Hier spricht der Dichter

Saarbrücken · Er ist 17 Jahre alt und hat ein nicht alltägliches Hobby: René Kartes aus Riegelsberg schreibt Gedichte, betreibt einen Internet-Blog und wurde just von Deutschlandradio Kultur ausgezeichnet.

 René Kartes ist überzeugt, dass es beim Dichten vor allem auf die Routine ankommt. Foto: Burkhardt

René Kartes ist überzeugt, dass es beim Dichten vor allem auf die Routine ankommt. Foto: Burkhardt

Foto: Burkhardt

Mit einer Portion Rigatoni kommt René Kartes (17) zum Termin. "Wir hatten gerade Coopertest, und ich habe noch nichts gegessen." Beim Coopertest wird im Sportunterricht die Ausdauer geprüft, das zehrt natürlich.

Er nimmt einen großen Bissen und setzt sich. René Kartes ist eigentlich ein ganz normaler Jugendlicher, der die elfte Klasse des Schlossgymnasiums besucht. Allerdings hat er ein nicht ganz alltägliches Hobby: Er schreibt Gedichte . Und zwar preisgekrönt sogar: gerade hat er den "lyrix"-Preis für Nachwuchsdichter von Deutschlandradio Kultur gewonnen.

Seine Mitschüler interessieren sich weniger für sein Hobby. "Von ein, zwei Mitschülern habe ich gesagt bekommen: ,Das ist ja ganz nett'", erzählt er. Auf seinem alten Blog (Internet-Tagebuch) hatte er aber immerhin 5000 sogenannte "Follower", also regelmäßige Leser. Seit einigen Wochen hat er einen neuen Blog eröffnet. Mit dessen Inhalt kann er sich besser identifizieren. "Ich bin sehr selbstkritisch. Ich lösche teilweise Sachen nach einem Tag wieder, wenn zum Beispiel ein einziges Wort nicht passt", sagt René.

Über die Erwartung, dann habe er bestimmt auch Deutsch als Leistungskurs, amüsiert er sich. Der 17-Jährige holt eine Klassenarbeit aus seinem Rucksack und zeigt lachend auf die sieben Punkte. "So gut bin ich: Befriedigend", sagt er mit ironischem Unterton. "Ich schreibe zu kompliziert, außerdem sind mir die Aufgabenstellungen im Deutschunterricht meistens nicht kreativ genug." Auch die Schullektüren bis zur zehnten Klasse habe er eigentlich nie gelesen. Zu seinen Gedichten ließ sich René anfangs von Liedtexten inspirieren - er hat selbst Gitarre in einer Band gespielt.

Renés Gedichte sind inhaltslastig, als Grundlage hat er schon häufig Geschichtsereignisse genutzt. Er arbeitet gern mit Symbolen und setzt sarkastische Mittel ein. Beim Treffen zeigt er auf seinem Smartphone ein Gedicht, das er auf der Toilette verfasst hat. Fürs Schreiben braucht er keinen besonderen Anlass, manchmal hat er einfach eine Idee, er kann sich aber auch dazu zwingen.

"Ich glaube, beim Schreiben kommt es weniger auf Talent an, es ist eher die Routine." Am wichtigsten sei es, dass der Lesefluss stimmt. Anfangs habe er sich auch schwer getan mit dem Sprachrhythmus, erzählt er, aber nun finde er ihn automatisch. "Ich bin viel lockerer geworden". René ist zuversichtlich, dass er eine Zukunft hat als Dichter. Bereits jetzt verdient er mit dem Schreiben Geld Er habe da eine Nische gefunden, im Bereich der Computerspiele, erzählt er. Studieren will der Jung-Dichter, entgegen allen Erwartungen, aber doch lieber BWL - mit dem erklärten Ziel, Unternehmer zu werden. Bis dahin will er nach dem Abi nächstes Jahr aber erst mal ins Ausland, am liebsten nach Kanada als Au pair. Gedichte schreiben kann man ja überall.

Gedichte von René Kartes gibt es auf seinem Blog www.hirnperfusion.tumblr.com zu lesen.

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