnen hilft, etwas Abwechslung in den Tag zu bringen", erklärte Huonker.

In der abschließenden Diskussion erklärten viele ihre Bereitschaft, als Paten mitzumachen oder anders zu helfen. "Ich hätte niemals damit gerechnet, dass so viele mitmachen wollen", sagte Huonker erstaunt.

Wer helfen will, kann sich an Birgit Huonker wenden, Mail: b.huonker@landtag-saar.de

Zum Thema:

Auf einen Blick Gesucht werden für die in Riegelsberg und Walpershofen lebenden Flüchtlinge : Lampen, Elektrogeräte, Haushaltsgeräte, Kleidung, Schuhe, Babyausstattung, Geschirr, Heimtextilien, Bett- und Kissenbezüge, Decken, Handtücher, Betten, Kleinmöbel, Regale, Kleiderschränke bis maximal zwei Meter Breite, Tische, Stühle , Sofas und Sessel. Wer spenden will, kann sich mit der ABG in Verbindung setzen unter Tel. (0 68 06) 95 21 50. dg

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort